Felix Magath steht an einer Supermarktkasse und möchte seinen Einkauf bezahlen. Da fragt ihn die Kassiererin "Sammeln sie Punkte?".
Ich muss zugeben, dass mir diese als eine der vielen Bundesligakarikaturen ein Schmunzeln abverlangen konnte. Aber warum?
Naja, Magath hat an dieser Supermarktkasse vermutlich an einem Tag für etwa 30 Millionen Euro in der Second-Hand Abteilung eingekauft. Er selbst – und die Schalker Chef-Etage – war wohl davon ausgegangen, dass das automatische Payback-Punkte-System auch in der Bundesliga anwendbar ist. Es gibt zwar genügend Einzelhändler bei denen das Punktekonto sich regelmäßig erhöht, allerdings kaufen diese – aus Hoffenheim oder München kommend – nicht in den Supermärkten, sondern mühen sich über Fernhandelsstraßen ungebrauchte Schnäppchen aus exotischen Ländern zu ergattern.
Das größte Problem auf Schalke: Das bestfunktionierende Payback–System hat der Erzrivale. Das konnte man am Wochenende eindrucksvoll beobachten. Guido hatte mich noch während des Spiels per SMS darauf aufmerksam gemacht: "Guck dir das an: Dortmund kauft für 350.000 zwei Tore im Derby und Schalke bekommt für 30 Millionen nichts."
Dass später Huntelaar noch den unbedeutenden Ehrentreffer erzielte, tut dann auch nichts mehr zur Sache. Denn auch 30 Millionen für einen unbedeutenden Ehrentreffer reichen nicht als Rechtfertigung für die Panik-Einkäufe von Schalke 04.
"Die Tabelle steht Kopf.", bemerkte ich ein wenig später bei unserem Telefonat, doch sofort wiedersprach mir Guido harsch: "Kopf steht da gar nichts. Man kann nach vier Spieltagen durchaus sagen, wer oben und wer unten steht. Sicherlich wird es noch kleinere Änderungen geben und das Ganze ist keinesfalls sattelfest, jedoch sind Tendenzen zu erkennnen. Und diese Tendenzen – ob sie selbstbestimmt, wie auf Schalke, oder fremdbestimmt, wie in Bremen sind- setzen sich meistens durch."
"Fremdbestimmt?", erwiderte ich fragend.
"Ja, ich meine, diese ganze Verletzungen. Es hat ja schon einen Sinn, dass Pizzaro normalerweise stürmt und das Mertesacker und Naldo verteidigen, wenn alle fit sind. Der Qualitätsunterschied ist durchaus zu beobachten." "Keine Frage!"
Guido fuhr fort: "Um zu den Tendenzen zurückzukehren: Es scheint nunmal, dass sich eine Mainzer Mannschaft – so unwirklich wie das erscheinen mag – dauerhaft festbeißen kann im oberen Drittel. Ich bin wirklich der Meinung, dass Tuchel mit seinen Jungs längerfristig oben dran bleibt. Und das hat einen guten Grund: Tuchel hat ein klares Konzept."
"Haben das nicht alle?", fragte ich.
"Im Grunde genommen ja. Die Einen mehr die Anderen weniger. Doch die Ausarbeitung ist der Punkt. Die Liebe zum Detail. Denn die taktische Grundordnung, gespickt mit feinen Raffinessen und unterstützt von konstruktiver und kontinuierlicher Trainingsarbeit, kann den Unterschied machen. Auch mit weniger finanziellen Mitteln und dementsprechend kargerem Spielermaterial."
"Die Liebe zum Detail. Das hatte ich auch schon mal von meiner Frau gehört."
Guidos Guide ist die neue Fußball-Kolumne der Wettbasis. Jeden Dienstag geht es um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.