Mit Grausen ruft man sich heutzutage die WM 2022 in Katar ins Gedächtnis zurück. Das liegt nicht nur am blamablen deutschen Vorrundenaus, den endlosen außersportlichen Diskussionen, sondern vor allem an fehlender Stimmung.
Darüber kann man sich 2024 wahrlich nicht beklagen – die EM Stimmung ist im Norden wie im Süden grandios. Das größtenteils friedliche Miteinander der Fans steckt auch all jene Menschen an, die nur alle zwei Jahre einmal ihr Trikot wieder abstauben.
Ein Beispiel nehmen kann sich schon jetzt vor allem eine Organisation. Liebe FIFA, so geht ein Turnier!
UEFA wird zum Glück gezwungen, FIFA freut sich auf Dollar-Bad
Nach dem Reinfall der europaweiten Corona-EM 2021, bei der (aber nicht nur Corona-bedingt) nie Stimmung aufkommen konnte, kehrte die UEFA zum Glück auf das traditionelle Format, die Europameisterschaft in einem oder zwei Ländern auszutragen, zurück.
Die EM Stimmung in ganz Deutschland dankt es ihr. An sämtlichen Austragungsorten, beim Public Viewing sowie nahe der EM Quartiere konzentriert sich vier Wochen lang in den unterschiedlichsten Regionen.
Zugegeben: Nach dem misslungenen Versuch, in jedem Land zu spielen, hatte die UEFA auch gar keine andere Wahl. Denn welches europäische Land, das als EM Gastgeber in Frage kommt, hat keine große Fußballtradition zu bieten?
Doch auch wenn der Kontinentalverband 2024 zu seinem Glück gezwungen wird, darf die EM Stimmung dennoch das beste Beispiel für die FIFA darstellen.
Einen Unterschied wird dies für die Zukunft jedoch leider nicht machen. So blauäugig darf niemand sein, als dass der Trend aufseiten der FIFA rückgängig gemacht werden könnte. Bei den Gastgebern Russland, Katar, den USA und Saudi-Arabien stehen vor allem die Dollar-Scheine im Vordergrund, in denen sich die Funktionäre baden dürfen.
Als die anderen Verbände zur WM 2030 dran waren, frühstückte man Europa, Afrika und Südamerika auf einen Schlag ab – schließlich geht es dann schneller wieder ins Dollar-Bad.
Kommende Turniere versprechen ebenfalls beste EM Stimmung
Aus europäischer Sicht darf man sich langsam nur noch alle vier Jahre auf Turniere freuen, wenn man nicht völlig blind die Augen vor der Realität abseits des Fußballs verschließt.
Immerhin hat die UEFA bereits die Weichen für die Zukunft gestellt und die Europameisterschaften 2028 und 2032 an echte Fußballnationen vergeben. Besonders stimmungsvoll dürfte es in Italien und der Türkei 2032 werden, auch wenn die Länder geografisch nicht zusammenpassen.
Die stimmungsvollen Fanlager beider Nationen zeigen in Deutschland bislang, dass sie in acht Jahren völlig zurecht die anderen EM-Teilnehmer als Gastgeber begrüßen dürfen.
Vier Jahre zuvor geht es bereits in die Heimat des Fußballs auf die britischen Inseln. Schon lange wollte die englische FA eine WM oder EM ausrichten, jetzt darf sie es mithilfe ihrer Nachbarsverbände endlich.
Sowohl 2028 als auch 2032 sind also wieder freudetrunkene Wochen im Sommer garantiert, bei denen sich alle Fans wohlfühlen werden – völlig gleich, wie ihr Team am Ende abschneiden wird.
Jetzt genießen, dann Vorfreude auf die EM 2028
Am Ende wird kein Mensch, der nicht als FIFA-Funktionär arbeitet sagen, dass die WM 2022 ein großer Erfolg für den Fußball war. Schon jetzt ist derweil klar, dass die EM 2024 dank der großartigen Stimmung ihren Platz unter den beliebtesten Turnieren einnehmen wird.
Selbst wenn man die aufstrebenden Fußballländer USA und Kanada sowie das traditionsreiche Gastgeberland Mexiko als WM-Gastgeber 2026 mag, sprechen zwei Argumente dafür, dass die Weltmeisterschaft dennoch nicht mit der Heim-EM mithalten kann.
Zum einen wird die Zeitverschiebung für späte Anstoßzeiten, zum Teil inmitten der Nacht, sorgen. Zum anderen warten nach der WM-Aufstockung auf 48 ganze 104 Spiele auf die Fans.
Nicht einmal die größten Fußballfans werden die Motivation oder die Zeit dafür finden, sich all diese Spiele live anzusehen. So geht auch ein wenig von der Turniermagie verloren, die Deutschland 2024 auszeichnet.
Letztlich bleibt uns als Fans nur übrig, diese besondere Atmosphäre aufzusaugen, sie einen Monat lang zu genießen und vier Jahre von ihr zu zehren.
Dann ist Europa zu Gast in Großbritannien und Irland. Auch dort darfst du dir gerne wieder ein Beispiel nehmen, liebe FIFA. Auch wenn du darauf natürlich großzügig verzichten wirst.