Noch drei Mal Bundesliga. Und ein Mal DFB- Pokal Finale. Und ein Mal Champions League Finale. Für die ganz harten vielleicht auch noch der aus deutscher Sicht uninteressant gewordene UEFA Cup – also, Europa League. Die Sommerpause blickt schon frech um die Ecke, doch König Fußball hat noch viel zu bieten und wird sein Territorium nicht eine Minute vor Toreschluß preisgeben. Richtig so!
Am Ostersamstag war ich zusammen mit Guido bei einem befreundeten, etwas außerhalb lebenden Fußballfan. Um genau zu sein: Schalke-Fan. Noch bevor ich meine Meinung sagen konnte, entschied ich mich dagegen, da eben dieser Freund mächtig gegen Manuel Neuer hetzte und trotz Dauerkarte sogar auf das Heimspiel verzichtet hatte: "Ich kann mir dieses Gesicht nicht angucken!". Immerhin guckten wir so zusammen die Konferrenz. Seine Argumentation hatte vor allem emoitionale Höhenpunkte, die sich für die Tradition, für den Verein und gegen die Bayern äußerten. "Nun gut, lass ihn zu den Bayern gehen, aber dann soll er nicht sagen, dass er ein Schalker sei", wetterte es vom Gastgeber.
In meinen Gedanken und auch in Guidos Stellungnahme während der Rückfahrt, wurde das Ganze deutlich relativert: "Wenn man so lange in einem Verein ist, dann trägt man ihn im Herzen, auch wenn man sich beruflich verändert. Man muss von dem Gedanken wegkommen, dass hier jemand seine Karriere in einem Verein macht. Immer wenn das geschieht, dann nur weil dieser Verein genau zu den Fähigkeiten des Spielers passt. Herzblut bleibt, das will ich nicht bezweifeln, aber die sportliche Entwicklung muss zu dem Spieler passen. So kann ein Lahm bei Bayern, ein Raul bei Madrid und ein Giggs bei Manchester bleiben, aber ein Neuer nicht bei Schalke."
Ich antwortete: "Manuel Neuer hat den Schalkern auch aus ökonomischer Sicht schon deutlich mehr als die Ausbildung zurückgezahlt. Die Frage ist, ob es nun zu einer fairen Ablöse kommt oder nicht."
Guido unterbrach mich: "Das ging mir auch richtig auf den Keks. Als er anfing mit der "Vertragsbruch-Geschichte": Heutzutage würde niemand mehr seine Verträge einhalten und so. Aber als ich kurz nachgefragt habe, ob das denn in Ordnung war, als Schalke Spieler eingekauft hat, da drohte die Stimmung zu kippen."
"Es war schon richtig, dass du dich zurückgehalten hast. Ich konnte dir ansehen, dass es nicht leicht war", lobte ich Guido über den grünen Klee, "der Punkt ist doch, ob Schalke mit Neuer in der nächsten Saison in die Champions League kommen kann und ihn dann ablösefrei gehen lassen wird, was angesichts dieser Bundesligasaison bezweifelt werden darf, oder ob es nicht besser wäre, Neuer in diesem Sommer zu verkaufen."
"Für den Verkauf spricht das schnelle, sichere Geld, wenn die Ablöse fair ist.", sagte Guido.
"18, 19, 20 Millionen?", fragte ich.
"25 Millionen sollten sie schon rausholen. Das ist immerhin ein Spieler, der nicht nur ein großes Problem der Bayern löst, sondern dies auch noch für mehrere Jahre tut. Außerdem wird er so ziemlich jedes Spiel machen. Dazu kommt noch, dass Bayern schon für Gomez ca. 30 Millionen hingelegt hat. 25 Millionen sollten es schon sein. Vielleicht etwas weniger, aber dafür optionale Zuschüße bei einer erfolgreichen Saison der Münchener."
Das Spiel "seiner" Schalker schien unseren Freund nicht wirklich zu stören. Er dachte nur an Manchester United: "Hoffentlich bringt uns Manuel noch ins Finale". Im Garten, kurz nach der Konferrenz war Neuer schon wieder seine größte Hoffnung.
Bei Guidos Guide geht es jeden Dienstag um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.