Guidos Guide ist die neue Fußball-Kolumne der Wettbasis. Jeden Dienstag geht es um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.
Beim Thema Fußball ist man nie allein. So hat doch jeder Fußball-Begeisterte eine kleine oder große Gruppe von Mitbegeisterten. Über das Thema Fußball – insbesondere über die Bundesliga – kann man sich immer unterhalten. So ist Fußball nicht selten der Anfang einer Konversation, und somit der Einstieg in einen freundschaftlichen Abend, oder sogar der Beginn einer lange andauernden Freundschaft.
So geht es mir auch. Mein eifrigster Diskussionspartner im Thema Fußball heißt Guido, schwebt je nach Tagesform irgendwo zwischen 30 und 40 Spielzeiten Lebenserfahrung herum und ist von Beruf vermutlich Lebenskünstler. Andere Stimmen aus meinem Bekanntenkreis nennen ihn auch Überlebenskünstler. Was er gerade tut und wo er sich gerade aufhält, weiß man nie so recht. Doch in einem Punkt kann man sich sicher sein: Eine Meinung zum Thema Fußball – insbesondere zum Thema Bundesliga – hat er immer. Egal wo er sich gerade aufhält, egal welches Spiel er gesehen hat oder welche Diskussionen aktuell die Stammtische der Nation bewegen.
Guido ist der Grund, warum meine Woche jedes Mal mindestens mit einer Konstanten beginnt: Einem Gespräch, sei es per E-Mail, Telefon oder sogar mal persönlich. Gerade deshalb habe ich mich in der letzten Woche umso mehr darauf gefreut am Wochenende wieder Bundesliga Fußball zu schauen. Einerseits ist das – in diesem Jahr etwas kürzere – Sommerloch zu Ende, andererseits wird mit dem Bundesligastart auch meine Tradition mit Guido und unseren Diskussionen nach Spieltagsende wiederbelebt.
So kam das, worauf ich mich schon so lange gefreut hatte, am Sonntagabend nicht unbedingt unerwartet. Trotzdem durchfuhr mich ein sanfter Adrenalinschub als kurz nach dem Abpfiff der Begegnung zwischen Dortmund und Leverkusen mein Handy klingelte: Es war Guido.
Nachdem ich Guido aufs Herzlichste begrüßt hatte, erkundigte ich mich nach seiner Situation, wie sein Sommer so verlaufen sei, und wie es ihm überhaupt so ging. Guido antwortete nur mit einem schlichten "Bei mir ist alles klar". Noch bevor ich mich weiter über seine Lebenslage erkundigen konnte – wir haben uns immerhin fast zwei Monate nicht gesprochen – lenkte Guido das Gespräch auf den Bundesligastart.
"Das war ja mal ein chaotischer erster Spieltag. Kann mich nicht erinnern, dass an einem ersten Spieltag mal so viele Außenseiter gewonnen haben." Guido beendete diesen Satz mit einer für ihn typischen seltsamen Betonung, die das Gesagte weder als Frage noch als Aussage dastehen ließ.
"Das stimmt", gab ich ihm recht. "Kann mich auch nicht entsinnen in letzter Zeit so einen Saisonbeginn miterlebt zu haben"
"Aber mal im Ernst", unterbrach mich Guido. "Es kann doch nicht wahr sein, dass ich am ersten Spieltag gerade mal ein Ergebnis und eine Tendenz beim Tippspiel mit den Kollegen richtig getippt habe! Ich meine, wie lässt sich denn bitte Bremen dar in Hoffenheim abschlachten? Genau so unverständlich ist mir die Niederlage der Frankfurter in Hannover!" Ich merkte, dass sich Guido langsam in Rage sprach."96 hat sich doch vor Wochenfrist erst im Pokal blamiert!"
"Was sagt denn dein Tipp-Schein?",brachte mich Guido wieder ins Gespräch zurück. "Ich hoffe, bei dir ist es besser gelaufen." In Wahrheit hoffte er das nicht und ich war mir darüber im Klaren, dass meine folgenden Worte nicht unbedingt zu einer Verbesserung seiner Stimmung beitragen würden.
"Es lief ganz gut. Das Ergebnis der Bayern, das Unentschieden zwischen Mönchengladbach und Nürnberg und die Heimniederlage der Kölner, und den Sieg der Mainzer habe ich auf dem Zettel. Ach ja, für Leverkusen habe ich auch getippt." Ich kostete meinen Triumph in vollen Zügen aus! Wir gingen noch kurz auf die einzelnen Partien ein, sprachen etwas über den nächsten Spieltag und beendeten das Gespräch mit ein wenig Smalltalk, bei dem ich mich dann doch noch etwas über Guidos Lebenslage informieren konnte. Die wohl wichtigste Information, die ich erhaschen konnte, war das Guido mittlerweile bei einer Spedition arbeitete und seinen Wochenplan so vorausschauend organisiert hatte, dass er am Freitagabend in der Nähe von Kaiserslautern rasten würde. "Wegen des Spiels und Otto Rehhagel und so", begründete Guido seinen Plan.
Hätte ich meine Tipps nicht vorgelesen, hätte das Gespräch vermutlich deutlich länger andauern können. Doch wenn man einmal besser tippt als Guido, sollte man das ausnutzen, den Guido ist ein Experte – eigentlich. Das sagt zumindest meine Erfahrung. Und seien wir mal ehrlich, wer hat schon die Auswärtssiege der Aufsteiger vorausgesehen?