Obwohl Bundesliga-Titel und Nationalteam-Berufung das Karriere-Highlight von Benny Lauth waren, absolvierte der Stürmer die meisten Spiele (188) in der 2. Bundesliga.
Zwar waren die Spiele für den HSV damals noch in der obersten Spielklasse, dennoch kennt Lauth die 2. Liga ganz genau. Und selten war die Liga so unberechenbar und spannend, wie sie es diese Saison ist.
Nachdem Benny Lauth im ersten Teil die Vorschau auf die Bundesliga wagt, blickt er nun auf die Aufstiegschancen seiner Hamburger unter Neo-Coach Merlin Polzin, wer den Aufstieg sonst schaffen wird, wenn den anderen Weg geht und auch welche Spieler Torschützenkönig werden.
Benny Lauth über HSV-Aufstieg: “Wird verdammt eng”
Wettbasis: Die verrückteste, die spannendste, die absurdeste Liga in Europa, die ist gerade in Deutschland beheimatet und das ist die 2. Bundesliga. Ex-Nationalspieler und DAZN-Experte Benny Lauth kennt sich hier bestens aus.
Benny Lauth: “Schönen guten Tag!”
Die 2. Liga ist wirklich verrückt und das verrückteste ist, dass nur sieben Punkte Abstand bestehen zwischen Platz eins, also dem 1. FC Köln und Platz zehn, Darmstadt. Herr Lauth, wieso ist das da so eng?
Lauth: “Das ist eine gute Frage. Entweder gibt es nicht diese eine, oder die ein, zwei Mannschaften, die wie in vielen Jahren davor, einfach so gut sind, dass die vorneweg marschieren.
Ist es tatsächlich so ausgeglichen oder stellt sich die eine oder andere Mannschaft einfach ein bisschen zu blöd an? Ich glaube, alles kommt so ein bisschen zusammen, alles trifft zu. Trotzdem geht es dann auch oft schnell in der Rückrunde.
Wenn man den FC Köln anschaut, wenn die dann mal ein bisschen in Schwung kommen, wenn die ein bisschen Konstanz reinkriegen, dann kann es schon gut sein, dass die recht schnell da vorneweg marschieren.”
Die ersten Drei, jetzt aktuell Köln, KSC, HSV, sind eigentlich Teams, die man ja so erwartet hat, aber eben nicht mit diesem geringen Abstand.
Lauth: “Die 2. Liga ist wirklich spannend, weil es ganz viele Topteams gibt, die man ja auch schon allein von ihrem Namen her auch gerne in der Bundesliga hätte, die alle den Anspruch haben, oben mit dabei zu sein.
Oft hat man ja das wirklich ganz gut eingeteilt, die einen wollen aufsteigen, die anderen versuchen nicht abzusteigen, dann ist es ganz gut geregelt. Aber hier sind es ja schon zehn, elf Mannschaften, die alle so ein bisschen darauf spekulieren, dass sie oben reinkommen und dass sie vielleicht den Weg nach oben machen werden und deswegen ist es verdammt spannend.
Dann hat man eben Mannschaften wie Darmstadt, die dann immer wieder ein paar Siege einfahren, die immer noch spekulieren, vorne mit dabei zu sein. Die Schalker, die kurz mal gekämpft haben, dass sie nicht absteigen. Jetzt träumen sie natürlich wieder davon, oben mit dabei zu sein.”
Ein gutes Stichwort. Schalke hat nur noch acht Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz. Mit Sicherheit wird schon getanzt und getrunken auf Schalke, weil man weiß, man darf wieder träumen.
Lauth: “So schnell geht das, mit ein paar Siegen.”
Der HSV, einer Ihrer Ex-Vereine, wo Sie auch Herzblut gelassen haben. Schaffen es die jetzt im x-ten Anlauf mal ganz nach oben?
Benny Lauth: “Ach ja, es wäre schön, wenn es funktionieren würde. Ich glaube, das wird wieder verdammt eng. Ich wünsche mir, dass die Entscheidung mit dem Trainer jetzt die richtige ist.”
Glauben Sie es auch, dass es die Richtige ist?
Lauth: “Ich habe gedacht, es wird anders laufen. Dass bis zur Winterpause Merlin Polzin jetzt so weitermacht und dann ein Trainer kommt, den sie sich jetzt eben in dieser Zeit auch wirklich genau rausgesucht haben, der am besten passt.
Weil es kann natürlich auch der Klassiker werden. Man übernimmt kurzfristig die Mannschaft, dann ist ein bisschen Euphorie da, alle haben wieder ihre Chance, der Co-Trainer ist eh normalerweise immer ganz gut mit den Spielern. Wenn man die Spieler fragt, sagt eh keiner: ‘Nee, wir wollen einen anderen Trainer haben.’
Sondern: ‘Ja, wir verstehen uns gut. Wir wir wollen, dass der Trainer bleibt.’ Das ist es jetzt so passiert, sie haben natürlich auch noch ein paar Punkte geholt und dann geht es in im Januar weiter. Da verliert man vielleicht die ersten zwei Spiele oder es ist nicht so gut und dann geht es schon wieder los.
War das jetzt doch nicht richtig? Müssen wir doch noch mal einen anderen Trainer holen? Deswegen hätte ich mir eigentlich einen klaren Cut gewünscht mit einem neuen Trainer, wo sie wirklich auch die Zeit hatten, sich einen auszusuchen.
Aber gut, es ist anders gekommen und ich hoffe natürlich trotzdem, dass es die richtige Entscheidung war, weil es endlich mal Zeit ist, dass der HSV auch wieder aufsteigt.”
Wer wäre für Sie der beste Kandidat gewesen?
Lauth: “Das ist natürlich sehr schwierig. Ich kann Ihnen da ehrlich keinen Namen nennen, aber ich hätte mich jetzt nicht wieder für ein Trainer-Talent entschieden, sondern schon geschaut, wer bringt jetzt die Erfahrung mit.”
Friedhelm Funkel noch mal?
Lauth: (lacht) “Vielleicht jetzt auch nicht so viel Erfahrung, aber jemand wo man sagt, der kennt sich aus, der kann das Team sofort weiterentwickeln, der hilft uns auch, wenn wir aufsteigen, in der 1. Liga weiter.
Es eben nicht wieder mit so einer Art Experiment zu probieren. Bruno Labbadia war schon zu oft da, deswegen wäre das auch nicht das Richtige gewesen. Aber in die Richtung hätte ich schon gedacht, dass sie es versuchen.”
Elversberg, ist das ein Team, das aufsteigen kann?
Lauth: “Es ist zumindest kein Zufall mehr, dass sie vorne mit dabei sind. Sie haben das wirklich auch letztes Jahr gezeigt. Sie haben das von der Regionalliga in die 3. Liga und dann auch in der 3. Liga gezeigt, dass sie einen klaren Plan haben, was sie in der 3. Liga von den meisten Teams, von 80% der Teams, unterscheidet.
Deswegen dort hochgegangen und auch in der 2. Liga führen sie das wieder weiter und man merkt einfach, das ist vielleicht so ein bisschen kleines Freiburg. In die Richtung, wo man sieht, okay, die wissen genau welche Spieler sie holen, wie wollen wir spielen, wer passt rein?
Es gibt ganz wenige, die dann eben da nicht dazu passen, wo sie irgendwie Fehler machen und deswegen ist es einfach so, dass sie solche Teams wie auch Schalke, wo viel Unruhe herrscht, wo viel Durcheinander ist, dann teilweise oder aktuell auch überholen.
Weil sie einfach einen klaren Plan haben. Und deswegen spielen sie mit Sicherheit bis zum Ende oben mit.”
Lukas Kwasniok, der Trainer des SC Paderborn, hat sich selbst ins Achtung gestellt. Also wenn man die Spieler, die Verantwortlichen, so angreift, aber dann könnte man sagen, spätestens in einem Monat hat sich das Thema erledigt.
Lauth: “Jetzt ist ja erst Mal Pause, vielleicht beruhigt sich das dann auch wieder ganz schnell.”
Sie kennen sich aus in solchen Situationen. Wenn ein Trainer wirklich alle ins Achtung stellt?
Lauth: “Ja, warum auch immer. Wollte er noch mal ein Zeichen setzen? Er wollte vielleicht nochmal kurz sagen, wenn es hier weitergehen soll, dann müssen wir auch noch mal ein bisschen mehr Gas geben, auch mit dem Risiko, dass es dann beendet wird, denn er hat ja gute Arbeit in den letzten Jahren geleistet.”
Und er hat ja vielleicht auch schon Angebote oder Gespräche.
Lauth: “Genau. Vielleicht wollte er da den Druck mal erhöhen. Deswegen, ich glaube, es ist jetzt gut, dass gerade Pause ist.
Das beruhigt sich dann wieder, aber dann wird es auch entscheidend sein, wie starten sie aus der Winterpause raus, sonst holt sie das Thema natürlich sofort auch wieder ein.”
Benny Lauth: “Köln marschiert vorne weg”
Wen sehen Sie als die ersten Drei?
Lauth: “Die Kölner, die marschieren wahrscheinlich sogar vorne weg. Dann sehe ich auf Platz zwei ganz klar den KSC. Die gefallen mir, die haben gute Arbeit die letzten Jahre gemacht, die haben einen Top-Trainer, die haben ein eingespieltes Team, das funktioniert
Deswegen glaube ich, spielen die das Jahr konstant durch und werden deswegen auch auf Platz zwei landen. Dann wird es natürlich auf Platz drei sehr schwer, wo ich mir den HSV natürlich wünschen würde, der aber natürlich ordentlich kämpfen muss, weil die Elversberger machen das gut.
Kaiserslautern oder Magdeburg sehe ich da nicht, aber bei der Hertha weiß man immer nicht, in welche Richtung das geht. Grundsätzlich ist mir bei Hertha und Schalke überall zu viel Unruhe. Wenn man aufsteigen will, dann muss drumherum alles passen, das wird aber nicht funktionieren.
Und deswegen werden wohl Düsseldorf oder Hannover noch mitkämpfen, aber am Ende steht auf dem dritten Platz der HSV.”
Darmstadt außen vor gelassen, aber die sind in der Kohfeldt-Tabelle ziemlich gut.
Lauth: “Genau. Aber das sind so die Teams, die die Rückrunde nicht konstant durchspielen werden und deswegen fehlen denen dann am Ende ein paar Punkte. Darmstadt, Hertha, Hannover, die es auch immer wieder aufblitzen lassen, die dann aber auch wieder eine Schwächephase haben.
Also die sind alle so in dem Bereich, wo sie noch lang hoffen, aber am Ende nicht rankommen.”
Viele müssen ja auch hoffen, dass sie in der Liga bleiben. Regensburg hat jetzt endlich mal wieder gewonnen nach langer Zeit, aber ansonsten ist es da unten ja schon relativ eindeutig. Wer steigt Ihrer Meinung nach ab?
Benny Lauth: “Die Nürnberger, die sehe ich da nicht. Die haben einfach zu gute individuelle Spieler, die dann nicht mehr hinten reinrutschen. Eine Mannschaft, die gleich daneben beheimatet ist, schon eher, die Fürther.
Das gefällt mir nicht so, was da die letzten Monate abgelaufen ist. Deswegen müssen die aufpassen, dass sie nicht hinten reinkommen. Die haben aber einfach auch ein paar Punkte Vorsprung, deswegen wird es am Ende auch reichen. Aber das ist eine Mannschaft, die noch ein bisschen aufpassen muss.
Und dann sind es eben die vier Teams, die aktuell jeder auf der Liste hat, Münster, Ulm, Braunschweig, Regensburg. Regensburg, die werden es nicht mehr schaffen, Braunschweig ist für mich die zweite Mannschaft, die wahrscheinlich runtergeht, oder jedes Jahr kämpft und irgendwann ist man dann doch mal wieder fällig.
Anders bei Ulm und Münster, die ja im Vergleich zu Braunschweig zum Beispiel, den Kampf um den Abstieg als positives Element mitnehmen können, weil es klar war von Anfang an, sie kämpfen darum. Die zwei Teams werden wahrscheinlich dann noch den dritten Platz ausmachen, also Platz sechzehn.”
Die Torschützenkönige, müssen Sie noch diskutieren. Haben Sie einen Favoriten?
Lauth: “Auch wirklich schwierig in der 2. Liga. Zivzivadze, wenn er bleibt, wäre natürlich der Top-Kandidat um den Torschützenkönig zu geben. Lemperle muss man wahrscheinlich mit reinnehmen, weil er bei Köln spielt, wo sich fast alle einig sind, dass die in der Rückrunde weiter marschieren und viele Tore machen werden, er es vorne drin auch gut macht und die Qualität hat, viele Tore zu machen. Deswegen muss man ihn mit dazunehmen.
Dahinter wird es wirklich schon schwieriger. Viele gute Spieler, wo ich jetzt keinen sehe, der irgendwie in der Rückrunde noch mal auf die 20 Tore kommt. Glatzel natürlich, wenn er fit ist, immer einer der liefern kann. Die HSV-Spieler, auch Davie Selke natürlich, aber da sehe ich auch keine 20 Tore.
Das wird spannend, aber wie gesagt, wenn beim KSC das Personal so bleibt wie aktuell, könnten die den Torschützenkönig stellen.”
Wenn man jetzt auf Platz zwei steht und tatsächlich auch die Bundesliga im Fokus hat, dann sollte man einen einen Zivzivadze auch nicht gehen lassen. Also da muss das Angebot schon sehr unmoralisch sein.
Benny Lauth: “Das muss man wissen. Die Stürmer, egal ob man jetzt um den Abstieg spielt oder um den Aufstieg, das sind die Personalien, die das oft entscheiden können. Und ein Grund, warum der KSC vorne dabei ist, sind eben ihre Top-Einzelspieler.
Wanitzek dahinter, Zivzivadze vorne und wenn man den abgibt, dann fehlen mir diese Tore und die muss ich natürlich erst mal ersetzen. Daher bin ich da komplett bei Ihnen, da bräuchten sie schon einen Top Plan B, wenn man den abgeben würde.”