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Stuttgart-Legende Hansi Müller über Gladbach-Duell: “Nicht die Übermannschaft”

Philipp Stottan  12. Januar 2024
Hansi Müller
Hansi Müller glaubt an die CL-Qualifikation des VfB Stuttgart. (© IMAGO / Sportfoto Rudel)

In seiner aktiven Zeit war Hansi Müller in Deutschland ausschließlich für den VfB Stuttgart im Einsatz.

224 Spiele absolvierte er für die Stuttgarter und kann sich immerhin Zweitliga-Meister nennen. Bei Inter Mailand blieb er gar komplett ohne Titel, doch seinen größten Erfolg durfte Hans Peter Müller ohnehin mit Deutschland feiern: Den Europameister-Titel 1980.

Im Interview bei Beidfüßig spricht Müller natürlich ausführlich über seinen VfB Stuttgart, deren Meisterchancen und einen Guirassy-Abgang. Aber auch über das kürzliche Ableben von Franz Beckenbauer, die Chancen des deutschen Nationalteama und wer italienischer Meister wird.

 

 

Hansi Müller über Franz Beckenbauer, den VfB Stuttgart und das DFB-Team

 
Wettbasis: Wir freuen uns, dass wir praktisch zum Rückrundenstart, einen prominenten Gast begrüßen können. Hallo, Herr Hansi Müller. Jetzt hat ein Ereignis die Fußballwelt, nicht nur in Deutschland, wirklich mitgenommen. Nämlich der Tod von Franz Beckenbauer. Welche Erinnerung sitzt bei Ihnen besonders tief?

Hansi Müller: “Wir hatten viele schöne Begegnungen, tolle Jobs zusammen gemacht. Für Adidas, UEFA, FIFA. Und ich erinnere mich an eine Veranstaltung in Las Vegas. Es war im Dezember ’93, ein halbes Jahr vor der Weltmeisterschaft in den USA. Da hatten wir den WM Ball ‘Questra’ und den ‘Predator’ Fußballschuh vorgestellt.

Gesprächspartner war da unter anderem auch Franz Beckenbauer. Ich habe das moderiert, und der Franz kommt etwa nach einer halben Stunde auf die Bühne und beim Herlaufen sagte er: ‘Gut machst es’, weil ich musste das auf Englisch machen. Dann habe ich ihn gleich was gefragt, zum Ball glaube ich. Und dann hat er auf Englisch gesagt: ‘We know each other since twenty years, but we never talked in English to one another’.

Also die Leute haben gelacht. Das war für mich so ein Highlight, denn da hat man gesehen, wie locker, wie lässig der Franz ist. Und das kam bei den Leuten, sehr, sehr gut an.”

 
Jetzt hinterlässt er natürlich eine große Lücke. Was glauben Sie, welche Position und welche Stellung hatte Franz Beckenbauer im deutschen Fußball und in der deutschen Gesellschaft?

Müller: “Also so einen Menschen wie den Franz wird es mit Sicherheit nicht mehr geben. Der Franz war einfach einzigartig und was mich so beeindruckt hat bei ihm, abseits von dem, was er geleistet hat, was er alles geschaffen hat in seinem Leben. Wie geerdet, wie normal, wie volksnah er war.

Wir sind mal von Stockholm zurückgeflogen, von der FIFA Task Force und sind kurz vorm Boarding. Wir sitzen da in diesem Raum, bevor man einsteigt und da kommt ein Schwede auf den Franz zu und sagt: ‘I know you. You are Franz Beckenbauer.’ Da hat er sich mit dem zehn Minuten unterhalten, als wenn sie sich 30 Jahre kennen würden.

Wenn man sowas hautnah miterlebt, dann sagt man: Hut ab, wie normal der Mann ist, wie wirklich, wie volksnah zum angreifen. Denn, da war keine Kamera in der Nähe oder sonst was. Manchmal macht man ja so gute Miene zum bösen Spiel. Aber der Franz war so was von authentisch und normal. Einfach wohltuend. Deswegen sage ich, er ist ein Vorbild für sehr viele Menschen. So einen wie den Franz wird es bestimmt nicht mehr geben.”

 
Jetzt gibt es Diskussionen, man sollte den DFB Pokal oder die Allianz Arena nach ihm benennen. Haben Sie eine Idee oder eine Initiative, die Sie vorantreiben würden?

Müller: “Ich hoffe, dass die Heidi weiter die Franz Beckenbauer Stiftung unterstützt, mit der Familie. Da spielen wir ja auch immer sehr viel Gelder rein, durch die Eagles München. Das ist ein Verband von vielen Prominenten, da spielen wir Golf.

Ich glaube, in den letzten 30 Jahren sind 43 oder 44 Millionen schon zusammengekommen. Ein gewisser Teil geht auch da immer an die Franz Beckenbauer Stiftung. Und ich glaube, dass das etwas ganz Wichtiges ist, dass das weitergeführt wird. Denn so bleibt auch der Franz noch mehr, noch intensiver in Erinnerung.”

 
Jetzt gab es zuletzt ja auch immer kritische Stimmen zum Thema WM 2006. Können Sie nachvollziehen, dass da noch nachgehakt wurde? Bzw. dass da mit Franz Beckenbauer doch relativ harsch umgegangen wurde?

Hansi Müller: “Nun, ich weiß auch von der Familie, dass ihn das brutal belastet hat. Natürlich war der Tod von Stephan 2015, der mit 46 gestorben ist, glaube ich, der größte Verlust und der größte Hammer für den Franz. Diesen Schicksalsschlag hat er nie richtig verdaut.

Aber es hat schon an ihm genagt, dass er noch gejagt wurde und dass man ihn ans Messer liefern wollte. Ich kann nur eins dazu sagen: Ich weiß, wie das ist. Ich war international auch unterwegs, es wird überall ein bisschen getrickst und gemauschelt und was auch immer. Aber der Franz ist halt einer, der hatte mit Buchhaltung, mit Administration überhaupt nichts zu tun.

Er liebte die Menschen, den Sport und hat sich hundertprozentig eingesetzt. Und er hat mit Sicherheit gesagt, wo muss ich unterschreiben, das, das das. Das hat er sich nicht mal durchgelesen, was auch der Marcus Höfl bestätigt hat, sein Manager.

Ihn deswegen so anzuprangern und anzugehen, fand ich nicht korrekt. Und das hat ihm auch wehgetan. Und ich denke auch, dass er das mit ins Grab genommen hat. Leider.”

 

 
Vielen Dank an Sie zu diesem Thema. Das ist kein Erfreuliches, aber natürlich muss man das auch thematisieren. Speziell jetzt, wo natürlich auch noch diese riesen Trauerfeier ansteht. Ist das für Sie auch ein würdiger Abschied?

Müller: “Alles andere wäre eine Überraschung gewesen. Und ich denke, der FC Bayern ist so ein Hammer-Club weltweit, mit großem Ansehen und mit guten Leuten am Start. Deswegen ist es für mich keine Überraschung, dass man das dann nächsten Freitag (den 19.) in der Allianz Arena macht.

Und auch ich werde auf jeden Fall vor Ort sein. Ich denke, das wir wahrscheinlich auch mit einer Delegation vom VfB Stuttgart kommen. Das ist ein großes Bedürfnis für uns, da mit dabei zu sein. Und ich bin auch überzeugt, dass das Stadion nächsten Freitag voll sein wird.

Gott sei Dank wurde der Termin gut gelegt, zwei Tage später, sonntags um halb vier, spielen sie gegen Bremen zu Hause. Insofern ist es auch von der Organisation her alles super machbar und ich denke, dass es etwas sein wird, was dem Franz gerecht wird.”

 

 

Hansi Müller über VfB-Erfolg: “Hoeneß war der Auslöser”

 
Vielen Dank. Sprechen wir nun über die Bundesliga, sprechen wir über den VfB Stuttgart. Es sind natürlich erst einmal alle überrascht gewesen, von der Relegation auf einen Champions League Platz. Warum ist der VfB Stuttgart aktuell so gut?

Hans Peter Müller: “Also, ich denke, dass der Auslöser für alles der Sebastian Hoeneß war. Natürlich kann man das nicht alleine schaffen. Das Trainerteam, das Umfeld, man braucht natürlich auch die Qualität auf dem Platz.

Und er hat zusammen mit dem Alex Wehrle, dem Vorstandsvorsitzenden und Fabian Wohlgemuth, dem Sportdirektor, super eingekauft. Die vier Leute: Nübel, Mittelstädt, Undav und auch Stiller – von dem ich total begeistert bin, der aus Hoffenheim kam – waren vier Volltreffer. Und dann kam eben dazu, dass der Sebastian in der Lage war, Spieler wie Führich, wie Millot, wie Karazor, einfach besser zu machen.

Auch Anton, der für mich inzwischen auch ein Kandidat ist für die Nationalmannschaft. Die Mannschaft ist unglaublich stabil. Ich war jetzt zweimal beim Training, hab zugeschaut und es wundert mich nicht, dass er so einen überragenden Fußball spielt, denn genau das wird auch auf dem Platz trainiert. Zweikämpfe im Fünf-gegen-Fünf auf einem Feld von 30 Metern.

Da geht es hin und her, bamm, bamm, bamm. Also es macht richtig Spaß, im Training zuzugucken und deswegen spielen sie diesen Fußball. Und klar, ich meine, an dritter Stelle hinter Leverkusen und Bayern, das hätte niemand erwartet. Wir sind nicht erfolgsverwöhnt, die letzten sechs Jahre waren mehr Leiden als Freude.

Man ist ins Stadion gegangen und hat gesagt, hoffentlich verlieren wir heute nicht. Und jetzt geht man hin und freut sich, weil man weiß, da ist Spektakel auf dem Platz. Das ist natürlich eine wunderbare Situation für den VfB.“

 
Zuletzt haben sie gegen Bayer Leverkusen unentschieden gespielt, gegen die Bayern sehr klar verloren. Reicht es für Sie trotzdem am Ende der Saison für einen Champions League Platz?

Müller: “Man muss mal sehen, was die Tabelle hergibt. Der VfB ist zehn Punkte von Platz 5, 6, 7 weg, also von den internationalen Plätzen und das ist natürlich überragend. Denn man müsste ja ein paar Spiele hintereinander verlieren und die anderen die da stehen, wie Freiburg und Frankfurt, müssen ein paar Spiele gewinnen, damit sie den VfB einholen.

Also wenn der VfB nur eine einigermaßen gute Rückrunde spielt, dann sind sie international dabei. Es ist gut, dass Sebastian Hoeneß und Fabian Wohlgemuth natürlich sagen, es gibt keinen Grund auszuflippen. Aber sie sagen auch, wir genießen den Moment, wir freuen uns, wir sind selbstbewusst und genießen diese Situation, ohne jetzt abzuheben.

Das ist ein schmaler Grat, wo man sich bewegt, aber ich denke, dass sie die Situation gut hinbekommen. Und dann sind sie international dabei. Ich wüsste nicht, was passieren sollte. Vielleicht kommt Guirassy nicht mehr zurück, da wird spekuliert.

Aber Sie haben ja Undav als, in Anführungszeichen, Ersatz, der auch ordentlich getroffen hat, der bester deutscher Torschütze ist in der Bundesliga ist. Die Mannschaft hat auf jeden Fall viel Potential, dass sie das schaffen können. Stand jetzt ist, dass sie international dabei sein werden.”

 

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Sie haben es gerade angesprochen, Guirassy, nichts Genaues weiß man nicht. Haben Sie nähere Informationen? Was ist denn gerade los? Er ist verletzt, das ist klar, aber wie schwer ist die Verletzung?

Müller: “Das weiß ich nicht. Weil ich auch im Urlaub war, bin ich jetzt nicht so auf dem aktuellsten Stand. Fakt ist, dass er natürlich sowieso fehlt, aufgrund des Afrika Cups. Die andere Seite ist, dass er sehr günstig, für kleines Geld, eigentlich wechseln kann.

Und das Problem ist, dass ein Spieler mit 27, wenn er so eine Möglichkeit hat, zu einem internationalen Club zu wechseln, für das doppelte oder dreifache Gehalt, diese Chance vielleicht nicht wieder kommt. Deswegen kann es schon sein, dass er unbedingt die Chance jetzt im Winter oder auch dann im Sommer nutzen will, weil gewisse Anfragen da sind.

Aber wir haben gedacht, als Endo zu Liverpool ging, zu Jürgen Klopp, der hinterlässt eine riesige Lücke und das ist super gelöst worden durch Stiller und Karazor. Und ich kann mir auch vorstellen, dass wenn Guirassy den Verein verlässt, man das mit Undav sehr gut kompensieren kann.”

 
Ist für Sie Undav aktuell der beste deutsche Mittelstürmer? Muss er in die Nationalmannschaft?

Hansi Müller: “Also ich würde ihm eine Chance geben. Es gibt da Füllkrug, der ein guter Spieler ist, aber man braucht auch Alternativen. Und Undav ist ein Spieler, der sehr konstant war, Assists gemacht hat, Tore gemacht hat, also richtig gut performt hat.

Gegen Holland oder Frankreich, jetzt im März, wenn Länderspiele sind, kann man ihn ruhig mal bringen, um zu sehen, wie er sich da einfügt. Es ist keine Lösung, irgendeinen Mittelfeldspieler, wie jetzt Thomas Müller oder vorher Havertz oder wen auch immer, da vorne in die Mitte rein zu stellen.

Man braucht einen Stürmer, der in der Box gut ist und das kann Undav. Deswegen würde ich mich freuen, wenn Julian Nagelsmann ihn einlädt und sich ein Bild macht von ihm.”

 

Stuttgart als deutscher Meister? “Eine Nummer zu groß”

 
Am Sonntag gastiert der VfB Stuttgart bei Borussia Mönchengladbach. Wie sehen Sie die Chancen? Was müssen sie machen, um da drei Punkte mitzunehmen?

Müller: “Genau das, was sie bisher auch ausgemacht haben. Nach vorne spielen, sich nicht verstecken. Gladbach ist im Moment jetzt nicht die Übermannschaft. Sehr ernst zu nehmen, aber auch da ist was machbar.

So wie sie gerade drauf sind, haben sie eine gute Chance auf jeden Fall einen Punkt zu holen, vielleicht sogar drei. Das wäre natürlich ein riesen Start jetzt ins Frühjahr rein. Ich bin da guter Dinge, dass sie nicht mit leeren Händen zurückkommen.”

 
Sebastian Hoeneß, was zeichnet den denn jetzt gerade so aus? Also der hat ja nun wirklich aus dieser Mannschaft etwas rausgeholt, was vermutlich kein anderer geschafft hätte.

Müller: “Der Dieter, der Papa, der kommt ja ab und zu auch zum Spiel und danach kommt Basti dann auch in den VIP-Bereich und dann redet man miteinander. Was mir so gefällt an ihm ist, dass er total tiefenentspannt ist. Locker, souverän, unaufgeregt und man merkt, dass er ordentlich was drauf hat und ein intelligenter Junge ist.

Und er profitiert natürlich davon, dass er mit seinem Vater im ständigen Austausch ist. Ich habe mit dem Dieter vier Jahre gekickt in Stuttgart. Er war ein erfolgreicher Fußballer beim VfB, bei Bayern. Ein erfolgreicher Funktionär, der weiß, wie das Geschäft geht, ist unglaublich vernetzt. Das kann er natürlich dem Sebastian, mit dieser Erfahrung, zu Gute kommen lassen.

Beim Papa hat man die hundertprozentige Garantie, dass er für einen das Beste will. Bei Beratern, ich will jetzt den Beratern nichts Böses, aber da weiß man nicht, ob manchmal Eigeninteressen eine Rolle spielen. Beim Vater ist das natürlich nicht der Fall, der will für dich das Beste. Davon profitiert Sebastian Hoeneß natürlich auch.”

 
Was wir vielleicht auch noch thematisieren müssen, denn der VfB Stuttgart ist ja auch nicht so weit entfernt von der Tabellenspitze: Greifen die noch mal ein, um den Titel?

Müller: “Das wäre eine Nummer zu groß. Bayern und Bayer, die sind im Moment einfach noch ein Tick vor dem VfB und die sind so konstant, dass es, wenn man einen Champions League Platz erreichen würde, schon eine Sensation wäre. Von Meisterschaft würde ich nicht reden.

Was realistisch ist, ist ein internationaler Platz. Wenn es denn für die Champions League reicht, natürlich umso besser. Vor allem, weil man ja dann doch eine andere Einnahmequelle hat und nochmal andere Möglichkeiten, die Mannschaft zu verstärken.”

 
Und wer wird Deutscher Meister?

Müller: “Bayern, weil sie auf lange Frist gesehen einfach den längeren Atem haben, das Material ist unfassbar. Die haben jede Position doppelt besetzt.”

 

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Naja, rechts hinten nicht. Da haben sie minus eins.

Müller: “Ja, aber die kompensieren das. Und ich gehe davon aus, dass sie es wieder machen. Boniface hat sich ja verletzt und wird Leverkusen erstmal nicht zur Verfügung stehen.

In der nächsten Zeit ist das natürlich eine riesen Schwächung für die Mannschaft, obwohl Schick ein guter Mittelstürmer ist, aber nicht von der Qualität wie Boniface. Vielleicht gibt das den Leverkusenern ein bisschen einen Knick.”

 

Müller über DFB-Team: Toni Kroos liefert keinen Mehrwert

 
Es steht ein Großereignis an im kommenden Sommer, die Europameisterschaft. Wie sehen Sie die Initiative, Toni Kroos zurückzugewinnen für die Nationalmannschaft?

Müller: “Das ist ein ganz heißes Eisen. Ich an der Stelle von Toni würde das nicht machen, weil ich glaube, dass er mehr zu verlieren hat, als zu gewinnen. Und es gab ja Gründe, warum er sich zurückgezogen hat, weil er sagt, er ist jetzt auch in die Jahre gekommen, Familie ist wichtig und er habe trotzdem ein Programm mit Real, das ist das eine.

Und das andere ist, wenn Julian Nagelsmann ihn zurückholt, schmälert er ja dann auch die die Wertigkeit der Spieler, die er hat. Und ich muss ganz ehrlich sagen, wo wir in der Nationalmannschaft, was Qualität anbetrifft, kein Problem haben, dann ist es das Mittelfeld. Weil was da rumrennt, mit Kimmich, Goretzka, Gündogan, Musiala, Wirtz, Sane, mehr Qualität geht ja nicht.

Florian Wirtz, von dem ich ein Riesenfan bin, der für mich im Moment der beste deutsche Fußball ist, könnte ich stundenlang zugucken, wenn der kickt. So einer muss von Anfang an spielen und immer dabei sein, wenn er wieder fit und gesund ist. Und ich glaube nicht, dass das jetzt ein guter Schritt wäre Toni Kroos zurückzuholen, weil das auch das Gefüge vielleicht ein bisschen zerreißen würde.

Daher denke ich nicht, dass er Qualität reinbringen würde, die nicht vorhanden ist, es ist nämlich die Qualität da. Es kommt darauf an, dass Julian Nagelsmann es schafft, diese ganzen überragenden Kicker so zu formen, so zusammenzusetzen, dass es einfach funktioniert. Das wird er auch hinkriegen. Das ist ein noch ein Stück Arbeit, aber ich bin zuversichtlich, dass er das schaffen wird.”

 
Ist für Sie Kimmich Rechtsverteidiger oder Mittelfeldspieler?

Hansi Müller: “Das kommt drauf an, wer noch alles auf dem Platz ist. Der Joshua hat gezeigt, dass er kann beides. Er hat inzwischen 82 Länderspiele und praktisch durchweg auf dieser Position im defensiven Mittelfeld.

Aber wenn die Aufstellung so ist und die Konstellation von den ganzen Mittelfeldspieler, dass man sagt, Joshua müsste ausweichen auf die rechte Seite, warum nicht? Er hat gezeigt, dass er es kann und es geht ja darum, nicht was der einzelne Spieler will, sondern was jetzt im Moment dann bei einer gewissen Aufstellung gefragt ist.

Er hat das Potenzial, auch da eine gute Leistung zu bringen. Das hat er schon bewiesen und warum soll er es nicht machen?”

 
Was ist denn eigentlich das Kernproblem der deutschen Nationalmannschaft?

Müller: “Mit Sicherheit nicht die Qualität. Es ist nicht mehr viel Zeit, die Spiele im März gegen Holland und Frankreich sind natürlich auch Kaliber, die Generalprobe haben in Richtung Europameisterschaft. Aber man muss halt jetzt trotzdem noch ein bisschen experimentieren.

Es wird darauf ankommen, dass der Julian Nagelsmann einfach das Händchen hat, dass er der richtige Dompteur ist, um zu wissen, wie setze ich dieses Puzzle zusammen? Weil ich kann es nur noch mal sagen, es ist genug Qualität da und es ist kein Ding der Unmöglichkeit, die Jungs so zusammenzusetzen, dass es einfach funktioniert.

Und dann bin ich zuversichtlich, dass man auch eine sehr, sehr gut EM spielen kann. Sie haben lauter Heimspiele, das ist ein riesen Vorteil, mit dem Publikum im Rücken und deswegen ist da alles möglich.”

 
Aber hat er denn genug Erfahrung, um das auch alles zu managen? Will er sich persönlich vielleicht sogar zu sehr profilieren, mit wilden Ideen?

Müller: “Na gut, was heißt Erfahrung? Der Sebastian Hoeneß steht auf Platz drei in der Bundesliga mit dem VfB, der ist 41. Der Vorteil ist ja gerade, dass der Sebastian weiß, wie die Jungs ticken, weil er noch eine jüngere Generation ist.

Der weiß wie er mit ihnen umgehen muss, der weiß wie er an sie rankommt und wie er sie heiß machen kann. Und ich glaube, dass das Julian Nagelsmann auch kann. Es hat nicht nur mit Erfahrung zu tun, sondern es hat damit zu tun, zu wissen, wie packe ich welchen Spieler an.

Das traue ich ihm zu, denn er ist ja ein intelligenter Mensch und kennt den Fußball, dass er es schafft, dieses Gerüst so zusammenzusetzen, dass es funktioniert und dass die alle Bock haben auf kicken.”

 

Hansi Müller über schlechte DFB-Form: “Überhaupt keine Bedeutung”

 
Aber die letzten zwei Spiele, die hat er ja komplett in den Sand gesetzt.

Müller: “Ist korrekt, aber es gibt auch andere Trainer, die im Vorfeld eines großen Turniers Schwierigkeiten hatten. Ich erinnere an Jürgen Klinsmann vor der WM 2006, da haben sie 1:4 gegen Italien verloren, im März und da hat es geheißen: ‘Klinsmann, geh doch besser wieder zurück nach Amerika’.

Dann hat er 2006 bei der WM gezeigt, zu was er in der Lage ist. Man ist knapp am Finale vorbeigeschlittert, hat hier in Stuttgart ein sensationelles 3:0 gemacht gegen Portugal. Das Stadion ist fast explodiert. Das hat deshalb überhaupt keine Bedeutung, man muss nach vorne gucken.

Jetzt haben sie zwei Gegner, Holland und Frankreich und vielleicht sieht nach diesen beiden Spielen die Welt schon wieder ganz anders aus. Ich würde nicht so pessimistisch sein und sagen, die letzten Spiele waren jetzt nicht so und wir haben schlechte Chancen für die Europameisterschaft.

Nein, das Material ist da und Nagelsmann ist einer, der schon bewiesen hat, dass er es kann. Da muss er Gas geben und das wird er hinkriegen.”

 
Also für Sie das nächste Sommermärchen? Oder sagen wir so: Der kommende Sommer 2024 in Deutschland wird ein Traum und kein Trauma.

Hansi Müller: “Ja, die Europameisterschaft im eigenen Land zu haben. Wir haben tolle Stadien, wir haben Publikum. Ich erinnere mich an die WM 2006, wo ich auch Botschafter war, zusammen mit Guido Buchwald, der Stadt Stuttgart. Was sich da in der Stadt und im Stadion abgespielt hat, das ganze Land hat sich von der besten Seite präsentiert.

Egal welche Kultur, welche Religion, welche Hautfarbe, das war alles Multikulti und das hat super funktioniert. Das war eine Werbe-Geschichte für Deutschland in die ganze Welt. Auch eine EM ist heute fast schon eine WM, weil sie ja auf der ganzen Welt ausgestrahlt wird.

Deswegen freue ich mich, weil ich glaube, dass das wieder eine riesen Geschichte wird. Wenn einer gut organisieren kann, dann ist es Deutschland.”

 
Ein Thema müssen wir mit Ihnen auch noch ansprechen, denn bei Inter Mailand erinnern sie sich immer noch sehr gerne an Hansi Müller. Und ich weiß, dass Sie den italienischen Fußball noch verfolgen, speziell Inter Mailand. Werden die Meister?

Hansi Müller: “Wenn ich überlege, die letzten zwei, drei Jahren ging es ja besser, aber davor habe ich sehr, sehr lange gelitten, weil Inter eigentlich keine Rolle mehr gespielt hat, was die Meisterschaft anbetrifft.

Deswegen freut es mich umso mehr, dass so ein Traditionsklub die letzten Jahre wieder richtig performt und auch im Moment wieder an erster Stelle steht. Ich bin nach wie vor großer Fan von Inter, hab auch noch zum einen oder anderen Spieler Kontakt. Man muss ja überlegen, ich bin damals in die Mannschaft gekommen, 1982, nach dem WM-Finale, mit Deutschland 3:1 verloren gegen Italien.

Dann kommst in die Kabine und es sitzen da sechs Weltmeister mit Bordon, Bergomi, Collovati, Marini, Oriali, Altobelli. Ich habe immer noch eine tolle Verbindung zu der Stadt, zu dem Verein und auch, wie gesagt, zu einigen Spielern. Deswegen freue ich mich riesig, dass sie da oben stehen.

Und ich bin auch ein ganz großer Fan von der Zehn, von Lautaro Martinez, der für mich ein Traum-Fußballer ist. Da schaue ich immer wieder gern rein, um zu sehen, dass sie gut drauf sind.”

 
Aber nennen Sie uns kurz noch Argumente, warum Inter Meister wird und nicht Juve.

“Sie haben so viele kreative Spieler und stehen nach hinten gut, dass ich mir da keine Sorgen mache, dass sie das durchziehen. Sie haben auch, wenn man die Spiele anschaut, ein unglaubliches Selbstbewusstsein.

Mir gefällt auch Marcus Thuram, wie er sich da eingefügt hat. Ich hätte nicht gedacht, weil ich weiß, dass es nicht einfach ist von Deutschland nach Italien zu wechseln und sich da so zu integrieren, das es so schnell geht.

Der ist auch super drauf und ich glaube, dass Inzaghi es schafft, die Jungs weiter motiviert und elektrisiert zu halten. Deswegen denke ich, es wird ein knappes Rennen gegen Juve, aber sie werden es schaffen.”

 
Am Samstag spielen Sie gegen Monza. Ist das eine Aufgabe, die eventuell schwierig werden könnte?

Hans Peter Müller: “Monza kennt man eigentlich nur von der Formel 1, deswegen ist es schwierig für Inter, weil es heißt auf dem Papier, die hauen wir weg.

Aber auch da ist Inzaghi ein guter Mann, der weiß, wie er die Jungs anpackt. Auch das werden sie schaffen. Also, wenn sie gegen Monza nicht gewinnen, dann haben sie auch keine Meisterschaft verdient.”

 
Hansi Müller, wunderbar, vielen Dank.

Müller: “Sehr gerne, lieb Grüße aus dem Schwabenländle.”

Interview: Carsten Fuß

 

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Philipp Stottan

Philipp Stottan

Alter: 31 Nationalität: Österreich Lieblings-Wettanbieter: Bet-at-home, Bet365

Das Thema Sport und all seine Facetten begleiten Philipp seit er denken kann, zu Uni-Zeiten kamen dann auch die Sportwetten hinzu. Nach diversen Stationen im Journalismus entschied er sich dann dazu, seiner Wett-Leidenschaft auch beruflich nachzugehen. Vor allem in den Bereichen Fußball sowie US- und Kampfsport, kann man sich auf seine angesammelte Expertise verlassen.   Mehr lesen