Bei der EM 2024 ist, ganz wie es die Tradition verlangt, die Gruppe A jene des Gastgebers. Mit Deutschland in der Gruppe sind zudem Ungarn, Schottland und Nachbar Schweiz.
Geht es nach der Erwartung, wird es vor allem um den 1. Platz hinter dem DFB-Team gehen, bei dem die Schweiz die besten Karten hat. Doch sehen das die Experten Gabor Kiraly und Stephane Chapuisat genauso?
In der “Beidfüßig” Vorschau zur Gruppe A sprechen die beiden über ihre Nation, deren Stärken/Schwächen und wie die jeweiligen Chancen auf das Achtelfinale stehen.
Stephane Chapuisat über Schweiz: “Normalerweise Nummer zwei”
Stephane Chapuisat über Achtelfinale-Chancen der Schweiz:
“Ich denke Deutschland ist sicher Favorit in dieser Gruppe. Wir sind normalerweise die Nummer zwei, aber es ist nie einfach bei einer EURO. Ich hoffe wir können gut starten und sind nach zwei Spielen schon qualifiziert. Ich werde das Spiel gegen Deutschland live anschauen und hoffe, dass man dann nicht mehr zittern muss.”
Chapuisat über die Torhüter der Nati:
“Ich kann selber nicht entscheiden (wer starten soll), wir haben das Glück zwei super Torhüter zu haben. Ich glaube der Trainer hat ja schon kommuniziert, dass Yann Sommer spielen wird. Falls etwas passiert, haben wir noch einen Top-Torhüter und die Zukunft gehört sicher Gregor Kobel. Auf dieser Position haben wir kein Problem.”
Chapuisat über Schweiz vs. Ungarn:
“Auftaktspiele sind immer schwer. Wichtig wird sein, dass wir alle Topspieler an Board haben, dass alle fit sind. Ich habe das Gefühl, Ungarn wird wohl etwas defensiver spielen, auf Umschalten. Wir müssen gut spielen, geduldig spielen und im richtigen Moment die paar Chancen haben und nutzen. Das erste Spiel ist nie einfach, aber wichtig ist, dass man einfach ein gutes Ergebnis holen kann.”
Chapuisat über Murat Yakin:
“Murat war ein super Defensivspieler, taktisch sehr gut. Das sind sicher seine Qualitäten, dass er das Team taktisch einstellt. Wir haben momentan auch super Spieler muss man sagen, auch im Ausland. Das ist natürlich ein großer Vorteil, die spielen in Topvereinen. Die Spieler wollen natürlich auch, dass der Trainer auf diesem Level ist. Bislang klappt das ganz gut und ich hoffe, dass wir einmal nach dem Achtelfinale nicht ausscheiden. Wenn alle an Board sind, können wir sehr weit kommen.”
Chapuisat über Schweiz vs. Deutschland:
“Ich selber habe auch gegen Deutschland gespielt, es ist natürlich immer schön gegen den großen Nachbarn spielen zu dürfen. Ich hoffe dennoch, dass wir nicht mehr unbedingt punkten müssen gegen Deutschland, weil dann ist es ein anderes Spiel. Ich selber habe schlechte Erfahrungen mit Deutschland, es war das erste Mal dass Ost und West gemeinsam gespielt haben – wir haben 4:0 verloren in Stuttgart. Ich hoffe natürlich, dass das diesen Sommer nicht noch einmal passiert. Ich hoffe natürlich auf ein 1:1, beide kommen weiter.”
Gabor Kiraly: “Ungarn hat jetzt Respekt”
Gabor Kiraly über Ungarns Stärke:
“Bei der letzten EM ist Deutschland ja auch auf Ungarn getroffen, ich war auch vor Ort in München. Die ungarische Mannschaft ist seitdem anders, ich denke sie hat jetzt eine gute Mischung aus alten und jungen Spielern.
Bei der EM 2016 waren viele junge Spieler und die sind mittlerweile erfahrene Spieler, deswegen war es wichtig für uns, die Spieler Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. Ungarn ist als Mannschaft sehr stark, jeder Spieler ist sehr fleißig, jeder kennt seine Aufgabe und deswegen sind sie so erfolgreich.”
Kiraly über Trainer Marco Rossi:
“Marco Rossi kennt den ungarischen Fußball, er war Meister mit Honved Budapest, ich habe damals auch gegen ihn gespielt. Seine Mannschaften sind sehr stabil, wie alle Italiener. Er kennt die jungen und alten Spieler, er gibt einfache Informationen, daher verkompliziert er den Fußball nicht, wie vielleicht bei anderen Ländern. Daher funktioniert es vielleicht auch besser.
Manchmal haben wir sogar Dominik Szoboszlai in der Defensive gesehen, also jeder kennt seine Aufgabe. Marco Rossi ist wie gesagt ein guter Stratege und er hat immer einen guten Matchplan. Sie stehen sehr kompakt, haben aber auch Mut nach vorne zu spielen und ihr Kombinationsspiel kann auch sehr gefährlich sein.”
Kiraly über Marton Dardai:
“Ich denke jeder weiß, dass Marton und die anderen Dardai Jungs in Deutschland, mit deutschem Fußball, deutscher Mentalität, Energie und Diszplin, aufgewachsen sind. Sie haben bei der Hertha 1. und 2. Bundesliga gespielt, haben Erfahrung gesammelt und jetzt hatten sie die Möglichkeit das zu zeigen. Marton ist ein gutes Talent, er kann unserer Mannschaft auch helfen.”
Kiraly über Überraschungs-Spieler:
“Roland Sallai ist für mich ein sehr wichtiger Spieler. Damals war er ein junger Spieler, sehr wild, hat in Freiburg sehr viel gelernt. Adam Nagy, er spielt in Italien, ist auch ein Spieler, der eine gute Erfahrung hat. Er läuft viel, ist fleißig, und für Ungarn ist das sehr wichtig.
Wir haben keine großen Stars. Wir haben Führungsspieler, ja, aber alle stehen mit beiden Beinen auf dem Boden. Sie wissen, jeder muss arbeiten.”
Kiraly über steigenden Druck:
“Ja, Ungarn hat sich viel Respekt erarbeitet vor drei Jahren. Im Spiel gegen Deutschland habe ich persönlich auch das Gefühl gehabt – da hat Deutschland in den letzten Minuten den Ausgleich gemacht – das war eine richtig, richtig gute ungarische Mannschaft.
Damals waren mit Frankreich, Portugal und Deutschland in der Gruppe, aber diesmal habe ich das Gefühl Ungarn kann weiter kommen. Es wird schwer, aber jedes Spiel wird am Platz entschieden und ich denke schon, Ungarn hat jetzt Respekt.
Bei der Schweiz werden viele Spieler wohl ihre letzte EM spielen und werden daher alles geben. Deutschand will Europameister werden, das ist ganz klar. Schottland ist sehr stabil, sehr harte Mannschaft. Es ist keine leichte Gruppe, aber Ungarn ist weiter entwickelt und waren vor dem Turnier 14 Spiele ungeschlagen.”