Beim MSV Duisburg schaffte Maurice Exslager aus der eigenen Jugend den Durchbruch in der Kampfmannschaft.
Bereits in der darauffolgenden Saison schaffte er es mit den Zebras ins DFB-Pokal-Finale, das aber mit 0:5 gegen Schalke 04 verloren ging.
Der Stürmer kennt den MSV wie seine Westentasche, weshalb er bei Beidfüßig die aktuelle prekäre Lage analysiert, aber auch warum es bei seinem anderen Ex-Klub RW Essen so gut läuft.
Maurice Exslager über MSV Duisburg: “Könnte tatsächlich eng werden”
Wettbasis: Wir begrüßen jetzt herzlich: Maurice Exslager.
Maurice Exslager: “Hallo Guten Morgen!”
Ex-Duisburg, Köln, Magdeburg – er wird uns jetzt helfen. Beim letzten großen Termin des MSV Duisburg, waren wir gemeinsam vor Ort in Berlin, beim DFB-Pokal-Finale 2011. Was war da genau los?
Exslager: “Wir hatten im Vorfeld sehr viele verletzte Spieler, die sehr wichtig waren für uns und die dann kurzfristig ausgefallen sind. Benjamin Kern wäre eigentlich auch noch ausgefallen, der dann mit einem doppelten Bänderriss gespielt hat.
Ich weiß jetzt nicht, ob es etwas an dem Ergebnis geändert hätte, das wir verloren haben. Aber ich sage mal in der Höhe hätte es sicher geholfen.
Wobei man fairerweise sagen muss, Schalke hatte damals schon eine sehr, sehr starke Mannschaft, vor allem wenn man das mit heute vergleicht. Da liegen genauso viele Welten dazwischen, wie zum MSV.
Wir hatten als Zweitligist einfach sehr viele Verletzte, auch wichtige Spieler und das fällt dann natürlich sofort auf. Aber selbst wenn alle fit gewesen wäre, hätten wir einen perfekten Tag gebraucht und Schalke hätte wahrscheinlich einen sehr schlechten Tag gebraucht.”
In der aktuellen Saison haben die Zebras exakt acht Törchen geschossen, das ist Wahnwitz eigentlich. Was läuft da gerade alles schief?
Exslager: “Die Liste ist aktuell sehr lang, das zieht sich jetzt schon über Jahre hinweg. Die Gefahr in diesem Jahr ist aber, dass die Qualität nicht so vorhanden ist, wie in den letzten Jahren.
Darauf konnte man sich in den letzten Teilen der Saison immer wieder verlassen, dass man das Rad damit wieder ins Rollen bringt. Das ist glaube ich, aus der Ferne betrachtet, dieses Jahr so nicht der Fall. Ich habe auch ein paar Spiele gesehen und schaue mir immer die Highlights an. Und ich sage einmal so: Wenn der MSV seine 2, 3, 4 Chancen pro Spiel hat, dann ist man eigentlich schon gut dabei und das ist natürlich viel zu wenig.
Wenn ich jetzt überlege, ich weiß nicht wie es im Winter aussieht, aber so viele Möglichkeiten da nachzulegen hat man jetzt nicht. Daher könnte es diese Saison tatsächlich mal sehr eng werden.”
Welchen Hebel würden Sie denn ansetzen?
Exslager: “Aus der Ferne natürlich immer schwierig zu beurteilen, weil ich nicht so nah dran bin, dass ich mir da eine ernsthafte Meinung bilden kann. Ich kann nur sprechen aus meiner eigenen Zeit als Fußballer, wo es auch nicht immer rosig lief mit den Mannschaften, mit denen ich unterwegs war. Gerade auch beim MSV gab es die eine oder andere schwierige Zeit.
Als Spieler hast du da eigentlich nur die Möglichkeit Glück zu erzwingen, Tore zu erzwingen, Erfolg zu erzwingen. Und das geht einfach nur über die Grundtugenden, über die Basics, die im Fußball einfach gegeben sein müssen.
Man muss aber auch sagen, wenn an der einen oder anderen Stelle Qualität fehlt, und das Woche für Woche, und immer dieselben Fehler gemacht werden, dann wird es natürlich trotzdem schwierig. Und man kennt ja die Edelfans und die Legenden, die sich dann immer zu Wort melden müssen und meinen sie wissen alles besser, weil man damals 3 Mal gegrätscht hat, hat man die Spiele gewonnen. Das ist am Ende des Tages halt auch nicht die Wahrheit.
Man kann halt eben nicht sagen, ihr 11 die da am Platz steht ihr müsst jetzt Gras fressen, damit gewinnt man halt auch keine Spiele. Man muss halt schon auch mal das Tor treffen und das eigene Tor verteidigen, das hat halt schon mit Qualität zutun, gerade in der 3. Liga, da laufen ja auch nicht nur Spieler herum, die mit dem Kopf im Rasen stecken.
Es wird nur über die Grundtugenden gehen, dann muss man sich zusehen mit ein paar Punkten mehr in die Winterpause zu retten, wie die Spiele gewonnen werden ist relativ egal, gibt ja keinen Schönheitspreis.
Vielleicht bekommt man dann noch den einen oder anderen dazu, der woanders nicht funktioniert hat, aber dafür in Duisburg. Es wird aber ein hartes, ein wirklich hartes Stück Arbeit.
Ich habe mir schon das eine oder andere Mal Sorgen gemacht, aber diese Saison ist schon schwierig.”
Rot Weiss Essen? “Haben es verdient zu träumen”
Der andere Verein im Ruhrgebiet, der Ihnen auch nicht fern liegt, ist RW Essen. Die sind auf dem 3. Platz, also ganz andere Geschichte aktuell. Die spielen Zuhause gegen Mannheim, wie sehen Sie die?
Maurice Exslager: “Ich muss tatsächlich sagen ich bin sehr überrascht. Ich bin überrascht, dass die Essener mit dem Trainer – gegen den ich damals sogar noch gespielt habe beim VfL Bochum – in die neue Saison gegangen sind. Weil da sind schon das eine oder andere Mal Unruhen aufgekommen.
Dann haben sie ja paar anfängliche Schwierigkeiten gehabt, wo dann ja auch die Kritik aufgekommen ist nach dem Motto: Wieso haben wir uns nicht von ihm getrennt? Und jetzt sind die, muss man fairerweise sagen, enorm stabil, auch sehr reif.
Sie haben natürlich auch in ihren Heimspielen immer ein Riesen-Brett hinter sich mit dem Stadion. Wobei ich das bei MSV auch nicht anders sehe. Ich bin also wirklich überrascht, aber die spielen eine sehr stabile Runde. Ob diese Region der Tabelle auch bis zum Ende ihre Region bleibt, das muss man abwarten.
Aber man kennt das ja vom Ruhrgebiet, oder ich auch vom 1. FC Köln, träumen können die Fans immer sehr schnell und auch sehr groß, das ist bei denen auch erlaubt, das haben sie sich verdient. Ich denke die werden das Spiel gegen Mannheim auch auf jeden Fall ziehen.”
Maurice, Sie hatten in Ihrer aktiven Zeit den Spitznamen ‘Hooligen’. Woher kam der eigentlich?
Exslager: “Die Frage kommt sehr oft auf, ich habe eigentlich nur eine Erklärung dafür, ich kann euch aber nicht sagen ob die wirklich stimmt.
Wir haben damals im Viertelfinale im DFB-Pokal Zuhause gegen Kaiserslautern gespielt und haben die rausgeworfen (2010/11). Die Fans haben nach dem Spiel ‘Auf Wiedersehen’ gerufen, die Schmähgesänge die man halt kennt.
Ich habe mich dann zu den Fans von Kaiserslautern umgedreht und hab alibihalber mit gewunken und danach hat sich das irgendwie eingeschlichen. Ich weiß jetzt nicht ob das die Initialzündung war, das ist aber meine einzige Theorie und ich habe aus den Fankreisen auch noch keine andere gehört.
Es hat aber auch keinen Fall einen gewalttätigen Hintergrund (lacht). Ich kann aber ganz gut damit leben, gerade damals in meiner Zeit bei Duisburg, wenn man das auf meine Spielweise überträgt, mit der Identifikation dem Verein gegenüber, passt es schon, dass man den Namen benutzt hat.”
Wie würden Sie nachträglich ihre Spielweise charakterisieren?
Exslager: (lacht) “Also ich muss sagen, dass damals beim MSV meine Stärke tatsächlich war, dass ich nie aufgegeben habe, viel gelaufen bin – damals war ich auch noch sehr spritzig. Ich hatte auch noch eine Unbekümmertheit, die man am Anfang einfach noch hat, vor allem wenn man bei einem Verein spielt, bei dem man in der Jugend schon gespielt hat, das ist immer auch eine besondere Beziehung.
Am Ball und vor dem Tor, das sind Dinge, die sich dann mit den Jahren entwickelt haben. Die hat man damals auch noch nicht gesehen, auch weil ich dann recht früh weg musste, weil der Verein ja zwangsabgestiegen ist.
Ja, Kämpfertyp, nie aufgegeben, egal wie viele Minuten ich auf dem Platz gestanden habe. Das hat mich eigentlich ausgezeichnet. Und das kam, denke ich, auch gut an bei den Fans.
Sie sind ja auch sehr religiös, woher kommt das?
Exslager: “Ich hatte in meiner Jugend ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Opa mütterlicher Seite und hatte immer das Gefühl, der sieht mir zu und unterstützt mich.
Und dann habe ich für mich irgendwann angefangen vor Spielen in die Kirche zu gehen und zu seinem Grab, einfach um mir Kraft zu holen. Nicht so auf diese kommerzielle Seite, mit Priester und anderen Menschen, sondern das war immer für mich alleine, wenn die Kirche komplett leer war. So hat sich das dann eingeschlichen.
Als Fußballer ist man ohnehin eher ein abergläubiger Typ, was sich im Laufe der Jahre – für mich zumindest – herausgestellt hat, wenn du deine Qualitäten kennst, musst du nicht am Aberglauben hängen.
Ich glaube Johann Cruyff hat das einmal gesagt: ‘Wenn jedes Gebet von jedem Fußballer immer erhört wird, würde jedes Spiel nur Unentschieden ausgehen.’ So in die Richtung.
Aber mir hat das damals einfach viel Kraft gegeben, ich habe das so fortgeführt und habe auch das Gefühl gehabt, dass es mir geholfen hat. Und das habe ich mir auch bis heute beibehalten, auch wenn es am Wochenende keine Spiele mehr gibt, zumindest nicht als Profi.
Vielen Dank für das Gespräch! Die Aussichten für den MSV Duisburg müssen wir noch einmal diskutieren, wenn sich da etwas ändert.
Exslager: “Ich drücke alle Daumen die ich habe, ich bin wirklich sehr gespannt. Ich hoffe wirklich, dass sie nochmal die Kurve kriegen und sich dann eventuell etwas anders ausrichten können, im nächsten Sommer.
Aber selbst wenn sie es schaffen, ist es noch ein sehr weiter Weg für sie und der geht vorerst einmal nur über die 3. Liga, sich dort zu stabilisieren.
Und dann hoffe ich, dass da nicht wieder irgendwelche Gespenster herumlaufen, die Ziele ausgeben in 2-5 Jahren, die völlig utopisch sind, die bei den Leuten etwas auslösen und bei der ersten Niederlage geht es wieder nach dem Motto ‘Hier läuft alles schief’.
Zuerst geht es nur über die 3. Liga und dann vielleicht einmal peu à peu wieder dort hin, wo der MSV hingehört.”
Interview: Carsten Fuß