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EM 2024 News

Weltmeister Nello di Martino über Italien: “Selber Spirit wie 2006”

Philipp Stottan  20. Juni 2024
Nello di Martino
Weltmeister Nello di Martino fühlt sich bei Italien an 2006 erinnert. (© dpa picture alliance / Alamy Stock Photo)

Beim Duell zwischen Italien und Spanien kommt es bei dieser EM 2024 zum ersten Mal zu einem echten Kracher.

Teammanager von Italien 2006, Nello di Martino, blickt im Detail auf die Partie und analysiert gemeinsam mit Expert Christian Bernhard, welche Facetten entscheidend sein werden.

Di Martino, aktuell bei Hertha BSC als Torwarttrainer aktiv, liefert mit Bernhard seinen Italien – Spanien Tipp und vergleich den italienischen Spirit mit den erfolgreichen Teams.

 

 

Nello di Martino über Spaletti: “Strenger Mann mit einem Plan”

 
Nello di Martino über Italiens Trainingslager:

“Ja, ich war drei Tage in Iserlohn, vor dem Spiel gegen Albanien, habe das Spiel gesehen und Sonntagvormittag auch noch das Training gesehen, und dann wieder nach Berlin. Ich habe so ein Gefühl, das ist der gleiche Spirit wie damals 2006.

Spalletti ist auch ein strenger Mann, ein Mann, der einen Plan hat, der weiß, was er will, der hat alle unter Kontrolle und die Spieler ziehen mit. Ich sehe das innerhalb der Mannschaft.

Ich habe da ganz feine Antennen, mit denen kann ich merken, ob da Gruppierungen sind, oder Unruhe, oder Enttäuschung bei den Spielern, die nicht spielen. Bei dieser Mannschaft habe ich ein gutes Gefühl. Ich war positiv überrascht.”

 
di Martino über Vergleich zu 2006:

“Entscheidend ist immer das erste Spiel. Das erste Spiel gegen Albanien war wie damals gegen Ghana. Man hat angefangen mit ein bisschen Sand im Getriebe. Und dann ging es los. Dann kam das zweite Spiel gegen USA, das war nur ein Unentschieden. Es gab dann schon die Gedanken, jetzt gehen die nach Hause.

Aber jetzt, Albanien. Nach zwei Minuten oder was das 1:0, ich habe es gar nicht gesehen, ich war noch beschäftigt mit der albanischen Aufstellung, und da war der Ball schon im Tor. Das kann dann auch schnell in die Hose gehen, aber nach achtzehn Minuten hat Italien 2:0 geführt. Das bedeutet, dass die Mannschaft da war, sie hat ihr Spiel fortgesetzt, ihre Mentalität, was der Trainer verlangt von den Spielern, und die haben noch zwei, drei gute Chancen gehabt.

Der Keeper hat super Paraden gehabt. Nur Albanien hat sich im Grunde genommen immer mehr und mehr zurückgezogen. Heute ist wieder ein anderes Spiel. Die Spanier, die jagen dich. Die setzen dich unter Druck, haben Spieler, die im Eins-gegen-Eins überragend sind, die mehr in die Tiefe gehen. Das ist ein anderes Kaliber. Ja, da muss man schon ganz gut aufpassen.”

 

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di Martino über Luciano Spaletti:

“Gut, ich habe sie gesehen in Training. Ich habe die zwei Trainingseinheiten gesehen, vor dem Spiel gegen Albanien und am Sonntag, mit den Spielern, die nicht gespielt haben, zusammen mit der U-17 von Dortmund als Sparringspartner.

Spalletti hat ein Konzept, er hat diesen Plan, mit Pressing und Gegenpressing, diese schnelle Balleroberung. Das ist sein Credo und das kennt man ja auch noch von Neapel. Damit hat er bei Napoli wahnsinnige Ergebnis erzielt und die Meisterschaft im Grunde genommen im Alleingang gewonnen, gegen Juve den großen Verein aus Norditalien.

Ich habe am Sonntag beim Training auch einen Spieler gesehen, ich weiß nicht, wer es war, weil es so weiter weg war, aber der hat nicht gemacht, was Spalletti gefordert hat. Den hat er am Hemd gezogen und zurechtgewiesen. ‘Bleibe hier, das ist dein Platz’.

Aber man sieht, das ist ein Trainer, der akribisch arbeitet. Und er verlangt in seinen Systemen Disziplin, das ist sehr wichtig für ihn. Wir respektieren alle, aber haben Angst vor niemand, das muss immer das Konzept sein. Wenn sie heute Abend in das Spiel gehen und Angst hätten vor Spanien, bräuchten sie gar nicht mehr zu spielen, dann könnten sie gleich duschen gehen.”

 

 

Christian Bernhard analysiert: “Italien will viel Ballbesitz”

 
Christian Bernhard mit Taktik-Analyse:

“Die Idee von Spalletti, das hat er auch in den letzten Tagen wieder klargemacht, ist, selbst gegen Spanien viel Ballbesitz zu haben. Die Spanier also erst gar nicht in so eine dominante Phase reinkommen zu lassen. Es wird Phasen im Spiel geben, da werden die Spanier definitiv mehr den Ball haben. Das wissen die Italiener auch.

Aber Spalletti hat auch ganz klargemacht, dass es darum geht, den Spaniern den Ballbesitz wenn dann in deren eigener Hälfte zuzugestehen, da aber auch früh draufzugehen. Das Pressing, gerade das Gegenpressing, wird wieder ein Schlüssel sein, denn das ist wirklich ein Kernthema von Spalletti, und dann bin ich aber schon auch gespannt, denn es wird ein komplett anderes Spiel als gegen Albanien. Die Albaner standen wahnsinnig tief, da konnten die Italiener gemütlich den Ball laufen lassen.

Das wird ja heute Abend das genaue Gegenteil sein. Die Spanier werden hoch anlaufen, die Spanier werden die Italiener unter Druck setzen. Aber, das bringt ja auch Räume mit sich. Wenn die Italiener da clever sind, gerade Chiesa ist für mich der absolute Schlüsselspieler heute. Wenn sie ihn ins Tempo kriegen, über rechts hinter die Kette, die bei den Spaniern immer wieder auch hoch stehen wird, denn das ist ja auch die spanische DNA, dann sind das Momente, wo die Italiener den Spaniern sehr weh tun können.

Wenn auch ein Barella, der wahnsinnig lauffreudig ist, da reinsticht und Dimarco über links. Es geht darum, eine Balance zu finden aus eigenem Ballbesitz, um den Spaniern diese Situation aufzudrücken, dass sie dem Ball hinterherlaufen müssen, was sie auch nicht so gerne machen. Und wenn aber die Spanier Ballbesitz haben, dann halt auch diese Vertikalität reinbringen, um die schnellen Männer wie Chiesa und Co. in Szene zu setzen.”

 
Nello di Martino über Linksfüßer auf rechten Seite:

“Ich glaube nicht (dass es ein Problem ist). Natürlich gibt es einige Vorteile oder Nachteile, aber gegen Albanien waren Bastoni und Barella mit die besten Spieler. Ich sehe keine großen Unterschiede. Wir haben auch bei der Hertha immer mal Leute gehabt, die mit dem starken linken Fuß auf der rechten Seite gespielt haben, denn die konnten von der rechten Seite mit dem linken Fuß gleich auf das Tor schießen oder flanken.

Aber was interessant ist, was mich immer aufregt, wenn der Trainer oder überhaupt die Experten immer über Taktik oder Aufstellung sprechen. Wir spielen 4-2-3-1. Im Grunde genommen spielt Italien auch 4-2-3-1, Spanien spielt auch so, aber im modernen Fußballspiel ist der Torwart immer die entscheidende Person. Keiner sagt, wir spielen ein 1-4-2-3-1, wir spielen 1-4-4-2, das ist unglaublich! Torwart heutzutage ist die entscheidende Person. Alle verlangen, dass das Spiel aus der Tiefe aufgebaut wird, mit dem Torwart, aber er wird nie erwähnt. Da weiß ich nicht, was das zu sagen hat.”

 
di Martino über Aufstellung:

“Ich würde genau so spielen, mit Chiesa, Scamacca, Pellegrini, Frattesi, Barella und so weiter. Da würde ich keine Änderung vornehmen. Warum sollten sie etwas ändern? Das Problem ist, Chiesa ist der einzige Spieler, der das Eins-gegen-Eins versucht und er geht auch immer vorbei. Gegen Albanien hat er das auch gemacht.

Ich glaube, sechs, siebenmal und fünfmal ist es ihm gelungen. Wir haben diesen Typ, diese Spieler, die vom Bolzplatz kommen. Die gibt es ja nicht mehr. Heute gibt es nur diese aufgebauten Spieler, die geschimpft werden, wenn ein Spieler auf seine Stärke im Eins-gegen-Eins setzt. In der Jugend wird geschrien, spiel den Ball ab. Nein, lasst ihm die Fantasie! Der Junge muss eine Fantasie entwickeln.

Yamal habe ich vor zwei Jahren beim Algarve-Cup in Portugal gesehen. Und schon beim Warmmachen sage ich zum Hertha-Scout Sven Kretzschmar, schau mal dieser Junge, wie heißt der denn. Beim Warmmachen konnte man das schon sehen und jetzt ist er Nationalspieler. Das sind die Spieler, die vom Bolzplatz, von der Straße kommen. Heute gibt es diese Leute fast nicht mehr. Das müssen wir fordern, nicht die großen Taktiker, die Praktiker entscheiden.

Ich erinnere mich an meinen Freund Giovanni Trapattoni, er hat immer gesagt, ich stelle die Mannschaft immer gut auf den Platz. Das einzige Problem ist, wenn das Spiel anfängt, fängt auch der Spieler an, sich zu bewegen.”

 
di Martino über ‘Problem’ Donnarumma:

“Er ist auf der Linie ein überragender Torwart. Bei Flanken überschätzt er seine Größe, da geht er oft raus, übermotiviert und denkt, er kann den Ball ruhig fangen, muss dann aber unkoordiniert wegfausten.

Mit dem Fuß hat er sich verbessert, aber die Aussage ist nicht ganz zu Unrecht. Beim Spielaufbau ist es schon ein Problem.”

 

 
di Martino über Italiens Vorbereitung:

“Der Plan hat sich geändert. Es war vorgesehen, dass gestern schon die Mannschaft nach Oberhausen reist, in die Nähe von Gelsenkirchen. Aber dann wurde gesagt, warum muss man das, Iserlohn ist nur fünfzehn Minuten mehr Fahrt? Wieder neues Hotel, wieder neue Betten, wieder neues Zimmer, alles unnötiger Stress.

Die bleiben in Iserlohn und fahren dann von da rüber. Das Spiel ist um 21 Uhr, da wird es um 17 Uhr sowas Pasta geben. Die Italiener haben andere Angewohnheiten, als in Deutschland. Da gab es immer ein Nudelbuffet, dann gab es Kaffee und Kuchen, dann haben sie irgendwann Kaffee und Kuchen weggenommen, dafür gibt es Meditation oder was. Jeder macht das für sich selbst.

Dann reist man ab, der Konvoi fährt mit der Polizei ins Stadien, da ziehst du dich um und dann geht es los.”

 
di Martino mit Italien – Spanien Tipp:

“Sieg Italien wünsche ich mir. Ich weiß aber, dass wir gegen Spanien nicht so oft gewonnen haben. Aber wir denken positiv. Ich bin 100 Prozent überzeugt, dass Spalletti Respekt gegenüber Spanien vermittelt, aber keine Angst.

Wir dürfen sie nur nicht machen lassen, was sie wollen, sonst sind wir schnell auf verlorenem Posten. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mindestens ein Unentschieden rausholen.”

 
di Martino über Anekdote “Wir haben keine Angst”:

“Das war der Schneider, der schrie im Spielertunnel, bevor wir auf dem Platz gegangen sind: ‘Die Italiener, die haben Angst, die haben Angst!’ Ich war ganz hinten bei den Italienern und hab geschrien: “Wir haben keine Angst.”

Und diese Reaktion, die hat die Deutschen tief getroffen. Die haben sich alle umgedreht, und die Farbe im Gesicht sah plötzlich ganz anders aus. Gattuso hat mich denn gefragt, was sie gesagt haben. ‘Dass du Angst hast, und jetzt geh auf den Platz und zeig ihnen, wer Angst hat.’ ”

 

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Philipp Stottan

Philipp Stottan

Alter: 31 Nationalität: Österreich Lieblings-Wettanbieter: Bet-at-home, Bet365

Das Thema Sport und all seine Facetten begleiten Philipp seit er denken kann, zu Uni-Zeiten kamen dann auch die Sportwetten hinzu. Nach diversen Stationen im Journalismus entschied er sich dann dazu, seiner Wett-Leidenschaft auch beruflich nachzugehen. Vor allem in den Bereichen Fußball sowie US- und Kampfsport, kann man sich auf seine angesammelte Expertise verlassen.   Mehr lesen