Nachdem Bundestrainer Joachim Löw am Vormittag des 9. März verkündet hatte, nach der Europameisterschaft 2021 von seinem Amt zurückzutreten, herrscht in Fußball-Deutschland helle Aufregung.
Auch beim DFB. Die Verantwortlichen sind in Sachen Trainer-Suche nämlich etwas aus der Übung gekommen, weil es seit 15 Jahren, nicht mehr notwendig war, einen Trainer zu suchen und zu finden.
Nachdem Hansi Flick beim FC Bayern um die Vertragsauslösung gebeten hat, deutet alles auf eine Rückkehr zum DFB und einem Flick Bundestrainer hin – sein Nachfolger bei den Bayern steht mit Julian Nagelsmann sogar bereits fest.
Geht es nach den Wettquoten für die Löw Nachfolge von Online-Wettanbieter Unibet ist Flick mittlerweile klarer Favorit.
Was spricht dafür und was spricht dagegen, dass Flick die Nachfolge von Löw antritt?
Hinweis: Aus rechtlichen Gründen sind derzeit Wetten in Deutschland auf Transfers und Trainer nicht möglich. In Österreich jedoch schon. Aufgrund des großen öffentlichen Interesses in Sachen “Nächster Bundestrainer” und Löw Nachfolger, zeigen wir hier trotzdem die aktuellen Wettquoten.
Pro: Darum wird Flick neuer Bundestrainer
Neben seiner Qualifikation als Weltmeister-Co-Trainer 2014 hat Hans-Dieter Flick mit Bayern München aktuell gerade alle Vereinstitel der Welt gewonnen. Es gibt schlechtere Bewerbungsmappen.
Vereinfacht formuliert: Flick hat mit seinen Bayern-Erfolgen auf Klubebene schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mehr geht nicht mehr.
Umso intensiver werden Rückschläge bewertet, zudem spielt ohnehin die halbe Nationalmannschaft beim FC Bayern.
Als Co-Trainer von Löw war Flick bereits ein wichtiger Bestandteil beim Gewinn des WM-Titels 2014. Nun böte sich die Chance auch als Bundestrainer die großen Titel abzuräumen – wie etwa bei der WM 2022 in Katar oder 2024 bei der Heim-EM in Deutschland.
“Hansi kenne ich natürlich bestens aus seiner Zeit beim DFB und schätze ihn sehr. Ich wäre verrückt, wenn ich das ausschließen würde”, sagte DFB-Manager Oliver Bierhoff kürzlich über eine mögliche DFB-Rückkehr Flicks in der Sport Bild.
Das Problem für Bierhoff und den DFB bei der Suche nache einem Löw-Nachfolger: Hansi Flick hat beim FC Bayern noch einen Vertrag bis 2023.
Klingt somit eigentlich recht unwahrscheinlich, dass Flick neuer Bundestrainer wird – oder doch nicht?
Gerüchten zufolge soll Flick trotz aller Erfolge beim FC Bayern nicht wunschlos glücklich sein. Immer wieder kracht er mit dem mittlerweile ziemlich mächtig gewordenen Sportvorstand Hasan Salihamidzic hinsichtlich Kaderplanung zusammen.
Dazu kommt: Mit Ende 2021 hört mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge auch noch Flicks große Vertrauensperson auf. Dieser hat Flick in sportlichen Fragen intern stets den Rücken gestärkt.
Ob Flick sich ohne Bezugsperson Rummenigge den Machtkampf mit “Brazzo” antun will – und dabei vielleicht auch noch Rummenigge-Nachfolger Oliver Kahn gegen sich hat?
Deshalb gibt es die Gerüchte, dass Flick die Bayern schon im Sommer Richtung DFB verlassen will und somit auch Löw-Nachfolger werden könnte.
Das könnte ein wichtiges Indiz dafür sein, dass Flick mit einem Abschied vom FC Bayern liebäugeln könnte, wenn der Lockruf des DFB ertönen sollte. Das würde aber auch bedeuten, das seine neue Frage aufpoppen wird: Wer wird neuer Bayern-Trainer?
Will Flick neuer Bundestrainer werden, müsste er aktiv auf die Bayern bzw. auf den DFB zugehen.
Das DFB-Präsidium einigte sich in der Suche nach dem Löw-Nachfolger nämlich darauf, dass der Verband NICHT aktiv auf einen Trainer zugehen wird, der noch über den Sommer hinaus einen Vertrag besitzt. Hintergrund: Der DFB will sich nicht nachsagen lassen, einen Trainer indirekt zum Vertragsbruch zu drängen.
Sollten Trainer und Klub von sich aus signalisieren, dass sie offen für Verhandlungen sind, wäre der DFB selbstverständlich bereit für Gespräche.
Contra: Flick nächster Bundestrainer? Deshalb wird das nichts
Wenn Hansi Flick Bundestrainer werden will, würden die Bayern überhaupt einer Vertragsauflösung zustimmen?
“Ich habe immer gesagt, dass der Trainer der wichtigste Angestellte ist und wir eine Vertrags-Vereinbarung haben, die bekannt ist. Von daher ist das überhaupt kein Thema. Wir werden nicht die Probleme des DFB lösen. Und wenn ich ehrlich bin: Wäre ich Trainer und sollte vom Arbeitgeber FC Bayern zum Arbeitgeber DFB wechseln, würde mir das lediglich ein Schmunzeln entlocken”, betonte Bayerns Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge im Februar.
Rummenigge gehe hundertprozentig davon aus, dass Flick in der kommenden Saison Bayern-Trainer sein wird.
Die Bayern werden Flick auch deshalb nicht aus seinem Vertrag lassen wollen, weil sie aktuell keinen würdigen Nachfolger für ihn hätten.
Auch deshalb kann sich Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus den Bundestrainer Flick als direkten Löw-Nachfolger nicht vorstellen.
“Ich würde sagen, es macht wenig Sinn für den DFB, Hansi Flick zu verpflichten, weil ich es mir als DFB nicht mit dem FC Bayern verderben will. Denn der DFB ist schon ein wenig abhängig vom FC Bayern”, sagte Matthäus am Mittwochabend bei Sky.
Was spricht noch dagegen, dass Flick nächster Bundestrainer wird?
Zum einen die Tatsache, dass er den DFB vor etwa vier Jahren auf eigenen Wunsch verlassen hat, für den er zuletzt von September 2014 bis Januar 2017 als Sportdirektor beschäftigt war.
Flick hatte damals den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel und den Generalsekretär Friedrich Curtius gebeten, dass man seinen bis 2019 laufenden Vertrag auflösen möge, er wolle eine Auszeit nehmen.
Über die Gründe wurde damals gerätselt. Einer soll die verkrusteten Strukturen des Verbandes gewesen sein und, dass der “angestaubte” DFB unter Grindel nicht zu Reformen bereit gewesen sein soll.
Grindel ist zwar mittlerweile Geschichte, aber die DFB-Strukturen haben sich seit Flicks Abgang seitdem nicht unbedingt verbessert.
Allerdings wäre in der Frage “Wird Flick Bundestrainer” eine Art Kompromiss denkbar:
Flick erfüllt seinen Bayern-Vertrag bis 2023 und übernimmt anschließend den Posten als Bundestrainer Dann würde er die Nationalmannschaft bei der Heim-EM 2024 betreuen. Die Bayern hätten somit ausreichend Zeit, die Flick-Nachfolge zu regeln.
Der DFB bräuchte bis dahin jedoch eine Übergangslösung.
Infrage käme für diesen Job etwa der aktuelle U21-Trainer Stefan Kuntz, der mit seiner Erfahrung im Nachwuchsbereich auch einen Umbruch im Team einleiten könnte.
Seit rund 15 Jahren ist Thomas journalistisch im Sportbereich tätig, zunächst als Praktikant bei einem Online-Portal, danach bei einem großen österreichischen Sportverlag - der Sport-Woche - als fixer Redakteur. Neben dem obligatorischen Insider-Wissen in Sachen Fußball kennt er sich vor allem mit Tennis, Radsport und dem alpinen Skisport aus. Bei der Wettbasis als Herr des News-Geschehens tätig, wurde sein Portfolio mittlerweile um MMA, Boxen und Politik erweitert.
Auch beim Wetten ist Thomas als Allrounder bekannt, der innerhalb der Redaktion eine der besten Auszahlungsraten aufweist. Vor allem Wetten fernab des Mainstreams zählen zu seiner Leidenschaft.
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