“Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.” Dieses Sprichtwort beschreibt kurz und knapp die Beweggründe, die Philip Lahm dazu getrieben haben müssen dieses Buch zu schreiben. Andere Gründe zu finden, warum der kleine Außenverteidiger, der aktuell sowohl die Kapitänsbinde des FC Bayern München als auch die Kapitänsbinde der Nationalmannschaft an seinem Arm weiß, in seinem jüngst erschienen Buch über seine ehemaligen Trainer herzieht.
“Erst habe ich es nicht geglaubt, dann musste ich lachen und jetzt wühlt in mir das eigene Unverständnis”, sagte Guido über das Buch des neuen Autors. “In letzter Zeit scheint das ja ziemlich modern zu sein, als Fußballer ein Buch zu schreiben“, antwortete ich. Betrachtet man die Vermutung, dass es sich beim Fußball sowieso um einen Sport handelt, der weniger von portentiellen Akademikern und mehr von potentiellen Arbeitssuchenden professionell ausgeübt wird, ist der neue Trand umso erstaunlicher.
“Hast du das Buch gelesen?”, fragte ich. “Nein, ich kenne nur die Passagen aus der Presse.” “Ich auch nicht”, sagte ich und musste ein wenig darüber schmunzeln, dass wir uns über ein Buch ausließen, dass wir beide zu weniger als 2% kannten. “Doch selbst diese wenigen veröffentlichten Sätze erschrecken mich”, began Guido auf ein Neues, “er beleidigt mehr oder weniger direkt seine ehemaligen Trainer und schreibt ein bisschen drumherum und das wars. Das Buch ist ja kein klassisches Enthüllungsbuch, die Meisten schreiben sogar, es sei im Grunde simpel und fast langweilig. Nach eigener Aussage wollte er niemanden anfreifen, sondern nur Pauschale Kritik äußern. Doch warum schreibt er überhaupt ein Buch?”
Eine gute Frage. Zu dieser Frage hatte ich mir vorher schon Gedanken gemacht und die Gedanken einiger Medien aufgesogen. Es gibt im Grunde zwei Gründe, ein Buch zu schreiben:
Der erste ist ein künsterlischer Ansatz. Man hat Spaß daran ein Buch zu schreiben. Man schreibt gerne oder erfreut sich schlicht weg daran, einem anderen, oder im besten Fall einer großen Leserschaft eine Geschichte zu erzählen. Sie zu faszinieren, zu erschrecken, zu überraschen. In ihnen Gefühle auszulösen, nur mit dem geschriebenen Wort. Schreiben mit künstlerischem, unterhaltendem Motiv.
Der zweite Grund ein Buch zu schreiben ist der Grund, der für die Mehrheit der Aktionen auf dieser Welt herhalten muss: Geld. Finanzielle Interessen. Man schreibt ein Buch, um damit Einnahmen zu generieren. In solchen Fällen ist es mehr als verständlich, dass die Leute absurde Dinge schreiben und so polemisch wie möglich agieren, um auf das eigene Produkt aufmerksam zu machen. Eine skurrile Veröffentlichung ist dann eigentlich nur Werbung für die eigene Niederschrift.
Pauschalisierungen sind der Feind des Kritikers. Mit dem Segen des Autors und Außenverteidigers soll das hier erlaubt sein. Das Buch erfüllt keines der beiden Grundmotive. Lahm hat sicher kein künstlerisches Motiv. Dafür ist die Geschichte zu wenig unterhaltsam, zu uninteressant. Es gleicht eher einer Erzählung, die man am Telefon mitbekommt, während man andere Dinge parallel macht. Lahm hat auch kein finanzielles Motiv. Der Mann hat genug Geld.
“Es kann nicht wirklich geklärt werden, warum er ohne Not so einen Mist macht”, sagte Guido gegen Ende unseres Gesprächs. Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Grundprinzipien sind falsch – was ich nicht glaube, da sie bei Millionen anderer Autoren zutreffen – oder Lahm hat Langeweile.
Bei Guidos Guide geht es jeden Dienstag um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.