Auf dem Formel 1 Rennkalender sucht man Deutschland seit Jahren vergeblich. 2019 fand der letzte offizielle Deutschland GP auf dem Hockenheimring statt, 2020 durfte der Nürburgring noch einmal während Corona als Austragungsort einspringen.
Seitdem dröhnen die Motoren in Deutschland nicht mehr so laut wie aus der Vergangenheit gewohnt. Doch warum gibt es eigentlich kein Formel 1 Rennen mehr in Deutschland?
Wir blicken auf die Gründe, mögliche Lösungen und die Wünsche der Organisatoren sowie der Formel 1 selbst.
Formel 1 Rennen in Deutschland: Balanceakt zwischen Tradition und Wirtschaftlichkeit
Die Formel 1, eine der prestigeträchtigsten Motorsportserien der Welt, hat in Deutschland eine lange und glanzvolle Geschichte.
Die Zeiten, in denen Michael Schumacher die Massen begeisterte und die deutschen Rennstrecken fester Bestandteil des Kalenders waren, sind jedoch vorbei. Seit 2020 hat kein Formel 1-Rennen mehr auf deutschem Boden stattgefunden.
Doch es gibt Hoffnung auf eine Rückkehr, auch wenn die Herausforderungen groß sind.
Ein zentrales Problem für die Rückkehr der Formel 1 nach Deutschland sind die hohen Kosten. Formel-1-Chef Stefano Domenicali betont, dass ein Grand Prix auch für die Rennserie profitabel sein muss.
Die Austragung eines Rennens ist mit erheblichen finanziellen Verpflichtungen verbunden, und ohne staatliche Unterstützung ist es für die Streckenbetreiber schwierig, diese zu stemmen. In der Vergangenheit konnten die Betreiber oft nur mit Mühe eine schwarze Null erreichen, was die finanzielle Belastung verdeutlicht.
Die Kosten für die Ausrichtung eines Rennens können sich auf mehrere Millionen Euro belaufen, und es fehlt an ausreichender finanzieller Unterstützung sowohl von der Regierung als auch von der Privatwirtschaft.
Das finanzielle Risiko für die Veranstalter ist hoch, und ohne garantierte Erträge oder Unterstützung wird es schwierig, die Investition zu rechtfertigen.
Warum gibt es kein F1 Rennen in Deutschland? Interesse der Streckenbetreiber & Signale der Formel 1
Trotz der finanziellen Herausforderungen ist das Interesse der deutschen Streckenbetreiber ungebrochen. Jorn Teske, Geschäftsführer des Hockenheimrings, berichtete erst im Sommer 2023 von Signalen der Formel 1, die auf ein zukünftiges Rennen in Deutschland hindeuten.
Diese Signale sind jedoch noch vage, und es bedarf weiterer Verhandlungen, um konkrete Pläne zu schmieden. Domenicali zeigt sich offen für Gespräche mit der deutschen Politik, um eine nachhaltige und gesicherte Finanzierung zu gewährleisten.
Er betont, dass er bereit sei, mit politischen Entscheidungsträgern wie Kanzler Olaf Scholz zu sprechen, um eine Lösung zu finden.
Trotz aller Motorsporttradition in Deutschland sieht die aktuelle Situation der Formel 1 hierzulande ohnehin nicht rosig aus. Außer Nico Hülkenberg, der nicht um Siege und Podiumsplatzierungen mitfährt, gibt es keinen deutschen F1-Fahrer.
Das Fehlen eines lokalen Helden im Sport hat zu einer geringeren Medienberichterstattung und einem geringeren Engagement der Fans geführt. Dies wirkt sich wiederum auf den Ticketverkauf und die allgemeine Begeisterung für die Ausrichtung eines Rennens aus.
Globale Konkurrenz und der Boom in den USA
Während Deutschland um eine Rückkehr in den Formel-1-Kalender kämpft, erlebt die Serie in den USA einen Boom. Dank der Netflix-Dokumentation “Drive to Survive” hat die Popularität der Formel 1 dort stark zugenommen, was seit 2023 zu drei Rennen in den USA führte.
Auch 2024 waren wieder Rennwochenenden in Miami, Austin und Las Vegas auf dem Kalender zu finden.
Die globale Konkurrenz um die Austragung von Rennen ist groß und viele Städte, darunter Madrid, drängen darauf, Teil des Kalenders zu werden.
Domenicali betont die Notwendigkeit, eine gute Balance zu finden, um die Tradition der Formel 1 zu wahren und gleichzeitig neue Märkte zu erschließen. Die Konkurrenz durch andere Länder, die bereit sind, hohe Summen zu investieren, um Rennen auszurichten, macht es für traditionelle Austragungsorte wie Deutschland schwieriger, einen Platz zu sichern.
Insbesondere Länder im Nahen Osten und in Asien haben stark in Motorsport-Infrastruktur investiert und bieten attraktive finanzielle Pakete für die Austragung von Rennen – Sportswashing hin oder her.
Diese Regionen sehen die Formel 1 als Mittel zur Förderung des Tourismus, zur Verbesserung ihres internationalen Images und zur Diversifizierung ihrer Wirtschaften. Daher sind sie bereit, höhere Gebühren zu zahlen und bessere Konditionen zu bieten als traditionelle europäische Strecken.
Die Zukunft der Formel 1 in Deutschland: Gibt es Lösungen?
Die Rückkehr der Formel 1 nach Deutschland ist kein Selbstläufer. Es erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen der Rennserie, den Streckenbetreibern und der Politik.
Domenicali ist bereit, mit den Verantwortlichen einen Weg zu finden, der für beide Seiten vorteilhaft ist. Eine nachhaltige Finanzierung und ein langfristiges Engagement sind entscheidend, um Deutschland wieder zu einem festen Bestandteil des Formel-1-Kalenders zu machen.
Angesichts der aktuellen Umstände wird erwartet, dass die früheste Gelegenheit für Deutschland, wieder in den Kalender aufgenommen zu werden, um das Jahr 2026 liegt.
Unter den aktuellen Formel 1 Rennstrecken gibt es nur wenige, deren Vertrag bereits 2025 ausläuft, sodass überhaupt eine Möglichkeit bestünde, dass sich eine Chance auftut.
Insgesamt bleibt die Situation dynamisch, und es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Verhandlungen entwickeln. Die Formel 1 hat in Deutschland eine treue Fangemeinde, und die Rückkehr eines Rennens wäre ein bedeutender Schritt, um die Motorsporttradition des Landes fortzusetzen.