Manuel Neuer ist unbestritten einer der besten Torhüter der Fußball-Geschichte. Der 38-Jährige dürfte seinen Zenit aber wohl längst überschritten haben. Das wird in dieser Saison bereits mehrmals offenkundig.
Der letzte Höhepunkt der vielen Manuel Neuer Fehler in den letzten Monaten: Seine Rote im DFB-Pokal Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen. Neuer sah die Rot, weil er Jeremie Frimpong mit einem harten Bodycheck außerhalb des Strafraums stoppte und dieser zu Boden ging.
Es war die erste Rote Karte für Neuer in seinem 866. Profispiel. Das sagt alles aus. In jeglicher Hinsicht.
Manuel Neuer Fehler: Hat der FC Bayern ein “Neuer-Problem”?
Das folgenschwere Foul im Pokal-Achtelfinale, das mitentscheidend für die Niederlage war und zustande kam, weil Neuer eine Situation falsch einschätzte, war nicht der erste Fehler in dieser Spielzeit.
Manuel Neuer Fehler gab es in dieser Saison bereits einige. Immer wieder erlaube er sich Ungenauigkeiten und Leichtigkeitsfehler. Sein Glück: Nicht immer entsteht daraus ein Gegentor.
Bei der 1:4-Niederlage in der Champions League beim FC Barcelona sah Neuer bei mehreren Gegentoren nicht gut aus.
Auch Sky-Experte Lothar Matthäus sagte danach: “Ich will Manuel normal nicht kritisieren, aber er ist im Moment nicht der Rückhalt für die Mannschaft wie er es in der Vergangenheit war. Manuel Neuer ist gerade nicht mehr Manuel Neuer. Denn er hält nicht die unhaltbaren Bälle, sein Torwartspiel hat sich verändert.“
„Früher hat er jede Situation antizipiert, er hatte den 360-Grad-Blick, hat schon mit einem Aufbaupass Angriffe eingeleitet. Aktuell gibt er der Abwehr keine Sicherheit.“
Das war Mitte Oktober. Danach haben die Bayern wettbewerbsübergreifend sieben Spiele in Folge gewonnen – und alle ohne Gegentor. Die Kritik an Manuel Neuer verstummte nur bedingt. Soll man einen Torhüter, der sieben Spiele in Folge ohne Gegentor ist, kritisieren?
Sky-Experte Didi Hamann tat dies trotzdem: “Es hat dieses Jahr schon öfter Situationen gegeben, wo Neuer an Toren Schuld war oder wo er Glück hatte. Da hat ihn sein Timing das ein oder andere Mal im Stich gelassen. Wie in Bochum, als Minjae Kim den Ball von der Linie kratzt.”
Das war auch nicht der einzige der Manuel Neuer Fehler. In der Champions League bei der 0:1-Niederlage bei Aston Villa sah Neuer beim Gegentor auch nicht gut aus, und auch gegen PSG in der “Königsklasse” hatte er zuletzt ebenfalls einige wackelige Situationen.
Was sind die Gründe für die Neuer Fehler?
Die Gründe, warum Manuel Neuer nicht mehr DER Manuel Neuer ist, sind vielfältig. Bayerns Nummer 1 ist immmer noch einer der besten Torhüter der Welt – davon ist man jedenfalls in München überzeugt. Ist er es aber wirklich noch?
Neuer ist auch mit seinen 38 Jahren keinesfalls ein schlechter Torhüter. In einigen Bereichen zählt er nach wie vor zu den Besten seines Fachs.
Dass Neuer auf der Linie weniger athletisch, weniger spritzig und eben entsprechend weniger herausragend ist als in der Vergangenheit, deutete sich schon in den letzten Jahren immer wieder an. Die sogenannten “Unhaltbaren” hielt er nämlich immer seltener. Zuletzt eigentlich gar nicht mehr.
Interessant war diese Bundesliga-Statistik nach 10 Spieltagen: Von allen Stammtorhütern in der Bundesliga hat in dieser Saison nur der Bochumer Patrick Drewes (52%) eine niedrigere Abwehr-Quote als Bayerns Manuel Neuer (53 %). Noch dazu hat Neuer in den ersten zehn Bundesliga-Spieltagen die wenigsten Torschüsse abgewehrt (15).
Wie gut (oder schlecht) Manuel Neuer derzeit ist, zeigt aber auch eine andere Statistik.
Ein Wert, der die Qualität eines Torwartes ganz gut vermittelt und anzeigt, ist die der Differenz von erwarteten (PSxG) und tatsächlich hingenommenen (aG) Toren.
Nach den ersten sechs Bundesliga-Spieltagen dieser Saison 2024/25 sah es bei Neuer so aus: Er hatte hier einem Wert von -0,46 Toren pro Spiel bzw. -2,8 Toren insgesamt. Bedeutet: Er hatte fast drei Tore mehr kassiert als erwartbar gewesen waren. (Quelle: fbref.com)
Damit hatte er zu diesem Zeitpunkt den drittschlechteste Differenz in der Bundesliga – nur Nediljko Labrovic (FC Augsburg, -4,1) und Timon Winer (Holstein Kiel, ebenfalls -4,1) waren noch hinter ihm.
Auch im Vergleich mit sich selbst ist Neuer in dieser Spielzeit schwach unterwegs. In der Triple-Saison 2019/20 kam er in 33 Bundesliga-Einsätzen bei den Post-Shot xG auf eine Differenz von +4,6 – also +0,14 pro 90 Minuten. In der vergangenen Saison waren es -3,9 und -0,17 pro 90 Minuten.
Bleibt die Frage: Wann sehen auch die Bayern, dass sie aufgrund der Manuel Neuer Fehler ein Torhüter-Problem haben oder vielleicht erst so richtig bekommen?
Neuer selbst hat in der Vergangenheit betont, dass er seine Karriere nur dann fortsetzen werde, wenn er weiterhin das Gefühl habe, der Mannschaft helfen zu können. Aktuell sieht es derzeit eher nicht danach aus…