Das klare Topspiel an diesem 10. Spieltag der Bundesliga ist VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt, zumindest wenn es nach den Namen geht. Maurizio Gaudino hat für beide Teams gespielt und kennt die Vereine daher natürlich gut.
Unterschiedlicher könnten die Vorzeichen fast nicht sein. Denn während die Eintracht auf einem Hoch schwebt und auf Platz drei steht, sind die Stuttgarter von genau diesem Platz, auf dem sie sich eventuell gesehen haben, weit weg.
Im Interview bei Beidfüßig blickt Gaudino auf die Partie und ob der VfB die Lücke verkleinern kann. Zudem analysiert er Stärken und Gemeinsamkeiten von Sebastian Hoeneß und Dino Toppmöller
Maurizio Gaudino lobt Stuttgart: “Haben sich nicht beirren lassen”
Wettbasis: Der Vizemeister VfB Stuttgart, als Gastgeber für Eintracht Frankfurt, das ist das Topspiel. Mit dem VfB Stuttgart Meister geworden ist und mit Eintracht Frankfurt immerhin, das ist Maurizio Gaudino. Hallo!
Maurizio Gaudino: “Hallo, guten Tag.”
23 Tore nach neun Spieltagen hat Eintracht Frankfurt erzielt, das war vor 31 Jahren zuletzt so und da waren Sie dabei, 1993/94. Ist es das Geheimnis des Erfolgs von Frankfurt gerade?
Maurizio Gaudino: “Mit Sicherheit, aber auch die Handschrift des Trainers, der da in Ruhe weiterarbeiten durfte und dort sein Spielsystem praktisch übertragen konnte auf die Mannschaft. Es ist eine Riesenharmonie in der Mannschaft entstanden und so wie sie jetzt Fußballspielen, das haben sie jetzt gerade auch im Pokal gezeigt, mit einem Mann weniger doch noch das Spiel zu gewinnen, da haben sie noch mal den nächsten Schritt nach vorne gemacht, als Einheit.
Sie haben es verstanden, gemeinsam sind wir stark. Und so kommt natürlich jetzt jeder Einzelne zum Tragen und sie machen ihre Torchancen rein und spielen offensiv sehr stark. Dann kommt man so in diesen Flow rein, wo jeder das Richtige im richtigen Moment macht. Und das ist das Momentum von Eintracht Frankfurt.”
Sie haben damals zusammen mit Yeboah und Furtok gespielt, das waren die beiden Stürmer. Gibt es da Vergleiche zwischen Marmoush und Ekitike heute?
Gaudino: “Ja, mit Sicherheit. Es sind zwar trotzdem verschiedene Spielertypen, aber wenn man beide Spieler vergleicht, dann sind die einfach schnell. Das war damals auch so, Yeboah und Furtok waren schnelle Spieler, Yeboah hat natürlich extrem den Körper noch gehabt, mit dem er sich durchgesetzt hat.
Aber es sind beide schnelle Spieler, sehr clevere Spieler, sie haben den Riecher und den Zug zum Tor und einfach die Qualität, dann auch Eins-gegen-Eins gegen den Torwart den Abschluss so zu bringen, dass sie dann auch das Tor schießen.”
Wenn Sie die beiden Trainer vergleichen – Sie begleiten den VfB Stuttgart ja auch auf den Champions League Reisen – aind die verschiedenen, oder haben die Ähnlichkeiten?
Gaudino: “Natürlich sind sie verschieden in Form von der Gestaltung. Aber sie haben trotzdem eine ähnliche Handschrift die Mannschaft zu erreichen, die Mannschaft auf ihre Seite zu bringen und einfach attraktiven, offensiven Fußball zu spielen und trotz allem auch dann die Mannschaft Spiel für Spiel auf den Gegner einzustellen und nicht ihre Linie zu verlieren, sondern ihren Fußball trotzdem durchzusetzen.
Das hat man in den letzten Monaten, jetzt extrem natürlich auch beim VfB, die auch Schlüsselspieler verloren haben von der letzten Saison und trotzdem weiter diesen attraktiven Fußball spielen, gesehen. Natürlich ist es schwer, immer sofort an das gleiche Niveau, was man das Jahr davor geleistet hat, heranzukommen. Man darf ja nicht vergessen, wo der VfB herkommt.
Aber nichtsdestotrotz spielt die Mannschaft sehr starken, attraktiven Fußball und sehr kompakt. Man sieht, dass sie immer noch eine Einheit auf dem Platz sind und dass sie gemeinsam den Weg gestalten wollen. Ich war ja in Turin und habe da das Spiel gesehen. Also das war ein überragendes Spiel und da sieht man ganz stark die Handschrift des Trainers.
Und das ist das Plus jetzt, von beiden Vereinen muss man sagen, dass sie glücklicherweise das Händchen gehabt haben, diese Trainer zu bekommen und dass die jetzt so mit ihrer Mannschaft performen. Da kann man sich wirklich jetzt für beide Vereine nur wünschen, dass das jetzt auch länger geht.
Und wenn auch mal Rückschläge kommen, die wird es auch immer wieder geben, dann auch daran festgehalten wird und weiter mit diesen Trainern gearbeitet wird und nicht sofort wieder alles in Frage gestellt wird.”
Sie kennen auch den Vater von Dino, Klaus Topmöller. Gibt es da Ähnlichkeiten?
Gaudino: “Ähnlichkeiten mit Sicherheit darin, wie er mit der Mannschaft umgeht. Ich bin natürlich jetzt bei der Eintracht nicht drin, aber die Interviews, die der Dino gibt, wie er sich für die Mannschaft einsetzt, wie er die Mannschaft aufstellt, wie er Fußball spielen lässt, da gibt es mit Sicherheit Parallelen zum Vater.
Er liebt Fußballspielen, liebt es offensiv zu spielen, aggressiv zu spielen, nach vorne zu spielen, aber in erster Hinsicht auch Spieler sich entwickeln zu lassen. Das machen beide Trainer, die entwickeln die Spieler, die haben die Spieler weitergebracht und das ist bei Dino genau das Gleiche wie bei Klaus Toppmöller. Er hat uns entfalten lassen.
Auch in den Sitzungen hat er jeden einzelnen Spieler stark gemacht und stark geredet und dabei immer auch darauf hingewiesen, dass wir als Mannschaft zusammenhalten sollen und auch nur zusammen jeder Einzelne stark sein kann. Ich denke, dass da der gleiche Weg eingeschlagen worden ist.”
Gaudino über Stuttgart vs. Frankfurt: “Offenes, spannendes Spiel”
Was erwarten Sie von dem Spiel gegen den VfB? Geht die Tendenz Richtung Eintracht Frankfurt?
Gaudino: “Da ich ja bei beiden Vereinen gespielt habe, schlägt das Herz immer doppelt und ich freue mich immer für beide. Jetzt bin ich im Moment näher am VfB dran. Es wird so sein, dass der VfB natürlich mit starkem Ballbesitz versuchen wird, das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern und praktisch da den Gegner festzunageln.
Was auch dann wieder für die Eintracht spricht, die sehr gut zumacht, gut zugreifen kann in den Zweikämpfen und dann natürlich über die Konter kommen kann. Es wird, denke ich, trotz allem ein offenes Spiel und ich lege mich wie immer fest, das habe ich fast jedes Jahr gemacht, wenn ich dazu was sage, dass es ein sehr, sehr spannendes Spiel wird, das 2:2 ausgehen wird.”
Die Frankfurter stechen vor allen Dingen auch durch die Variabilität heraus. Die neuen Spieler die kommen, Brown oder Uzun beispielsweise, ganz junge Talente die da schon eingesetzt werden. Man könnte sagen, Frankfurt ist schwer auszurechnen.
Gaudino: “Das auf jeden Fall. Aber das sind beide Mannschaften. Und ich habe es bereits erwähnt, Frankfurt kommt aus einer Saison, wo sie jetzt stabiler geworden sind. Jetzt wieder andere Spieler, junge Spieler einsetzen, die aber aufgrund der Harmonie in der Mannschaft auch performen können. Weil wenn es in der Mannschaft stimmt, dann ist es sehr viel einfacher für junge Spieler, sich da auch zu integrieren.
Und Stuttgart, die ja gute Schlüsselpositionen verloren haben, haben es trotzdem geschafft und die Mannschaft hat sich auch nicht beirren lassen durch die Weggänge, sondern nein, da ist jeder in diese neue Rolle wieder reingewachsen und es ist praktisch ein ähnliches Konstrukt von beiden Mannschaften, die einfach eine Harmonie haben, die sich vertrauen, die sagen wir sind stark, wir können jede Mannschaft schlagen. Und das setzt sich jetzt gerade in dieser Saison fort.
Natürlich gibt es da durch diese Dreifachbelastung dann auch wieder den einen oder andern Stolperstein, aber die meistern das. Und durch dieses meistern kommen sie weiter einen Schritt nach vorne, das ist die Stärke von beiden Mannschaften. Das ist jetzt spannend und ich freue mich auch auf das Spiel am Wochenende.
Um zu sehen, wie beide Trainer ihre Mannschaft aufeinander loslassen, wer auf was achtet und wie die Spieler selbst, als Mannschaft, dann in diesem Spiel performen.”
Glauben Sie, dass Eintracht Frankfurt die Rolle des VfB Stuttgart übernehmen wird in dieser Saison? Also aktuell sieht es in der Tabelle so aus.
Gaudino: “Ob sie jetzt Eins-zu-Eins die Rolle übernehmen werden…ich wünsche mir natürlich, dass sich beide Mannschaften da oben drin etablieren und weiter so performen, weil das einfach Spaß macht, wie die Fußball spielen und wie sie ihre Gegner auch in der Bundesliga dominieren. Mit jedem Sieg, natürlich mit jedem Spiel, auch wenn es vielleicht mal eine knappe Niederlage gibt, werden sie ihre Schlüsse ziehen und dann einen Schritt nach vorne machen.
Das gilt für beide Vereine, wenn sie diesen Weg weitergehen und davon gehe ich aus, können sie sich da oben etablieren. Das ist das, was ich seit Jahren immer gesagt habe, nicht nur weil ich dort gespielt habe. Es sind einfach diese Traditionsklubs, die auch das Potenzial haben, da oben die anderen Vereine und in erster Linie Bayern München zu jagen und dann auch zu schlagen und sich da so zu etablieren.
Das macht jetzt einfach Spaß, beiden Vereinen jetzt zuzuschauen und umso schöner, weil es meine ersten Verein sind, weil ich ja da meine Spiele gestaltet habe und sehr viel Spaß hatte, da Fußball zu spielen und stolz bin, bei den beiden Vereinen spielen zu dürfen.”
Vielen Dank an Sie.
Maurizio Gaudino: “Danke, Ciao, Grazie.”