Als Spieler brachte es Thomas Brdarić auf 204 Spiele in der Bundesliga, die meisten im Sturmzentrum von Bayer Leverkusen.
Doch auch für Wolfsburg, Düsseldorf, Stuttgart, Fortuna Köln oder Hannover 96 war der heute 48-Jährige im Einsatz.
Vor dem 2. Spieltag der Bundesliga haben wir mit Thomas Brdarić bei Beidfüßig gesprochen. Sein Traineramt in Kuwait, das Potenzial von Leverkusen, Spielerverlust beim VfB und ein Blick auf die 2. Bundesliga.
Wettbasis: Wir haben einen besonderen Gast, nämlich Thomas Brdaric, aktuell Trainer in Kuwait, bei Al-Arabi. Hallo Herr Brdaric!
Thomas Brdaric: “Einen wunderschönen, guten Tag!”
Helfen Sie uns auf die Sprünge. Kuwait, das ist jetzt auf der Fußballlandkarte nicht ganz so prominent vertreten. Wie ist es da? Was sind die Vorteile? Was sind die Nachteile?
Brdaric: “Um es kurz und knapp auszudrücken, es wird hier tatsächlich auch Fußball gespielt, und es ist ein Land, das im Aufschwung ist. Wenn man das Land betritt, herrscht ein unheimlich brutaler Sportenthusiasmus.
Jetzt am Freitag geht’s los für uns und das Interesse ist enorm hoch, und ich freue mich unheimlich auf diese Saison, weil das Interesse so hoch ist. Gestern war die Pressekonferenz von den ganzen Spielen.
Alle Trainer waren eingeladen bei der Fußball Föderation Kuwait im International Stadion. Ja, ich kann es kaum erwarten, dass der Startschuss beginnt.”
Der arabische Raum, der im Fußball gerade unglaublich aufblüht, beziehungsweise auch finanziell einiges reinpumpt. Warum ist das so?
Brdaric: “Klar, man kann da schon so ein bisschen von einem Fußballzwerg sprechen. Kuwait ist sicherlich auf der Landkarte noch nicht so vertreten, wie viele andere kleine Länder, die durchaus vertreten sind.
Wie beispielsweise die Schweiz, die sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sehr gut entwickelt hat. Und wenn man jetzt den Bogen zu Kuwait spannt, natürlich ist das Interesse erst mal auf Länder wie Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Bahrain gerichtet.
Aber hier in Kuwait wird auch professionell gearbeitet, es wird sich echt bemüht, aufzuschließen zu diesen Ländern. Und es geht im Prinzip nur darum, wieviel möchte das Land und der Fußballverband in den Fußball reinstecken? In Saudi-Arabien haben sie sich ja vor ein paar Jahren für eine Entwicklung des Fußballs entschieden und jetzt richtig viel Geld ausgegeben und viele Stars geholt.
Vielleicht sind auch die Stadien schon ein bisschen weiterentwickelt. Hier gibt es auch Stadien, wie es sie in Saudi-Arabien auch gibt, aber von den neuen Stadien gibt es hier halt nur ein großes, das Internationale Stadion, wo wir am Freitag spielen. Man muss die Spieler locken, man muss sie locken mit Infrastruktur, mit Geld, und dann kann hier auch was gehen.”
Wir wollen mit Thomas Brdaric aber natürlich auch über die Bundesliga und seinen Ex-Klub Leverkusen sprechen. Hat Bayer in dieser Saison die Chance, die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen? Und wenn ja, warum?
Brdaric: “Ich weiß, dass Bayer Leverkusen immer das Ziel hat, so gut wie möglich die Saison abzuschließen. Natürlich ist Bayer Leverkusen ein Top-Verein in der Bundesliga.
Sie haben sich jetzt in diesem Jahr nochmal richtig gut verstärkt, haben dazu einen Top-Trainer und sowieso schon immer ein Top-Management. Rudi Völler hat es früher immer gesagt, dass Bayern München einfach Lichtjahre entfernt ist von allen anderen Bundesliga-Mannschaften. Aber ich finde, man muss sich nicht kleiner machen, als man ist.
Das Bayer-Kreuz ist immer da und ist immer für eine Mannschaft gut, die um den Titel mitspielen kann. Letztes Jahr sind sie nicht gut reingestartet in die Liga. Dieses Jahr jetzt mit einem Sieg gegen RB Leipzig, haben sie sich punktuell mit Xhaka, mit Hofmann, zwei Topspieler im Mittelfeld geangelt, die das Gewisse etwas haben und den Unterschied ausmachen können in der Bundesliga.
Zudem mit Boniface auch noch einen neuen Stürmer, der auf jeden Fall die Tore schießen wird. Mit Wirtz haben Sie ohnehin einen Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Sie sind auf allen Positionen so besetzt, dass sie definitiv um den Titel mitspielen können.”
Brdarić zum Fall Hofmann: “Gladbacher brauchen sich nicht beschweren”
Es gab im ja unlängst den vieldiskutierten Wechsel von Jonas Hofmann zu Bayer Leverkusen, der lief nicht ganz so glatt. Gladbachs Geschäftsführer Roland Virkus hat auch gesagt: “So hab ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.” Wie sehen Sie diesen Transfer? Sagen Sie auch, das war jetzt nicht ganz in Ordnung.
Brdaric: “Nun, so ist ja leider das Fußballgeschäft, und ich habe auch ganz viel Erfahrung in diesem Geschäft. Leider ist es ja so, dass man immer versucht das bestmögliche herauszuholen, ob es für den Verein ist oder für den Spieler. Und wenn es eine Ausstiegsklausel gibt, dann kann man sich nie sicher sein.
Selbst wenn man jetzt, wie Hofmann, gesagt hat, dass man bleibt. Wenn ein Angebot aus Leverkusen kommt, und es ist sehr schmackhaft, dann geht man immer zur besseren Wahl. Das ist so und da brauchen sich die Gladbacher auch nicht beschweren, dass es im Haifischbecken Fußball so abläuft.
Das habe ich ja auch schon häufiger am eigenen Leibe erfahren. Von dem her, hat jeder die Möglichkeit, den Stempel draufzusetzen und das wasserdicht zu machen. Das haben die Gladbacher einfach nicht geschafft, ihn so früh wie möglich zu halten, und jetzt spielt er für Bayer Leverkusen.”
Machen wir weiter mit Hannover 96, wo sie ebenfalls unter Vertrag gestanden sind. Wie sehen Sie die Arbeit von Stefan Leitl dort?
Brdaric: “Ich bin ja selber Trainer und weiß, wie schwierig es ist konstant Resultate einzufahren. Gerade immer, wenn so ein Pulverfass richtig abgeht und immer wieder Top-Resultate erwartet werden.
Für mich macht er einen guten Job bei 96, er ist ein erfahrener Trainer, ein erfolgreicher Trainer. Aber man hat auch gemerkt, dass Hannover 96 einfach ein anderes Pflaster ist und da die Uhren auch ein bisschen anders ticken als in Fürth. Hannover ist ein großer Verein, die würden ganz gerne in der Bundesliga spielen.
Die träumen vielleicht noch so ein bisschen von den alten Zeiten, von UEFA-Cup und Europa League und sind aber in der Realität im Mittelmaß der 2. Liga irgendwo gelandet und können mit den Spitzenmannschaften der 2. Liga nicht mithalten und hinken immer so ein Stück weit hinterher, schaffen es aber trotzdem immer wieder, nach einem schwächeren Spiel wieder zurückzukommen.
Aber das reicht halt dann doch nicht aus, um konstant gute Resultate einzufahren, um dann wirklich auf einem der ersten drei Plätze zu stehen.
