Wie auch Gruppe B, kann man bei der EM 2024 auch die Gruppe D als Todesgruppe bezeichnen. Hier kämpfen wohl alle vier Nationen – Frankreich, Niederlande, Österreich und Polen – um einen Einzug ins Achtelfinale.
Als Außenseiter gelten natürlich das ÖFB-Team und Polen, doch wie gut die Chancen wirklich stehen, das sollen die Experten Stefan Maierhofer und Gernot Rohr analysieren.
Bei “Beidfüßig” bespricht der Ex-Nationalspieler “Major” ob Österreich nicht gar ein Geheimfavorit sein könnte, während Trainer-Legende Rohr analysiert, ob die Équipe Tricolore zurecht als einder Topfavoriten gilt.
Stefan Maierhofer über ÖFB-Team: “Können jedem Team wehtun”
Stefan Maierhofer über Österreich als Geheimfavorit:
“Also ich glaube vor ein paar Jahren, wenn das jemand so in den Medien verbreitet hätte, dann wär ich nicht so eingestiegen wie jetzt. Ich glaube, dass Österreich eine sehr, sehr gute Entwicklung gemacht hat die letzten Jahre. Wir haben einen riesen Pool an Spielern, aus dem unser Teamchef auswählen kann und von daher könnten wir schon eine richtig gute Rolle bei dieser EM spielen.
Wir haben jetzt leider die ein oder andere Verletzung, aber trotzdem im großen und Ganzen ist der Kader sehr gut und die Mannschaft setzt das Konzept von Trainer Ralf Rangnick sehr gut um und kann, glaube ich, jeder Mannschaft wehtun.”
‘Major’ Maierhofer über Teamchemie:
“Ich war ja auch vor paar Jahren einmal Nationalspieler, lange her, aber ich glaube die Stimmung war immer schon gut und man hat sich immer gefreut in Österreich, wenn wir für ein Land spielen dürfen und eingeladen worden sind.
Aber ich glaube, das ist, wie gesagt, in den letzten Jahren nochmal so ein richtiger Kern geworden ist. Die Spieler, die dazukommen, fühlen sich auch gleich wohl, werden gut aufgenommen. Aber die haben auch alle ihre Qualitäten. Die spielen alle in der deutschen Bundesliga, oder vielleicht in Italien oder der Premier League.
Also wir haben jetzt wirklich einen Pool aus Spielern, die von internationalen Topklubs kommen, auf höchstem Niveau. Die Qualität ist einfach sehr, sehr gut. Und die Mentalität ist aber auch sehr gut, dass die Spieler einfach extrem hungrig sind und gewinnen wollen.
Und das wissen sie, dass das nur als Team funktioniert. Und ich glaube, deswegen funktioniert es einfach auch abseits vom Platz, dass sich die Jungs extrem gut verstehen, in einer guten Gruppe unterwegs sind. Und es macht Spaß, dass man ihnen zuschauen kann.
Aber ich glaube wie gesagt, das ist einfach auch die letzten Jahre von Entwicklung her, auch mit dem Trainerteam, in eine ganz andere Richtung gegangen, alle an einem Strang ziehen und das bekommt man von Außen sehr, sehr gut mit.”
Maierhofer über Personalprobleme:
“Alaba fehlt als Kapitän natürlich extrem. Xaver Schlager, dieser Verbindungsspieler im Mittelfeld, der einfach alles abräumt, aber auch offensiv extreme Qualität mitbringt. Seine Entwicklung in Leipzig war enorm und der tut einfach weh, weil er auch so bulliger Spieler ist, der einfach durchgeht und marschiert, 90 oder gar 95 Minuten, der hat eine Pferdelunge.
Im Sturm vorne – Ich habe jetzt am Wochenende wieder bei der Copa Pele gespielt und sechs Tore erzielt, aber ich bin leider zu alt. Ich komme nicht rechtzeitig in Form. Aber nein, ich glaube Marko Arnautovic für eine gute halbe Stunde. Ein ganzes Spiel traue ich ihm nicht zu, speziell gegen Mannschaften wie Frankreich und Holland, wo es sehr intensiv wird und vielleicht wenig Ballbesitz da sein wird, wo er vielleicht mehr anlaufen muss.
Gregerl (Michael Gregoritsch) hat sich, glaube ich, sehr, sehr gut entwickelt, hat mit Freiburg eine gute Saison gespielt ist. Er ist eher der Knipser, Maxi Entrup hat im Herbst gut performt und im Frühjahr eher nachgelassen…wird spannend. Ich glaube, wir haben die die Todesgruppe mit den Franzosen, mit den Niederländern – aber auch von den schwächeren Teams, ist Polen immer noch das stärkste Team, wo für Lewandowski auch die letzte große Chance da ist, etwas zu erreichen.
Also die werden richtig Gas geben und wir sind schon in einer harten Gruppe. Dass du (Wett-Experte Marcel Niesner) uns nur drei Punkte zutraust, tut ein bisschen weh. Aber es ist einfach brutal in der Gruppe. Ich denke mal, wenn du gut reinstartest, vielleicht mit einem Remis gegen die Franzosen…also es ist einiges drinnen. Es wird nicht einfach.”
Maierhofer über Ralf Rangnick:
“Wie die Gespräch jetzt genau verlaufen sind, weiß ich nicht. Was da jetzt in München los war, war schon extrem. Es ehrt natürlich einen Trainer, wenn du auf dieser Liste oben stehst und ich glaube, er hat sich bewusst für das österreichische Nationalteam entschieden. Im Hinblick auf die Europameisterschaft, aber auch in zwei Jahren auf die Weltmeisterschaft. Ich glaube, er traut dem Team, den Spielern die er zur Verfügung hat, Großes zu.
Da möchte er als Nationaltrainer für Furore sorgen. Das Österreichische Nationalteam hat ja damals gegen Italien (EM 2021) schon aufzeigen können, was sie für Qualitäten haben. Hat leider nicht gereicht gegen den damaligen zukünftigen Europameister. Aber ich glaube jetzt merkt er schon, dass da so ein Elan da ist. Und ich glaube, diese Chance möchte er sich nicht nehmen lassen.
Und bei Bayern München müsste jetzt ein großer Umbruch passieren, Leverkusen ist extrem stark. Da hätte er sich keinen Gefallen getan dort hinzugehen und aufzuräumen, das ist jetzt schon eine schwierige Arbeit für Vincent Kompany. Deswegen hat sich Rangnick bewusst für Österreich entschieden, weil er weiß, was er hier für Spieler hat, die folgen ihm blind.
Er gibt die Marschrichtung vor und ich glaube, dass er da einfach Großes vorhat. Und ich hoffe auch, dass wir Nationalteam einfach auch wirklich jetzt bei der EM überzeugen, aber dann auch in zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft dabei sind.
Er hat einfach eine unglaubliche Art, wie er den Fußball spielen lassen möchte. Und Guido Buchwald es perfekt angesprochen: Er macht viele einfach besser auf ihren Positionen und dieses Vertrauen, was die Spieler von ihm auch bekommen haben. Dass das Konzept, was er vorgibt, einfach auch erfolgreich ist. Und wenn du dann auch vor allem gegen Deutschland im Herbst gewinnst, im Frühjahr die türkischen Nationalmannschaft rausschießt mit 6:1 – das funktioniert einfach, dieses aggressive Spiel tut auch diesen Spielern gut.
Die kommen alle so aus dieser Red Bull Schule, die haben dieses Gen, nach vorne zu verteidigen, zu pressen und das, wie gesagt, funktioniert sehr gut und dass er natürlich jetzt ein Deutscher ist, der Österreich aufräumt, finde ich auch gut.”
Stefan Maierhofer über Krise im Wiener Fußball:
“Die Wiener Vereine allgemein, die Austria und Rapid sind in einer Krise. Seit Red Bull bei Salzburg eingestiegen ist, haben die das einfachdominiert, vor allem die letzten zehn Jahre. Und die Wiener Vereine haben gesagt, wenn Salzburg mal strauchelt, dann wollen wir da sein. Jetzt ist aber Sturm Graz da, und sogar noch der LASK war vor die Wiener Vereinen.
Also die Situation in Wien ist momentan keine gute. Wenig Geld ist da, sie haben beide ein neues Stadion, aber sie müsste auch wieder international spielen. Sie müssen sich zeigen, sie müssen sich beweisen, sie müssen noch mal was entwickeln. Und das macht einfach Salzburg einen Tick besser. Und vor allem auch Sturm Graz hat gerade die letzten zwei Jahre sehr, sehr gut gearbeitet.
Also es wird nicht einfach die nächsten Jahre. Egal wo ich hinkomme, ich bin immer noch der letzte Meister mit Rapid 2008. Es ist schon ein weniger her, 16 Jahre! Also Rapid ist einfach ein großer Name inÖsterreich, sind die letzten Jahre im Finale im Cup gescheitert. Sie brauchen jetzt einfach wieder mal so die Initialzündung. Sie müssen vielleicht auch mal wieder den ein oder anderen guten Transfer tätigen Spieler und dann vielleicht einfach die nächsten vier, fünf Jahren um die Meisterschaft mitspielen.
Das du wirklich bis zum Schluss dabei bist und du die Chance hat. Das wünsche ich ihnen, auch auch der Wiener Austria. Ich glaube, der österreichische Fußball hat sich die letzten Jahre auch durch Red Bull entwickelt und das ist auch dann ja für alle gemeinsam gut. Wir haben natürlich extrem viele Legionäre, aber ich glaube, die Bundesliga ist auch die letzten Jahre einen Tick besser geworden, wie die Jahre zuvor.”
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Gernot Rohr über Frankreichs Schwäche: “Zu selbstsicher “
Gernot Rohr über Favoritenrolle:
“Für mich haben die Franzosen gute Chancen. Sie haben wohl einen der Besten weltweit in ihrer Reihe, das ist Mbappe, der im Moment wieder für Schlagzeilen sorgt. Weil sie einfach eine Mannschaft haben, die ausgereift ist, die Selbstvertrauen hat, die schon seit Jahren den Trainer hat, der die gut kennt und mit einigen Spielern, die tatsächlich Weltklasse sind, einfach damit zu diesen Favoriten gehören.
Wir haben tatsächlich mit Mbappe, aber auch mit den frischgebackenen Europameistern der Klubs Real Madrid, ob es nun Camavinga ist, oder ob das nun Mendy ist oder auch Tchouameni. Das sind Leute mit viel Selbstvertrauen.
Und wie gesagt, wenn das erste Spiel gegen Österreich gewonnen wird, sind sie dann voller Selbstvertrauen und dann werden asie uch die anderen beiden Spiele, gegen Holland und gegen Polen, gewinnen können. Aber muss dann mal abwarten. Die Vorbereitung ist jetzt in Gange.
Aber ich habe großes Vertrauen in diese Mannschaft und ich denke, sie gehören absolut mit zu den Favoriten.”
Rohr über Kylian Mbappe:
“Schwierig zu sagen. Er hat jetzt natürlich durch die letzten Wochen, wo es hin und her ging, nicht viel Ruhe gehabt, wohl auch nicht viel Zeit zum Trainieren. Ich denke, er braucht jetzt die zwei Wochen, um sich fit zu machen. Aber man weiß ja, dass er in der Lage ist – als Athlet und Spieler mit viel Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer – sich in wenigen Tagen wieder fit zu machen.
Mbappe macht ja auch Schlagzeilen wegen den Olympischen Spielen, er will ja unbedingt bei der Olympiade dabei sein für Frankreich in Paris. Das ist ein großer Traum und Real Madrid will scheinbar nicht. Das hängt ja davon ab, dass der Klub die Einwilligung gibt, damit er da mitspielen darf. Aber er will unbedingt da mitmachen. Ich denke, es sind alles seine Probleme im Moment, die er lösen muss, mit seinem neuen Klub und auch mit Didier Deschamps, seinem Nationaltrainer.”
Rohr über die Abwehr Frankreichs:
“Ja, das ist im Moment für Didier Deschamps schwer die richtige Harmonie zu finden. Es ist sehr wichtig, dass man die Komplementarität in der Abwehr findet und einige sind im Moment in Schwierigkeiten in ihren Klubs. Upamecano hat nicht viel gespielt, aber Deschamps ist selbst einer, der immer großen Wert auf Stabilität legt. Und er wird jetzt sicher darauf hinarbeiten, dass die Abwehr steht.
Wenn man solche Spieler hat wie Mbappe vorne, und die anderen Stürmer sind ja auch gut, dann muss einfach die Abwehr stehen und dann vorne wird es schon irgendwie funktionieren. Man hat die Leute dazu, auch mit Griezmann, die immer wieder die guten Bälle spielen und die Schnelligkeit der Stürmer. Vielleicht ist auch dann wieder Coman fit, das wünscht man sich hier natürlich. Und dann könnte man auch in der Abwehr stärker sein und auf diese großen Stürmer zählen, die dann den Unterschied machen.”
Rohr über Frankreichs Probleme:
“Ja, Frankreich kann scheitern. An einer Abwehr, die nicht so stabil ist, wie sie sein könnte. Das kann ein Problem werden. Frankreich kann auch scheitern, weil manchmal ist man zu selbstsicher und denkt: Na ja, wir sind ja ehemaliger Weltmeister, waren Finalisten bei der letzten WM und das wird schon werden.
Aber ich glaube, die Erfahrung von Didier Deschamps und seinem Assistenztrainer, der auch sehr viel Erfahrung mitbringt, wird schon dafür sorgen, dass alle Spieler konzentriert sind und um Mbappe herum dafür sorgen, dass die Abwehr steht und dass er vorne die Tore schießt. Wir sind sehr zuversichtlich.”