Als Spieler war er über 200 Mal für Kaiserslautern im Einsatz, als Trainer u.a. für den HSV, Bochum, Leverkusen oder Eintracht Frankfurt, bei dem er den legendären Spruch “Bye, Bye Bayern” prägte.
Die Rede ist natürlich von Klaus Toppmöller. Das macht ihn natürlich zu einem prädestinierten Gast für das Bundesliga-Topspiel Bayer Leverkusen gegen Bayern München.
Im ersten Teil des Interview mit Beidfüßig, erklärt Toppmöller die Werkself zum klaren Favoriten auf Sieg und Titel, schwärmt von Xabi Alonso, Granit Xhaka und Florian Wirtz und begründet, woran es den Bayern mangelt.
Klaus Toppmöller zum Topspiel: Favorit? “Ganz klar Leverkusen”
Wettbasis: Wir sprechen mit einem der renommiertesten Trainer, die es in der Bundesliga gegeben hat, nämlich Klaus Toppmöller. Mit Bayer Leverkusen extrem erfolgreich, mit dem VfL Bochum, mit Eintracht Frankfurt. Herr Toppmöller, schön, dass Sie hier sind. Wie geht es Ihnen?
Klaus Toppmöller: “Wunderbar. Alles in Ordnung.”
Jetzt steht ja am Samstag ein herausragendes Spiel an, nämlich Eins gegen Zwei. Bayer Leverkusen gegen Bayern München. Wer ist für Sie der Favorit bei diesem Spiel?
Toppmöller: “Ganz klar Bayer Leverkusen.”
Warum?
Toppmöller: “Wir haben so eine Moral, das hat man auch am Dienstag im Pokal wieder gesehen, und haben so tolle Fußballer drin, einen tollen Trainer. Da passt alles zusammen.”
Sagen Sie uns doch mal, Sie sind ja auch Trainer, wie ist genau die Spielidee von Xabi Alonso?
Toppmöller: “Naja, offensiv sehr gut, steht sehr gut in der Abwehr. Für mich haben sie auch die besten Spieler in der Liga. Das heißt, dass sie meiner Meinung nach Meister werden und sind auf allen Positionen sehr, sehr gut besetzt.”
Fallen Ihnen welche ein, die herausragend sind, die noch mal die Mannschaft toppen?
Toppmöller: “Ja, Xhaka im zentralen Mittelfeld ist der beste Spieler. Er ist der Anführer der Schweizer Nationalmannschaft. Das hat man bei der Weltmeisterschaft schon gesehen, dass der alles dirigiert hat in der Halbzeit und das noch vorm Trainer gemacht hat damals.
Das ist natürlich ein herausragender Taktiker und wird ein super Trainer. Aber insgesamt das ganze Spiel bei denen, das ist halt so und solche Spieler muss man in der Mannschaft haben, die selbst ein Trainer auf dem Platz sind.”
Toppmöller schwärmt: Xhaka ist “der Trainer am Platz”
Und das ist für Sie Granit Xhaka?
Klaus Toppmöller: “Granit Xhaka ist der überragende Fußballer. Der, der alles regiert und dirigiert.
Und er weiß genau, wann er offensiv spielen muss, wann er defensiv spielen muss, für die ganze Mannschaft aber. Im Prinzip ist er der Trainer auf dem Platz.”
Xabi Alonso hebt ja auch ab und an Florian Wirtz heraus. Wie ordnen Sie den ein?
Toppmöller: “Florian Wirtz ist einer der überragenden deutschen Fußballer, mit Musiala von Bayern München. Die machen alles richtig, im Prinzip alles. Techniker, Torjäger, die wissen genau, wo sie den Ball hinschießen, wenn er aufs Tor muss.
Aus dem Gelenk, oder lupfen, oder sonst was. Das kann man nicht lernen, das hat man im Blut. Wirtz ist für mich der kommende Fußballer in Deutschland, der zukünftige Star bei der EM und bei der WM. Super Fußballer, da gibt es ja gar nichts.”
Sie haben in der Vergangenheit selber Bayer Leverkusen trainiert und auch zu Erfolgen geführt. Allerdings eben auch nur Vize-kusen. Warum wird sich das ändern?
Toppmöller: “Weil sie vielleicht das Glück haben, dass sich keiner in der entscheidenden Phase verletzt oder ausfällt. Bei mir war es Jens Nowotny. Ich war auch Trainer in Frankfurt, wir waren zu der Zeit auch bis Dezember ungeschlagen und dann hat sich unser Stürmer, Yeboah, verletzt. Dann war kein Geld da, einen anderen zu holen und dann ist das halt eingebrochen, der hat alle Tore geschossen.
Ich hab immer ein bisschen Waldlauf gemacht [im Training, Anm.], da war ich vor dem im Ziel. Dann denk ich, den kann ich doch nicht aufstellen. Er sagte aber immer: ‘Trainer, ich Samstag Tore’. Genau so war es dann, der hat alle Tore geschossen.”
Was haben Sie damals noch gesagt, als sie an der Tabellenspitze waren? Da haben Sie doch auch einen Spruch Richtung Süden der Republik gelassen.
Toppmöller: “Dass wir Meister werden wollen. Noch kein Spiel verloren, nur zwei Unentschieden und Toni Yeboah hat seine Tore geschossen.”
Toppmöller kritisiert Bayern: “Zu viele Legionäre”
Da gab es aber einen ganz bekannten Satz.
Toppmöller: “Ja, was war das denn?”
Bye, bye, Bayern.
Klaus Toppmöller: “Ach, das war doch Quatsch. Das war so gedacht, wenn wir das nächste mal gegen sie spielen, heißt es ‘Bye, Bye Bayern’.”
Aber das war ja schon eine selbstbewusste Ansage.
Toppmöller: “Ja, nee, nee. Das war nur auf das eine Spiel gemünzt für mich, wo wir gegen sie gespielt haben. Also allgemein jetzt, Bayern, über die Jahre sind sie ja immer die besten.”
Ihr Sohn Dino war ja auch Co-Trainer bei den Bayern. Sie waren daher oft in München. Wie würden Sie denn aktuell die Veränderung bei den Bayern, nachdem Dino ja da weggegangen ist, beschreiben?
Toppmüller: “Allgemein beschreibe ich die so, dass die Neuverpflichtungen nicht mehr deutsch sind. Bayern war ja immer besonders für Deutschland und die Nationalmannschaft. Und mir gefällt das nicht, dass da so viele Legionäre mitspielen.
Damals war ja alles Bayern. Beckenbauer, Schwarzenbeck, Maier. Also alle im Prinzip, kann man sagen, waren Bayern. Und das waren die besten deutschen Fußballer aller Zeiten, damals, als sie dreimal den Europapokal gewonnen haben und das gefällt mir jetzt nicht mehr so.
Ich bin ja kein Auslands-Hasser, verstehen Sie. Ich mag es unheimlich gerne, wenn wir die besten Franzosen oder Engländer, wie Harry Kane jetzt, holen. Das ist ja ein Gedicht, dass sie den geholt haben. Das sind super Fußballer.
Aber ich glaube, das wird ein bisschen abreißen, wenn sie mal keine Meisterschaft holen und dann acht, neun Ausländer in der Mannschaft haben. Das ist nicht Bayern-like.”
Also da sehen Sie schon auch einen Bruch in der Tradition, korrekt?
Toppmöller: “Jawohl, genau so. Man hat ja früher als Kleiner sich schon gefreut, wenn man die Spieler alle gekannt hat. Man hat aufs Spiel gewartet im Fernsehen, wenn ein Spiel kam, von Bayern München oder damals von Borussia Mönchengladbach mit Netzer und Köln mit Overath. Das waren meine Freuden, verstehen Sie?”
Jetzt gibt es aber eben bei dem Spiel am Samstag natürlich auch die Konfrontation zwischen Tuchel und Alonso auf der Trainerbank. Wie glauben Sie, gehen die beiden das an?
Toppmöller: “Ich glaube, die sind beide super Trainer, keine Frage. Xabi Alonso war ein super Fußballer, den ich gemocht habe. Für ihn bin ich extra nach Spanien gefahren, um zu sehen, wie er gespielt hat damals.
Tuchel hat Meister gemacht in Frankreich, in England, in Deutschland. Also das sind zwei super, super, super Trainer.”
Leverkusen mit dem Double? Klaus Toppmöller: “Absolut!”
Noch kurz einen konkreten Tipp. Wie läuft das Spiel am Samstag zwischen Bayer und Bayern?
Toppmüller: “Ich tippe auf einen knappen Sieg für Bayer Leverkusen, denn die imponieren mir schon so im ganzen Jahr, das ist schon sensationell.”
Dann wäre noch die Frage, wieviele Titel holt jetzt Bayer Leverkusen in dieser Saison?
Klaus Toppmöller: “Die sind doch jetzt mal an der Reihe. Es hieß immer Vize, Vize, Vize und jetzt werden sie Meister, Meister, Meister.”
Werden sie auch Pokalsieger?
Toppmöller: “Ja, absolut.”
Okay, wunderbar. Vielen Dank, Klaus Toppmöller.
Klaus Toppmöller: “Alles klar. Bye, bye, bye.”
Interview: Carsten Fuß