Nachdem es in der letzten Woche meine Schuld war, dass es nicht zu einem Gespräch zwischen mir und Guido gekommen war, war es in dieser Woche Guido, der lange nicht zu erreichen war. Dabei gab es thematisch wirklich mehr als genug zu besprechen: Am Freitagabend sorgte ein St. Paulianer für den ersten Spielabbruch seit langem in der Bundesliga. Am Samstag legten die Fans des FC Bayern München oder zumindest ein Teil dieser Gruppierung mit mehreren unmissverständlichen Plakaten nach und demonstrierten ihre Opposition zu Vereinsboss Uli Honeß. Am Sonntag trafen sich Magath und Daum in ihren neuen Feuerwehrmann-Uniformen und am Montag gab eine großes deutsches Boulevard-Blatt den Wechsel von Manuel Neuer zu Saisonende bekannt. Am Dienstag spielt immerhin der letzte deutsche Teilnehmer auf der europäischen Bühne. Am Dienstagmorgen unterhielten wir uns dann – Guido und ich. Doch immer mit der Ruhe und der Reihe nach.
"Es ist schon sehr bitter, wenn ein Verein dafür bestraft wird, dass ein einzelner Zuschauer einen wohlgemerkt vollen Bierbecher wirft und den Schiedsrichterassistenten am Nacken trifft", begann ich, doch Guido unterbrach mich: "Bei St. Pauli habe ich schon oft den Eindruck gehabt, das gehört zur Fankultur gegen die "Ordnungshüter" zu sein. Der Schiedsrichter hat ja auch im Interview nach dem Spiel betont, dass es schon in der 1. Halbzeit Münzwürfe und Feuerzeugwürfe gegeben hatte und mehrfach Stadiondurchsagen geschaltet wurden. Dann kann man nicht mehr von einem Einzeltäter sprechen, wenn es im Vorhinein von anderen Zuschauern in ähnlicher Form Ausschreitungen gab. Was soll man da sagen?" Guido fuhr fort: "Sicherlich hat der Bierbecher den Ausschlag gegeben, aber wenn ein Schiedsrichter im Interview nach dem Spiel solche Angaben macht, dann muss man sich fragen, ob die Zuschauer im Allgemeinen die Funktion und Arbeit der Schiedsrichter verstanden haben oder jede Entscheidung als persönliche Provokation interpretieren." Der FC St. Pauli hat in den nächsten Wochen auf jeden Fall mit einem empfindlichen Urteil zu rechnen. Außerdem hilft diese Eskalation dem Verein und seiner 1. Mannschaft überhaupt nicht. Die kämpft nämlich mit allem was sie hat um das Überleben in der Bundesliga und mit sechs Niederlagen in Folge sollten die Fans eine Unterstützung für die Mannschaft darstellen und kein Stolperstein.
"Wenn man sich über weiß ich nicht wie viele Jahre den Arsch aufreißt, damit ein Verein funktioniert, die Wirtschaftlichkeit erhalten bleibt und sportliche Erfolge in regelmäßigen Abständen abgeliefert werden, dann sollte man nicht unantastbar sein, aber eine öffentliche Demaskierung hat man mit Sicherheit nicht verdient", Guido wusste sofort von wem ich sprach, als ich das Thema auf Uli Honeß lenkte: "Da muss ich dir Recht geben, ich bin der Erste, der sich für Mitsprache der Fans ausspricht und Meinungsäußerungen von Fans richtig findet, gerade weil sie ein wichtiger Teil des Vereins sind, aber man kann einer Person, die genau wie die Leute im Fanblock alles für den Verein geben würden nicht mit solchen Spruchbändern ins Gesicht spucken". Ich antwortete: "Was muss sich erst der Honeß denken? Der gibt alles für den Verein, ist sein ganzes Leben mehr als gefordert engagiert und sieht seinen ganzen Einsatz mit so viel Herzblut durch diese Spruchbänder in den Dreck gezogen als sei er irgendein ignoranter Dikatator!"
"Einer dieser Protest-Punkte ist ja die Torwartfrage bzw. der eventuelle Wechsel von Manuel Neuer. Wenn jetzt in den Medien angeblich gewusst wird, dass Manuel Neuer nicht auf Schalke verlängern wird, dann wird Schalke ihn in diesem Sommer verkaufen wollen, was wohlgemerkt wieder für einen Wechsel zum FC Bayern München sprechen würden. Diesen Wechsel wollen sowieso recht viele Bayern-Fans hat man den Eindruck, denn zumindest außerhalb des Stadion höre ich immer Sätze wie "Wenn man einen Mann wie Manuel Neuer kriegen kann, dann muss man ihn holen" und das sehe ich ehrlich gesagt genauso – aus neutraler, anti-bayern Perspektive." Ich bin mir ehrlich gesagt, ziemlich sicher, dass es am Ende so kommen wird. Wegen ein paar Schildern, wird sich keiner von seiner Vision abbringen lassen: Kein Trainer, kein Manager und kein Vereinsboss. Guido sah das ähnlich, er betonte, dass es für Manuel Neuer auch der wichtige und richtige Karriereschritt sei, wenn er mit den Bayern in der Champions League spielen sollte.
Neben Dr. Felix Brych, der von der UEFA im Champions League Viertelfinale zwischen Real Madrid und den Tottenham Hotspur mit seinem Team als Schiedsrichter eingesetzt wird, ist eben Manuel Neuer mit seinem FC Schalke 04 der letzte Vertreter der Bundesliga auf internationalem Parkett. Gegen Inter Mailand kann man sich nun beweisen und die kleine Chance auf eine Teilnahme am Halbfinale wahren – möglich ist alles. Das hat gerade Inter im Achtelfinale bei den Bayern gezeigt.
Bei Guidos Guide geht es jeden Dienstag um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.