Bei Guidos Guide geht es bei gegebenen Anlässen um die Bundesliga, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich um Guidos Meinung.
Der schönste Nebeneffekt des deutschen Weltmeistertitels ist die kurze Sommerpause. Die Endrunde in Brasilien ist kaum zu Ende, schon beginnt in Deutschland wieder der Profifussball. Mal abgesehen von der gesteigerten Aufmerksamkeit durch den Titel der Nationalmannschaft, hat sich für die Bundesliga nicht viel verändert. Das Schiedsrichterspray wurde eingeführt, obwohl noch während der Weltmeisterschaft Skepsis aus dem Kreis der Bundesliga zu hören war. Skepsis scheint es in Deutschland ohnehin immer zu geben. Es ist gewissermaßen ein Brauch. Es scheint nicht notwendigerweise die Angst vor Veränderung zu sein, sondern schlicht ein Unbehagen gegeüber neuen Dingen, die wahrscheinlich durch das tiefe Vertrauen ist das etablierte System entsteht. Ob nun politisch oder sportlich: Der Deutsche liebt Kontinuität.
Ist es die gesunde deutsche Skepsis, die die Verantwortlichen der Bundesliga dazu bewegt, den Videobeweis nicht einzuführen? So wie es sich für einen organisierten deutschen Prozess gehört, gibt es auch im Thema Videobeweis zunächst ein Pilotprojekt. Damit man an eventuell positiven Ergebnissen im Nachhinein beteiligt war, aber eventuell negative Entwicklungen nicht mittragen muss, hat man sich elegant am Pilotprojekt der Holländer in der letzten Saison beteiligt. Diese Testphase mit einem zusätzlichen Schiedsrichter, der in einer Kabine sitzend Zugriff auf alle notwendigen Kamerabilder hat und dem Hauptschiedsrichter aufs Ohr sprechen kann, ist so erfolgreich gelaufen, dass die Holländer dieses Projekt in der neuen Spielzeit fortführen wollen.
Der Torlinientechnik wurde bei einer Abstimmung zu Beginn diesen Jahres die Einführung verwehrt. Insbesondere Mannschaften der 2. Bundesliga hatten sich aus Kostengründen gegen das System entschieden. Bei der Weltmeisterschaft hat die Torlinientechnologie ihren Härtetest überzeugend bestanden. Im Vorfeld der Endrunde in Brasilien hatte Bayern München einen neuen Antrag zur Einführung bei der DFL eingereicht, diesmal allerdings auf die 1. Bundesliga beschränkt. Über diesen Antrag wurde noch nicht abgestimmt. Es ist unklar, warum von Seiten des Verbands keine finanzielle Unterstützung angeboten wurde, da das Gesamtvolumen wohl überschaubar schien. Die Kosten für die bei der Weltmeisterschaft genutzte GoalControl Technik sollen sich bei rund 200.000 Euro pro Stadion, also etwa 7,2 Millionen Euro für die beiden höchsten deutschen Spielklassen belaufen.
Auch das Freistoßlinienspray war noch während der Weltmeisterschaft auf Ablehnung gestoßen. “Ich kann mich noch erinnern, wie die Kommentatoren in ARD und ZDF das Spray als “nutzlos” und “Zirkus” verurteilten. Die Mauer würde sowieso nach vorne rennen und es verbrauche doch achso viel Zeit. Das Spiel werde langsamer und überhaupt, bräuchte man es nicht. Dass dieses Spray in Südamerika schon seit Jahren gebräuchlich ist, schien den Kommentatoren weder Respekt für diese sportlich kulturelle Entwicklung zu entlocken, noch ließ es den Gedanken gedeihen, diese Hilfestellung könnte seitens der Schiedsrichter willkommen sein.”, kommentierte Guido. Am 8. Spieltag wird nun aller Voraussicht nach auch in der Bundesliga der Abstand der Mauer durch eine weiße Linie auf dem Boden gekennzeichnet sein. Vorher absolvieren die Schiedsrichter noch einen Lehrgang. Wohl weniger, um sich mit der Spraydose vertraut zu machen, sondern um den einheitlichen Gebrauch zu gewährleisten.