Man hätte Herrn Rosenberg fragen sollen. Der schwedische Stürmer hätte die Antwort schon vor Wochenfrist geben können. Wenn Sie darauf hätten wetten wollen, dann hätte er Ihnen vermutlich sogar schon vor einigen Monaten den entscheidenen Tipp geben können – Sie hätten die Quote ihres Lebens abgreifen können. Die Märkte wären nicht müde geworden gegen Sie zu wetten und jeder, wirklich jeder, hätte gegen Sie verloren.
Der erste Spieltag der beiden höchsten spanischen Spielklassen fällt aus. Die Spieler der Primera Division und der Segunda Division streiken. Verständlicherweise hat es noch vor Monaten keine Wetten zu diesem Ereignis gegeben und Herr Rosenberg hätte Ihnen eine nette Geschichte erzählen können, aus der Sie jedoch kein Kapital hätten schlagen können. Vielleicht gibt es verrückte Buchmacher in den Straßen Englands oder einige Handschlagwetten zu nächtlicher Stunde in spanischen Bars, die zu dieser Zeit wirklich einen Streik bewettet haben, aber sie sind die Ausnahme.
Doch warum wollen die Fußballer ihrer Profesion eigentlich an diesem Wochenende nicht nachgehen?
Der jetzige Stand der Geschichte begann vor einigen Tagen, als die Gewerkschaft der Fußballer in Spanien (Asociacíon de Futbolistas Espanoles, AFE) zum Streik für die ersten beiden Spieltage der beiden Profiligen aufrief. Verhandlungspartner ist die Spanische Liga (Liga de F´tbol Profesional, LFP). Zahlen sind in solchen Auseinandersetzungen besonders wichtig: Vertrauenswürdige Quellen der spanischen Medienwelt sprechen von etwa 50 Millionen Euro, die die spanischen Vereine insgesamt 200 Spielern schulden würden. Das seien etwa 20% der angestellten Fußballer. Dieser Prozentsatz täuscht. Auf der einen Seite gibt es etliche Spieler, die bereits nicht mehr in Spanien aktiv sind und trotzdem Geld erwarten, auf der anderen Seite findet man zudem viele Spieler, die indirekt von den Schulden der Vereine betroffen sind und eventuell in der Zukunft mit Zahlungsausfällen rechnen müssen.
Letztlich will die Spielergewerkschaft eine Garantie für die Zahlung der Schulden und eine Garantie in der Zukunft, die beispielsweise mittels eines Fonds solche Zahlungsausfälle für den Spieler auffängt. Am liebsten wäre es ihnen, diesen Fond nicht nutzen zu müssen. Eine weitere wichtige Forderung dreht sich um den Zwangsabstieg insolventer Clubs. Das Insolvenzgesetz in Spanien ist noch sehr jung und trotzdem marode. Auch aus vielen Ecken der Wirtschaft hört man Kritik und die Forderung nach Überarbeitung.
Gegenüber sitzt die Liga. Die Organisation der Vereine argumentiert, keine Garantien ausstellen zu können, da es auch keine Garantien für Einkünfte gäbe. Des Weiteren führt sie die allgemein schlechte Lage der spanischen Wirtschaft immer wieder in ihren Ausführungen an. Unterm Strich schieben beide dem anderen fehlende Verhandlungskompetenz zu.
Aktuell können sich beide Seiten nicht einmal einigen, wo sie miteinander an einem Tisch sitzen sollen. Entsprechend angespannt und vorallem unproduktiv ist die Lage. Ein weiteres Indiz dafür, dass der erste Spieltag wohl definitiv ins Wasser fallen wird, ist, dass die staatliche Lotteriegesellschaft die weitverbreitete und sehr beliebte Quniela – eine Toto-ähnliche Wettmöglichkeit, bei der von 15 Spielen möglichst viele Tendenzen getroffen werden müssen – ausgesetzt hat.
Markus Rosenberg hätte Ihnen solche Tendenzen schon zum Ende der letzten Saison erklären können. Der Stürmer war von Werder Bremen an Racing Santander ausgeliehen worden. Obwohl Santander mittlerweile zu großen Teilen von einem Scheich beeinfusst und finanziert wird, schuldet der Verein dem Schweden aktuell laut diversen Internet-Quellen noch fünf Monatsgehälter.
Er ist keinesfalls das krasseste Beispiel: Die gesamte sportliche Abteilung von Rayo Vallecano hat seit Beginn der letzten Saison nahezu keine Zahlungen vom Verein erhalten – und ist in der selben Saison in die Primera Division aufgestiegen.