Am 25. November 2022 jährt sich der Todestag von Diego Armando Maradona zum zweiten Mal. Die Wettbasis Doku über Maradona soll ein anderes Licht auf einen der größten Fußballer aller Zeiten werfen.
Im Zuge dessen äußerten sich Weltmeister Guido Buchwald, im Finale 1990 der direkte Gegenspieler Maradonas, und dessen guter Freund Sergio Goycochea bei Wettbasis zu Wort.
Die beiden unterstreichen die Wichtigkeit von Diego Maradona für Argentinien und den Fußball generell, sprechen über die tragischen Bilder abseits des Fußball-Feldes und werfen einen Blick zurück auf das WM Finale 1990.
Sneak Peek: Sergio Goycochea über Diego Maradona
Goycochea über Diego Maradona: “Wir waren fast wie eine Familie”
“Es ist sehr traurig. Ich finde Diego war noch zu jung. Er hat am Ende Bilder hinterlassen, die niemand so sehen wollte. Sein Tod tut uns Argentinier immer noch sehr weh”, Sergio Goycochea fasst die Gedanken und Gefühle vieler zusammen.
Er stand insgesamt zwölf Mal gemeinsam mit Diego am Feld für Argentinien. Doch das spiegelt nicht wieder, wie die beiden zueinander standen.
“Für mich war es anders. Wir waren nicht nur Mitspieler, sondern fast wie eine Familie. Mit Dalma, Gianina und Claudia sind wir gemeinsam aufgewachsen. Wir sind heute noch immer gute Freunde mit Claudia und seinen zwei Töchtern. Wir waren eben nicht nur Mitspieler, sondern auch Teil der Familie, sind gemeinsam aufgewachsen”, reflektiert Goycochea.
Am 25.11. jährt sich der Todestag erneut, pünktlich zur Weltmeisterschaft, dem Wettbewerb der Maradona so berühmt machte, wie er heute ist. Obendrein startet Argentinien einen Tag später in das Turnier. “Kurz vor einer WM sehen wir immer wieder unglaublich viele Bilder von ihm. Man hat immer noch das Gefühl, dass es nur eine Lüge ist, dass er nicht mehr unter uns ist.”
Goycochea: “War verloren und verwirrt”
Goycochea betont, wie wichtig der Superstar für Argentinien, aber auch den Fußball an sich war: “Die Liebe zu Diego ist unendlich und wird immer unendlich bleiben. Er hat uns so viel Freude bereitet. Er hat uns in der Fußball Welt für viele Jahre repräsentiert.”
Doch nicht nur mit seinem Flair, Spielwitz und seiner unglaublichen Qualität hat Diego für Schlagzeilen gesorgt. Auch abseits des Platzes und vor allem nach seiner Karriere, sehr zum Bedauern seines Freundes.
“Nein, am Ende war es nicht schön. Unabhängig von den ganzen Streitereien, am Ende seines Lebens hat man gesehen, dass es ihm nicht gut ging, auch bei seinem letzten öffentlichen Auftritt anlässlich seines 60. Geburtstags.
Ich meine damit nicht, dass er mit einen Stock gelaufen ist, sondern dass man das Gefühl hatte, er war verloren und verwirrt. Aber naja, es ist so gekommen und es tut sehr weh.”
Der heute 59-Jährige war im WM Finale 1990 der Torhüter Argentiniens und somit Teil einer der größten sportlichen Niederlagen von ‘El Pibe de Oro’ (“Goldjunge”). Auf der anderen Seite des Platzes stand Guido Buchwald.
Buchwald über Diego Maradona: “Unglaublich hohe Achtung vor ihm”
Dem deutschen Verteidiger ist gelungen, was wohl nur die Wenigsten von sich behaupten können: Diego Maradona komplett aus dem Spiel genommen zu haben. Welche Präsenz der Offensivspieler war, betont auch Guido Buchwald.
“Ich habe mich intensiv auf das Duell vorbereitet. Franz Beckenbauer hat mich im Training zur Seite genommen und gesagt: ‘Das ist dein Gegenspieler, das machst du’ und hat mir noch ein paar Tipps gegeben. In der Nacht davor hatte ich auch nur die Gedanken ‘Wie kann man ihn ausschalten, was kann man am besten machen?’, so Buchwald.
Und wie hat er es schlussendlich geschafft? “Für mich war es wichtig ihm wenig Ballkontakte zu geben, also schon den Passweg zu zumachen, indem ich versuche den Diego dort hin zu schieben, wo ich ihn haben möchte. Damit er an der Outlinie angespielt werden muss, so konnte er nicht in alle Richtungen ein Dribbling ansetzen.
Und natürlich immer vom Tor weggeschoben, damit er gar nicht in die gefährliche Zone kommt. Das waren so meine Gedankenspiele, ihm die Lust am Fußball zu nehmen. Ich glaube das ist ganz gut gelungen.”
Doch obwohl Deutschland die Revanche für das verlorene WM-Finale 1986 geglückt ist und Maradona sein zweiter Titel damit verwehrt blieb, gab er sich vorbildlich. Diesen Ruf hatte Die Hand Gottes ja nicht immer.
Buchwald unterstreicht: “Persönlich habe ich ihn als super Sportsmann erlebt, auch nach dem Spiel hat er noch fair gratuliert, hatte aber natürlich Tränen in den Augen. Er war immer ein fairer Sportsmann, hat am Feld versucht mit seinem großen Können das Spiel für sein Team ins Positive zu drehen. Deshalb habe ich eine unglaublich hohe Achtung vor ihm, was er auf dem Feld geleistet hat.”
Guido Buchwald über Diego Maradona
“Klopfen die falschen Leute auf die Schulter”
Doch auch der 61-Jährige kommt nicht umhin, sein Privatleben zu bedauern: “Natürlich ist es schade, dass er außerhalb vom Platz sein Leben nicht so in Ordnung gehabt hat. Das tut für mich unheimlich weh, dass er als so großer Fußballer, der den Fußball weit nach oben gebracht hat, dass der sein Leben außerhalb vom Fußballplatz nicht so im Griff gehabt hat.”
“Ich glaube auf ihn ist unheimlich viel eingeprasselt, schon als 17- und 18-Jähriger, hat man ihn hofiert. Ich glaube er hat die reale Welt nie kennen gelernt und musste, soweit ich das mitbekommen habe, für seine ganze Familie sorgen. Er kam ja aus einem ganz armen Viertel in Argentinien”, sucht Buchwald nach Erklärungen.
Und weiter: “Für seine Familie war er dann der ganz große Hoffnungsträger, was für ihn schon eine ganz große Last war. Man hat natürlich, wenn man ein so großer Fußballer ist, sehr viele Schulterklopfer, da klopfen einem oft eben auch die falschen Leute auf die Schulter.”
Buchwald über dessen Spitznamen Diego
Was für einen Einfluss Diego Maradona auf die damalige Popkultur und den Sport hatte, zeigt auch eine andere Anekdote von Guido Buchwald.
Als sich der Verteidiger technisch stärker präsentierte als gedacht und im Training Tricks auspackte, bekam er den Spitznamen ‘Diego’. Buchwald erklärt: “Der Klaus Augenthaler hat irgendwann gesagt zu mir: ‘Du spielst ja wie ein Diego im Training’.”
“Danach ging die WM wie ein Traum für mich los, die ersten Spiele gewonnen, dann gegen die Niederlande einen Übersteiger gemacht. Danach hat schon ein Reporter angefangen mit ‘Der spielt ja wie der Diego’.”
Schon damals war der Einfluss von Diego Maradona allgegenwärtig. Das hat sich auf zu seinem zweiten Todestag nicht verändert.