Zwar machte “Diego” seine ersten Schritte zum Fußballer bei den Stuttgarter Kickers, zum Bundesligaspieler wurde er aber beim VfB. Nach seiner aktiven Laufbahn kehrte Guido Buchwald später als Mitglied des Ehren- und Aufsichtsrates zurück nach Cannstadt.
Als Ehrenspielführer und unvergessen als Kopfballtorschütze am letzten Spieltag der Saison 1991/92, mit dem er die Meisterschaft für den VfB entschied, wurde Guido Buchwald in Stuttgart unvergesslich.
Mittlerweile, mit über sechzig Jahren und etwas Abstand zum Profifußball, sprechen wir mit dem Weltmeister von 1990 über die aktuelle Situation des VfB, der in dieser Saison von Abstiegssorgen nicht verschont bleibt.
Das komplette Video gibt es zu sehen und zu hören auf unserem “Wettbasis Sportwetten” Youtube Channel.
Beim VfB Stuttgart tut sich ja aktuell ziemlich viel, was die Personalstrukturen angeht. Und dazu begrüße ich Guido Buchwald, den Weltmeister. Hallo Herr Buchwald!
“Hallo! Grüß Gott.”
Zuletzt wurden Philipp Lahm, Sami Khedira und Christian Gentner beim VfB Stuttgart vorgestellt. Wie beurteilen Sie diese Personalien?
“Als sehr, sehr positiv. Ich bin jemand, der das auch immer wieder in den letzten Jahre gefordert hat, dass da mehr Know-how reinkommen muss und gerade im sportlichen Bereich bessere Expertisen da sein müssen, um den Verein weiter nach vorne zu bringen.
Deshalb bin ich gerade bei der Personalie Sami Khedira und bei der Personalie Christian Gentner unheimlich positiv überrascht, dass die jetzt beim VfB sind. Denn das sind VfB-Leute. Die haben ihre Karriere gestartet beim VfB Stuttgart. Die ganzen Spieler-Familien sind VfB-ler. Das war immer schon meine Forderung, dass man Ex-VfB-Spieler mit einbinden muss, um auch das VfB-Gen zu erhalten.
Wir haben ein spezielles schwäbisches Gen drin, um die Mannschaft und den Verein zu führen. Die ganzen Expertisen, mit der ganzen Erfahrung, wie sie ein Sami Khedira hat. Auch Christian Gentner, der internationale Erfahrungen hat. Die bringen den VfB auch weiter.
Philipp Lahm war für mich ein bisschen überraschend. Auf ihn wäre ich nicht gekommen, muss ich sagen. Weil er für mich doch ein Stück mehr Bayern München war. Aber ich glaube, da hat Alex Wehrle seine ganzen Kontakte über den DFB spielen lassen. Und das ist eine Reputation nach außen hin, die wirklich sehr, sehr toll ist und gut ist.”
Was bedeutet das für Sven Mislintat?
“Ich glaube, jeder gute Manager ist froh, wenn er sehr gute Leute um sich rum hat. Eben dann, wenn er beraten wird oder wenn er sich unterhalten kann, mit großen Persönlichkeiten, die aus dem Fußball kommen, die sehr viel Ahnung haben im Fußball. Da sollte sich jeder Manager darüber freuen.
Denn man bekommt immer einen gewissen Tunnelblick, irgendwann mal im Laufe der Jahre. Wenn man dann von außen andere Expertisen oder Anregungen bekommt, dann hilft einem das weiter. Ich bin überzeugt davon, dass er das sehr positiv sieht und man wird sehen, wie das beim VfB dann auch weitergeht.”
Hat Ihrer Meinung nach der VfB Sasa Kalajdzic passend ersetzt?
“Nein, glaube ich nicht. Sasa Kalajdzic war ja eine Waffe eigentlich. Das war die Basis für den Klassenerhalt. Daher ist es sehr schwer, einen Kalajdzic 1-zu-1 zu ersetzen. Man versucht es mit anderen Spielern, denn Kalajdzic’ gibt es nicht so viele in Europa und es ist sehr schwer, so einen Spieler wieder zu finden. Im Endeffekt so einen typischen Neuner.
Man versucht natürlich das anders zu regeln. Aber es ist natürlich sehr, sehr schwer. Gerade im eingespielten Offensivspiel, wo auch die Laufwege einfach passen müssen. Sosa hat immer gewusst, wo Kalajdzic steht und von daher muss ich sagen, es wird glaube ich gerade in der Offensive sehr schwer.
Man muss sehr schnell als VfB einen anderen Rhythmus und andere Laufwege finden, um diese Durchschlagskraft, die man mit Kalajdzic gehabt hat, dann auch wiederzufinden. Auf einer anderen Art.”
Der VfB hat immer noch kein Spiel gewonnen in der Bundesliga. Ihr Tipp? Verhindern die den Abstieg, können die das?
“Ja, die Qualität ist absolut da. Wenn man die ganzen Spiele auseinander nimmt die sie bisher gespielt haben, dann muss ich sagen, da waren Spiele dabei, da hätte man durchaus einen Dreier holen können – vielleicht sogar müssen. Wie in Bremen.
Von daher ist man ja auf Augenhöhe. Man ist ja nicht weit weg von den anderen Mannschaften. Leider ist es immer so, wenn man sagt: ‘So, jetzt nach dem Punkt gegen Bayern kann man nachlegen mit dem ersten Heimsieg’. Dann gibt es wieder eine gewisse Enttäuschung. Das tut momentan sehr weh beim VfB.
Wenn man drei, vier Punkte mehr hätte, die man auch erreichen hätte können, dann wäre alles sehr ruhig. Aber man muss schon aufpassen, dass man nicht immer nur positiv redet und auf einmal steht man wieder ganz unten drin und dann kommt der Druck wieder und dann wird es natürlich schwierig. Man muss jetzt punkten, aber die Mannschaft hat das Zeug dazu.”
Wunderbar. Vielen Dank, Guido Buchwald für Ihre Einschätzung. Wir sehen uns ja dann demnächst auch hier wieder, wenn es um die Weltmeisterschaft geht und unsere Berichterstattung darüber. Danke.
“Ja, sehr gerne.”
Interview: Carsten Fuß