Nach dem Foto-Finish am Ende der abgelaufenen Spielzeit, wird die Saison 2023/24 natürlich mit enormer Spannung erwartet. Guido Buchwald liefert in seiner Bundesliga Prognose die Antwort, ob es erneut so spannend wird.
Seine 334 Bundesliga-Spiele absolvierte Buchwald hauptsächlich für den VfB Stuttgart, mit denen er auch zweimal Meister wurde.
In seiner Bundesliga Prognose blickt Guido Buchwald aber natürlich nicht nur auf Stuttgart, sondern vom Rennen um die Meisterschaft, über jenes für die internationalen Plätze, bis hin zum Abstiegskampf.
Bundesliga Prognose: Buchwald glaubt an Gladbach-Abstieg
Wettbasis: In dieser Zusammensetzung haben wir uns schon bei der Weltmeisterschaft diskutieren dürfen. Die neue Bundesligasaison, wird sie so spannend wie die vergangene? Was sagt Guido Buchwald?
Guido Buchwald: “Ich hoffe mal. Also in der Abstiegssituation wird sie mit Sicherheit wieder so spannend. Da bin ich überzeugt davon, weil es da wieder vier, fünf Vereine gibt, die auf Augenhöhe sind und für die das große Ziel Klassenerhalt bedeutet.
In der Spitze bin ich jetzt, mit den Neuverpflichtungen, noch nicht so richtig d’accord, ob es so spannend wird. Die Frage ist natürlich immer noch: Kane zu Bayern, und was macht Leipzig?
Die Leipziger haben für mich eigentlich einen unheimlich guten Kader, haben aber leider den einen oder anderen Star abgeben müssen. Ich habe eigentlich gehofft auf Leipzig und auf Leverkusen, dass sie den Bayern Paroli bieten können.
Bei den Dortmundern ist es das gleiche, die haben einen guten Kader, haben aber auch wieder den einen oder anderen Spieler abgeben müssen. Einen Superstar im Prinzip. Da müssen sie sich erst wieder finden.
Meine Hoffnung ist, dass Bayern auch erstmal noch ein bisschen braucht, um sich wieder zu finden. Denn die Saison war für Bayern wirklich, trotz Meistertitel, sehr angespannt und es hat sehr viel Bewegung gegeben. Es ist immer die Frage, wie schnell sich Bayern München mit der neuen Mannschaft zurechtfindet.
Aber ich traue Thomas Tuchel natürlich zu, dass er sehr schnell seine Idee, seine Gedanken über die Spielweise Bayern Münchens umsetzen kann. Und die haben natürlich einen großen Bonus für mich, mit Kim in der Abwehr. Denn da haben sie immer Probleme gehabt.
Sei es in der Defensiv-Bewegung, weil sie sehr hoch pressen, da ist Kim der ideale Spieler dafür, um die Restverteidigung zu sichern, und da befürchte ich eigentlich ein bisschen, dass Bayern wieder vorneweg marschiert.”
Der Kane-Transfer würde die Bayern natürlich nochmal auf ein anderes Niveau heben. Aber Sie haben schon Leipzig angesprochen. Sehen Sie die als den größten Bayern-Herausforderer?
Buchwald: “Ja, sehe ich. Ich traue Leipzig am ehesten zu, mit ihrer Mannschaft den Bayern Paroli bieten zu können. Wen man nicht vergessen darf, auch wenn die Vorbereitung bisher ein bisschen holprig war, ist Bayer Leverkusen.
Die haben sich auch sehr, sehr gut verstärkt und haben natürlich mit Xabi Alonso einen Trainer, der international ganz genau weiß, was zu tun ist. Und er weiß, wie eine Mannschaft zusammenzustellen ist. Er hat eine riesige Erfahrung, auch wenn er als Trainer erst kurzfristig die Erfahrung hat.
Aber er ist ein Trainer, der schon als Spieler unheimlich viel Erfahrung gesammelt hat und immer der verlängerte Arm des Trainers war. Er weiß also, wie man ein Spiel liest, er weiß, wie man eine Mannschaft zusammenstellt.
Deshalb bin ich meiner Meinung nach überzeugt, dass Leverkusen und Leipzig die großen Herausforderer sein könnten, für Bayern München.”
Guido Buchwald: “Stuttgart zwischen Platz 10 & 14”
Xabi Alonso ist schon ein großes Plus für Bayer Leverkusen, im Vergleich zu den Jahren zuvor. Aber wie in jeder Saison, denke ich mal, wird es auch dieses Jahr einen Überraschungs-Club geben. Union Berlin war es in der letzten Saison. Sehen Sie sonst einen Überraschungsgast oben in der Tabelle?
Buchwald: “Leider nicht, bis auf die üblichen Verdächtigen. SC Freiburg, finde ich, ist unheimlich gewachsen und macht wie immer einen super Job. Zur Meisterschaft wird es zwar mit Sicherheit nicht reichen. Aber die werden da oben, glaube ich, auch wieder mitspielen.
Bei Union Berlin, weil das gerade angesprochen wurde, würde ich sagen, da ist es spannend, wie sie jetzt den nächsten Schritt schaffen. Auch mit Stadion und Champions League. Denn die Freiburger haben das sukzessive super hingebracht, über Jahre jetzt.
Union ist da am Anfang, ein bisschen hinter Freiburg, finde ich. Das ist die spannende Frage, wie schaffen sie das, sich kontinuierlich da oben festzusetzen. Sie müssen auch immer wieder mit Abgängen zurechtkommen. Es wird immer der eine oder andere Spieler sehr interessant sein, der bei Union spielt. Für andere Vereine, die eventuell mehr Geld haben, die vielleicht vom Namen her noch ein bisschen über Union stehen.
Von daher wird es spannend sein, Union in dieser Saison zu beobachten. Ob und wie sie den nächsten Schritt schaffen. Zu den Überraschungsmannschaften nochmal: Es wird immer eine geben, das ist richtig. Aber ich sehe außer dem SC Freiburg momentan nicht so richtig eine Mannschaft, wo ich denke, die kann jetzt in die Champions League eintreten.”
Was wird denn mit Wolfsburg sein?
Guido Buchwald: “Ja, absolut. Ich wollte das eigentlich auch gerade noch ergänzen. Wolfsburg ist vielleicht eine Mannschaft, bei der man sich vorstellen könnte, dass die wirklich da oben anklopfen können, im Endeffekt.
Weil die Mannschaft auch ein bisschen gewachsen ist. Außerdem ist Nico Kovac für mich wirklich ein hervorragender Trainer, der ruhig und sachlich arbeitet und eine Mannschaft entwickeln kann.
Wenn man ihm die Zeit gibt, und ich glaube in Wolfsburg gibt es die Zeit, dann kann man sich schon vorstellen, dass die Wölfe vielleicht eine kleine Überraschung hinbringen können.”
Bei Stuttgart und Hoffenheim erwarten viele eine bessere Saison, als letztes Jahr. Gladbach, mit den vielen Abgängen und der FC Köln müssen aufpassen, dass sie nicht unten reinrutschen. Sebastian Hoeneß ist ein ruhiger, sachlicher, kompetenter Trainer. Sie sind da sehr nahe dran, wie schätzen sie das ein?
Buchwald: “Ich sehe das auch so. Ich bin auch sehr optimistisch bei meinem VfB, dass die dieses Jahr nichts mit Abstieg zu tun haben werden. Das hat natürlich auch ein bisschen was mit den Aufsteigern zu tun, auf der einen Seite.
Auf der anderen Seite versuchen wir, die sportlich Verantwortlichen, Sebastian Hoeneß und Fabian Wohlgemuth wirklich, sachlich und ruhig und ehrlich, den Kader so zusammenzustellen, dass da auch wieder die Mentalität stimmt.
Sebastian Hoeneß hat das letztes Jahr schon gezeigt, wie er sich die Mannschaft vorstellt und wie die Mannschaft aber auch marschiert unter ihm. Mit Alexander Nübel, nachdem die Torwart-Situation immer ein großes Fragezeichen war, hat man sich gut bestückt.
Da hat man sich hervorragend verbessert. Auf der anderen Seite haben wir mit Dennis Seimen ein Talent, das ich eventuell schon für die erste Mannschaft gesehen hätte. Warum soll nicht ein 17-Jähriger mal reinspringen, wenn die Mannschaft intakt ist?
Das Defensivverhalten des VfB Stuttgart hat sich weiter verbessert. Die Säulen, Stand heute, bleiben. Von daher denke ich, dass der VfB vielleicht keine positive Überraschung ist, aber eine ordentliche Saison spielt, und das heißt für mich, zwischen Platz zehn und 14 enden wird.
Wer für mich noch positiv überraschen könnte, ist der FC Augsburg. Die haben auch gezielt gut eingekauft, und sie haben auch letztes Jahr gegen große Vereine immer wieder gezeigt, was sie können und drauf haben. Sie haben nur gegen vermeintliche Mit-Abstiegskandidaten schlecht gespielt, beziehungsweise schlecht gepunktet.
Aber das Potenzial hatten sie schon letztes Jahr für einen ordentlichen Mittelfeldplatz. Sie haben sich ordentlich verstärkt, und das Gerüst ist geblieben. Daher denke ich, dass Augsburg etwas Positives dieses Jahr bewegen kann in der Liga.
Bei Mönchengladbach, da bin ich total dabei. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Bis jetzt, man weiß ja nicht, was in den nächsten Wochen noch passiert, hat sich die Mannschaft wirklich ausgedünnt. Man braucht ein neues Gerippe, und das wird sehr schwer für Mönchengladbach.
Bei den Kölnern denke ich immer: Klar kommt Köln unter Baumgart über das intensive Spiel, das wird auch immer so sein unter ihm, aber die können auch marschieren. Und mit seiner Motivation denke ich schon, dass die das auch mit einem guten Mittelfeldplatz wieder hinbringen können.
Die Aufsteiger kämpfen natürlich um den Abstieg. Heidenheim ist für mich so ein Fragezeichen. Die könnten unheimlich positiv überraschen. Vor allem zu Hause, in ihrem kleinen Stadium, mit ihrem Publikum, mit ihrer Mentalität, können sie bestimmt das schaffen, was Bochum die letzten zwei Jahre gelungen ist. Diesmal könnten die Heidenheimer das hinbringen.
Bei den Darmstädtern bin ich ein bisschen skeptisch, das wird sehr schwer.”
Guido Buchwald über Gladbach: “Abstiegskandidat”
Runden wir das ganze hier mit unseren Tipps ab. Soll heißen: Meister, Champions League-Teilnehmer und natürlich auch die Abstiegskandidaten. Was sagt Guido Buchwald?
Guido Buchwald: “Die ersten vier, da fangen wir von oben an, natürlich Bayern München, Leipzig, Dortmund, Leverkusen.
Wen sehen wir dann in der 2. Liga wieder?
Buchwald: “Darmstadt wird einer der großen Abstiegskandidaten sein, und Heidenheim kämpft um die Relegation.
Die Bochumer muss man auch sagen, könnten eventuell sogar ein bisschen überraschen, aber die werden sich auch wieder da unten wahrscheinlich aufhalten.
Und Mönchengladbach. Das sind für mich die Kandidaten, die ich momentan sehe, die es sehr, sehr schwer haben werden, die Klasse zu halten.”
Wenn Sie sich festlegen müssten auf zwei Absteiger?
Buchwald: (lacht) Ich muss mich nicht festlegen, aber Darmstadt würde ich schon sagen. Der zweite Absteiger ist schwer zu sagen.
Da gibt es, sechs, sieben Mannschaften, die um den Abstieg kämpfen, die vom Leistungsniveau und vom Kader her sehr ähnlich aufgebaut sind. Wo natürlich Mönchengladbach dabei ist, wo die Heidenheimer durch ihre Mentalität viel kompensieren können, aber vielleicht von der Qualität her nicht ganz überzeugen können.
Es ist sehr schwierig. Wenn ich noch einen raushauen muss, dann sage ich noch Mönchengladbach. Die Heidenheimer schaffen die Relegation. Bei Heidenheim ist ja von meiner Seite ein bisschen Herz dabei.”
Vielen Dank also ins Schwabenland.