“Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Podolski wirklich nach London wechselt oder nicht.”, sagte Guido und legte eine bewusste Pause ein, um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. “Mit dem Rauswurf von Sportdirektor Volker Finke hat der FC gezeigt, dass intern ein Machtkampf tobte. Wie stark dieser Machtkampf mit Podolski zu tun hatte, ist sicherlich schwierig zu beziffern, aber der Umstand, dass Podolski in Köln gerade jetzt noch mehr im Vordergrund steht, weist daraufhin, dass es in diesem Machtkampf auch um die Nummer 10 ging.”
“Das eröffnet dann doch Szenarien, in denen Poldi in Köln bleibt.”, resümierte ich.
“Ich weiß es nicht.”, sagte Guido, “was ich weiß, ist, dass Podolsi für diesen Verein unersetzbar ist. Guck dir das Spiel gegen Berlin an. Jede gefährliche Aktion ging von Podolski aus. Seine Spielzüge sind anders, als die des Restes der Mannschaft. Auf dem Platz konnte da fußballerisch nur Raffael mithalten. Vielleicht lehnen sich die anderen Spieler beim FC auch an Podolski an und würden etwas mehr Eigenständigkeit entwickeln, wenn Podolski nicht da wäre. Die Spiele ohne ihn bestätigen das bisher nicht.”
“Am nächsten Wochenende können wir das ja wieder beobachten. Podolski hat sich schließlich seinen ersten Bundesliga Platzverweis abgeholt.”, sagte ich.
“Er geht schon aggressiv in die Szene rein; die haben sich auch mit Sicherheit genug beleidigt, um vom Platz zu fliegen. Mit der Begründung vom Schiedsrichter, Podolski habe den Berliner irgendwie tätlich angegriffen ist die Rote Karte natürlich Quatsch.”, antwortete Guido.
“Eine ganze Saison ohne Podolski – das hält Köln nicht aus”, meinte ich.
“Der Meinung bin ich auch. Zumal sich die Bosse beim FC fragen müssen, was der Vorteil für den Klub sein soll. Man verliert nicht nur die große Identifikationsfigur, sondern gewinnt auch noch praktisch nichts. Selbst wenn es 15 Millionen Euro Ablöse gäbe, müssen 10% an den FC Bayern München abgeführt werden. Außerdem hat der FC beim Rückkauf nur einen sehr geringen Eigenanteil gehabt, entsprechend wenig kommt dem FC von der Ablöse auch wieder zu Gute. Fußballerisch wird man mit dem bisschen, was man behält nicht im Ansatz das ersetzen können, was man verliert. So viel ist sicher.” Guido schloß die Beweisaufnahme.
“Auch Claudio Pizzaro konnte am Wochenende in der Kategorie “skurile Platzverweise” punkten”, verwies ich auf den Bremer.
“Ohne Frage”, antwortete Guido, “was sich der Bremer Angreifer dabei gedacht hat, ist mir schleierhaft. Wahrscheinlich hat er seinen peruanischen Nationalmannschaftskollegen aus Hamburg am letzten Wochenende im Tiefflug beobachtet und dachte sich, er müsse jetzt auch mal ein Zeichen setzen. Außerdem konnte der andere ja weiterspielen, dann ist das Ganze nicht so wild.”
“Die Ohrfeige, die er Emanuel Pogatetz verpasst hat, ist aber auch nicht von schlechten Eltern. Schön von unten ausgeholt und von vorne bis hinten durchs Gesicht gewischt.”, sagte ich.
“Das lustigeste an der Aktion ist im Grunde seine Begründung. Er hatte schließlich genug Restspielzeit vor sich, um sich einen guten Satz auszudenken für das Interview. Das Spiel war auch bald entschieden.”, sagte Guido.
“Nur wirklich plausibel ist die Ausrede nicht ausgefallen”, antwortete ich, “den beschriebenen Arm, den er wegdrücken wollte, kann man im Video selbst mit ausgiebiger Veranlagung zur Fantasie nicht sehen.”
“Vielleicht hätte er mit einer anderen Geschichte seiner Version Ausdruck verleihen sollen – da war das mit dem Doping in der Zahnpasta durchaus konkurrenzfähig.”
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