Bevor er seine Karriere bei Ferencvaros Budapest ausklingen ließ, war Benjamin Lauth bei einigen deutschen Traditionsklubs als Stürmer aktiv.
Allen voran 1860 München in der 1. und 2. Bundesliga, insgesamt war er in der obersten Spielklasse 140 Mal unterwegs, u.a. auch für Stuttgart, Hannover 96 und dem HSV, bei denen er sogar Nationalspieler wurde.
Als Deutscher Meister mit dem VfB, weiß Lauth wie der Hase läuft. Im 1. Teil des Interviews blickt er auf die Bundesliga, ob der Meisterkampf noch einmal spannend wird, erklärt seinen ehemaligen Mitspieler Vincent Kompany, wer es unter die Top Vier schafft und wer sich schlussendlich verabschiede muss – plus Torschützenkönig.
Benny Lauth über Ex-Mitspieler Kompany: “Ein Mensch, der sofort gut ankommt”
Wettbasis: Fünfzehn Spieltage sind gespielt und es gibt eine kleine Winterpause. Aber man muss sich schon darauf vorbereiten, wie es denn weitergeht, denn das passiert schon Anfang Januar. Hallo Benny Lauth, ein ehemaliger Nationalstürmer und immer noch aktiv als DAZN-Experte.
Benny Lauth: “Schönen, guten Tag!”
Jetzt erst einmal der Blick auf die Tabelle, denn das ist das, was interessiert. Die Bayern sind vorne, allerdings mit nur vier Punkten Vorsprung auf Bayer Leverkusen. Dahinter tut sich dann schon ein etwas größeres Loch auf, dann folgen Frankfurt und Leipzig. Und Dortmund ist elf Punkte hinten. Haben Sie das so erwartet und warum ist die Tabelle so, wie sie ist?
Lauth: “Am Ende hat es sich ein bisschen wieder reguliert. Ich dachte Leverkusen ist von Anfang an wieder der härteste Konkurrent, die hatten mal kurz am Anfang ein paar Probleme, aber jetzt haben sie wieder gezeigt, wie stark sie sind. Deswegen vermute ich auch, wird sich bis zum Ende der Saison die Spannung halten.
Aber klar, ich hatte sie von Anfang an eigentlich gleich auf Augenhöhe mit den Bayern und dahinter haben wir natürlich mit dem BVB so ein paar, die man stärker eingeschätzt hat. Leipzig, die mal ausgelassen haben. Aber grundsätzlich war es zu erwarten, dass Bayern und Leverkusen die zwei Teams sind, die vorne das Duell wieder aus austragen.”
Vincent Kompany, der neue Bayerntrainer, wurde ja mit viel Skepsis begrüßt, hat er allen Kritikern den Wind aus den Segeln genommen oder sagen Sie, das liegt auch am Team, das gut verstärkt wurde?
Lauth: “Beides würde ich sagen. Er hat wirklich sofort funktioniert. Er hat gezeigt, dass er ein sehr guter Trainer ist. Er hat aber auch eine sehr gute Mannschaft, das heißt, es gab auch so gut wie keine Schwächephasen und da unterscheidet sich dann eben der sehr gute Trainer nochmal vom guten Trainer.
Vielleicht die Erfahrung, die er in seiner kurzen Trainerkarriere noch nicht gesammelt hat. Aber diese Momente waren noch nicht da, wo wirklich eine Schwächephase herrscht. Weil da ist es dann eben diese Kunst, die Mannschaft zurückzugewinnen, die Spiele trotzdem zu gewinnen, da wieder rauszukommen.
Und die war natürlich bisher noch nicht da, oder für einen ganz kurzen Moment nur, wo sie mal in der Champions League verloren haben, dann in der Liga noch mal oder im Pokal natürlich das Aus. Aber ansonsten hat er schon gezeigt, dass er ein guter Trainer ist. Ich habe mit ihm ja zusammengespielt, noch beim HSV.
Deswegen wusste man da schon, das ist ein sehr intelligenter Kerl, der viel beobachtet, der viel wahrnimmt und der einfach auch eine gute Art hat. Das verbindet ganz viel, was den Bayern auch hilft.”
Wie lange haben sie zusammengespielt? Was ist das für ein Typ?
Lauth: “Wir haben in Hamburg zusammengespielt, eineinhalb Jahre waren das, weil ich dann zum VfB gewechselt bin. Er kam als junger Spieler, aber man hat sofort gemerkt: Okay, das ist kein junger Spieler, sondern der ist sofort auf auf den Platz marschiert und jeder hat sich daran orientiert, weil man wusste, der hat außergewöhnliche Qualitäten, der ist richtig gut, der wird eines Tages ein Topspieler werden.
Genauso ist es auch gekommen und das hat man auch schon von Anfang an sofort gemerkt. Plus, auf dem Platz top, aber auch außerhalb einfach ein Spieler, ein Mensch gewesen, der auch in der Kabine sofort gut angekommen ist, weil er einfach auch eine nette, eine gute Art hat, aber trotzdem klar auch in seinen Aufgaben war und auf dem Platz natürlich auch rigoros.”
Rigoros auch im Training? Hat er Sie schön mal weggegrätscht?
Benny Lauth: “Ja, natürlich. Das lässt sich nicht vermeiden als Stürmer und er als Abwehrspieler, das sind wir uns dann schon oft begegnet, tat auch oft weh, aber wie gesagt, die Qualitäten hat man sofort gemerkt und das war auch immer in Ordnung so, nie unfair.
Das was er auf dem Platz war, war außerhalb genauso. Deswegen habe ich mich sehr gefreut, als er im Sommer nach München gekommen ist.”
Was war für Sie die Überraschung bislang in der Bundesliga?
Lauth: “Im positiven Sinne natürlich ein bisschen die Eintracht. Ich glaube, das war schön zu sehen, dass man an dem Trainer längere Zeit festgehalten hat, dass man ihm einfach auch die Zeit gegeben hat, das zu entwickeln. Was die Eintracht richtig gut gemacht hat. Auch wenn jetzt der Abstand doch ein bisschen größer wird, was aber auch okay ist.
Plus Mainz, die mich dann doch überrascht haben, also wo ich nicht damit gerechnet habe. Wo ich eher gedacht habe, eine Mannschaft, vielleicht rutscht sie mal hinten rein. Jetzt haben sie sich aber dann wirklich stabilisiert, haben gute Spiele gemacht, gegen die Bayern natürlich der Sieg und von dem her würde ich dann schon sagen, dass die Mainzer mich sehr überrascht haben In der Saison.”
Wird Leverkusen noch mal ernsthaft an die Bayern rankommen? Vier Punkte ist jetzt nun wirklich nicht viel. Also insofern ist das dann eigentlich ein offenes Rennen.
Lauth: “Genau, vier Punkte sind nicht viel, das könnte durchaus nochmal knapp werden. Es gibt so ein paar Komponenten, die wissen wir natürlich nicht, wenn die Top-Spieler ausfallen. Kane, Musiala auf der einen Seite, Wirtz wäre als erstes zu nennen auf der anderen Seite, dann wird es für beide Mannschaften natürlich unangenehm.
Aber wenn wir mal davon ausgehen, dass alle fit bleiben, dann bin ich mir sicher, dass Leverkusen nicht mehr viele Punkte abgeben wird. Oder zumindest nicht mehr viele Spiele verlieren. Das heißt, die Bayern müssen wirklich konstant durchspielen.
Trotzdem, die vier Punkte aufzuholen, da wird es im direkten Duell natürlich wichtig sein, dass Leverkusen das Spiel in Leverkusen gewinnt.”
Wenn es gegen seinen Ex-Verein geht, dann coacht Xabi Alonso nochmal besonders. Das hat man ja auch gesehen, er spielt in München, und normalerweise will er mitspielen, da hat er gesagt: Nein, ich stell mich hinten rein, zwei Busse vor den Sechzehner und gut ist. Also der besteht nicht auf irgendeiner Spielidee.
Lauth: “Er lernt vielleicht auch aus den Spielen davor, was er wieder ändern muss. Von dem her, dieses direkte Duell ist natürlich ganz wichtig zu gewinnen, damit man einfach die Punkte aufholt und dann ja, kann es schon noch mal spannend werden.
Wie gesagt, die Bayern hatten noch überhaupt keine größere Schwächephase. Das kann durch die Champions League natürlich auch mal schnell kommen, wenn es dann vielleicht mal knapp wird. Aber trotzdem wird es schwer, dass die Leverkusener das aufholen.
Aber ich glaube, es wird schon noch eng werden, auch wenn es dann am Ende wahrscheinlich die Bayern machen.”
Benny Lauth ist Münchner, also vielleicht an der Stelle muss man das nochmal sagen, zwar eigentlich 1860, aber Münchner.
Benny Lauth: “Stimmt. (lacht) Ich wünsche mir ruhig noch ein bisschen Spannung und die vier Punkte, die können die Leverkusener ja noch ein bisschen enger gestalten.”
Lauth über Ex-Klubb Stuttgart: “Werden an Top 4 kratzen”
Wer kommt denn am Ende in die Champions League, also unter unter die Top Vier? Und warum? Leverkusen und Bayern einmal ausgenommen.
Lauth: “Und Mainz lassen wir auch mal außen vor. Wenn Überraschung, dann hätte ich eher noch Bremen gesagt. Auch noch eines der Überraschungsteams, die sehr konstant spielen. Aber auch die werden es nicht in die Top-Vier schaffen.
Also Bayern und Leverkusen ist klar, dann denke ich auch, dass die Frankfurter drin bleiben werden. Sie haben einfach eine funktionierende Mannschaft, eine eingespielte Mannschaft, ein tolles Heimstadion mit einer guten Stimmung, wo sie viele Punkte holen werden. Und deswegen glaube ich, werden sie am Ende unter den Top-Vier landen.
Dahinter wird es knapp. Die Dortmunder sind vielleicht so ein bisschen – ich gucke natürlich immer gerne auf die Stürmer – von Guirassy abhängig, wenn der noch mal explodiert in der Liga, dann kann er sie natürlich da vorne schon noch mal reinschießen. Ich glaube aber, dass es dann am Ende die Leipziger sein werden, die dann vorne drin bleiben.
Die zwar immer wieder Probleme haben, aber im Großen und Ganzen einen großen Kader haben, viel auffangen können und vielleicht jetzt auch im Winter, wie man hört, noch mal ein bisschen nachlegen werden. Von dem her werden die sich wieder fangen und für mich in den Top-Vier landen.”
Stuttgart?
Lauth: “Die werden noch einen Schritt nach vorne machen, aber so im Großen und Ganzen, auch mit der Champions League, das ist dann ein bisschen viel. Sie spielen gut, trotzdem lassen sie unnötig auch immer mal wieder Punkte liegen, was auch auf die Saison zurückzuführen ist, weil es einfach noch mehr Spiele sind, dass sie das dann nicht immer ganz auffangen können.
Verletzungsbedingt sind auch immer wieder wichtige Spieler draußen gewesen. Sie werden noch mal dran kratzen, aber am Ende wird es nicht ganz reichen.”
Dortmund stolpert ein bisschen zu sehr durch die Gegend. Beim Thema Stolpern sind wir dann auch bei den Abstiegskandidaten.
Lauth: “Ich glaube, man wird schon noch mit Bochum rechnen müssen. Dieter Hecking bringt diese Erfahrung mit, auch in solchen Situationen das Richtige zu machen. Ich glaube auch, dass der Kader natürlich viel besser ist als die Punkte, die sie bisher hatten. Deswegen werden die noch Punkte sammeln.
Bei den Kielern, die habe ich tatsächlich oft gesehen in dieser Saison, die haben das immer ganz ordentlich gemacht, die waren nur noch ein bisschen zu naiv in manchen Situationen. Denen traue ich aber auch noch eine Menge Punkte zu, auch wenn es wahrscheinlich am Ende nicht reichen wird.
Obwohl ich finde, die verkaufen sich sehr gut. Dann gibt es Heidenheim, St. Pauli, die ein bisschen hoffen müssen, dass diese Mannschaften wo es nicht rund läuft, Hoffenheim, Union Berlin, Augsburg sich nicht fangen.”
Was meinen Sie, was ist mit Augsburg? Die kommen da richtig tief unten rein und der letzte Auftritt war ja desaströs.
Lauth: “Genau. Wenn die mal wirklich über einen längeren Zeitraum eine schlechte Phase haben, dann wären die da auch noch mal reinrutschen. Und wenn man dann mal richtig im Abstiegskampf ist, dann wird es auch für den Kopf immer schwieriger. Aber die Teams, eben Hoffenheim, Union, Augsburg, die haben einfach so einen guten Kader, in der Regel holen sie dann immer mal wieder diese Punkte.
Deswegen muss man die Differenz erst mal aufholen und das wird halt eben brutal schwer für Heidenheim, St. Pauli, Kiel und Bochum sowieso. Deswegen wird es am Ende Kiel, Heidenheim, leider, weil die einen tollen Weg hinter sich haben, wahrscheinlich erwischen und dann werden die Bochumer noch mit St. Pauli um die Relegation kämpfen.”
Wer wird denn Torschützenkönig? Sie waren schon mal nah dran.
Benjamin Lauth: “Ja, da hat dann noch ein bisschen was gefehlt, mittlerweile treffen die in ganz anderen Dimensionen. Und auch wenn Omar Marmoush dieses Jahr sehr stark spielt, führt an Harry Kane kein vorbei.
Er hat auch noch ein paar ganz gute Mitspieler um sich rum, die ihn auch ordentlich mit Vorlagen füttern, plus Elfmeter verschießt er ja gar keinen. Also von dem her, mit der Offensivpower der Bayern.
Es ist nicht so einfach, weil es haben auch oft schon andere Stürmer vorne drin gespielt bei den Bayern, wo das Toreschießen dann eben auch nicht funktioniert hat, deswegen ist es nicht so, dass man nur da vorne drinstehen muss und die Bälle dann serviert bekommt, sondern er macht auch viel dafür. Das Näschen und wenn er die Chancen hat, dann sind sie halt auch drin.”