Die Olympischen Spiele 2024 in Paris stehen vor der Tür, und Athleten und Fans bereiten sich darauf vor, die Olympioniken in verschiedenen Disziplinen zu verfolgen. Dabei stellen sich viele die Frage nach ihren eigenen Fähigkeiten.
Eine Theorie, die häufig unter Freizeitsportlern diskutiert wird: Größere Menschen haben aufgrund ihrer längeren Beine eine schnellere Laufgeschwindigkeit. Aber stimmt das wirklich? Beeinflusst die Körpergröße die Laufgeschwindigkeit?
Wir haben gemeinsam mit Actionnetwork.com diese Theorie untersucht und Daten über olympische Läufer von den Olympischen Spielen 2000 bis 2020 analysiert, und zwar für folgende Männer- und Frauen-Leichtathletik-Eventkategorien: 100m, 200m, 400m, 800m, 1500m, 5000m, 10000m und den Marathon.
Erfasst wurden für alle verfügbaren Läufer:
- Größe
- Zeit in Sekunden
Auf Grundlage dieser Daten haben wir eine statistische Analyse durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen der Größe eines Athleten und der Laufgeschwindigkeit zu ermitteln. Dabei wollten wir herausfinden:
- Gibt es eine signifikante Korrelation zwischen Größe und Laufleistung?
- Variiert der Zusammenhang in den verschiedenen Eventkategorien?
- Sind größere Läufer im Vergleich zu kleineren Läufern generell schneller oder langsamer?
Größere Menschen laufen schneller – bei Sprint- und Mittelstreckenläufen
Die Körpergröße beeinflusst die Laufgeschwindigkeit bei Sprint- und Mittelstreckenläufern, die Distanzen zwischen 100m und 1500m abdecken.
Für sowohl männliche als auch weibliche Läufer zeigt die Korrelation, dass größere Läufer über alle Distanzen hinweg schneller sind. Je weiter die Distanz, desto mehr weicht die Korrelation ab.
Es wird argumentiert, dass größere Athleten oft davon profitieren, mit jedem Schritt mehr Boden abdecken zu können und, dass sie mehr Muskelmasse haben, was zu einer schnelleren Beschleunigung beiträgt, was bei Kurzstreckenläufen nützlich ist.
Um dies zu veranschaulichen, haben wir ein Streudiagramm mit unseren verfügbaren Daten für die 100m-Sprintdistanz erstellt, bei dem jeder Läufer durch seine Größe und Laufzeit dargestellt ist.
In diesem Diagramm ist klar zu erkennen, dass viele der größeren Läufer schnellere Zeiten erreichen.
Auch gute Nachrichten für kleinere Läufer: Bei Langstreckenläufen spielt die Körpergröße keine Rolle
Bei Langstreckenläufen nimmt die Korrelation zwischen Körpergröße und Laufgeschwindigkeit mit zunehmender Renndistanz fast stetig ab. Dies zeigt sich in den steigenden Korrelationszahlen. Das bedeutet, dass die Körpergröße die Laufleistung nicht signifikant zu beeinflussen scheint.
Für weibliche Läufer bei diesen längeren Distanzen gibt es eine schwache Korrelation zwischen Größe und Geschwindigkeit, aber sie ist nicht erheblich. Bei männlichen Läufern gibt es kaum oder gar keine Korrelation.
Bei Langstreckenrennen spielen andere Faktoren wie Ausdauer und aerobe Kapazität eine entscheidende Rolle für die Leistung.
Wie groß sind Olympialäufer im Vergleich zum durchschnittlichen Deutschen?
Wie verteilt sich das je nach Disziplin? Um die schnellsten Ergebnisse zu erzielen, sollten Athleten in Kurzstreckendisziplinen laut unserer Analyse größer sein als in Langstreckendisziplinen.
Das ist tatsächlich der Fall, wenn man die durchschnittliche Größe pro Rennart betrachtet.
Männer
Frauen
Der durchschnittliche deutsche Mann ist 180 cm groß und die durchschnittliche deutsche Frau 166 cm.
Im Durchschnitt sind männliche Olympialäufer 176 cm groß, während weibliche Olympialäuferinnen im Durchschnitt 167 cm groß sind.
Fazit
Unsere Ergebnisse zeigen, dass größere Menschen bei bestimmten Eventtypen tatsächlich schneller laufen.
Bei Sprint- und Mittelstreckenläufen hat die Körpergröße einen positiven Einfluss auf die Laufgeschwindigkeit und übertrifft kleinere Läufer. Auf längeren Distanzen spielt die Körpergröße wenig bis keine Rolle.
Methodik
Die Daten wurden aus Wikipedia über olympische Läufer ab dem Jahr 2000 gesammelt, die verschiedene Disziplinen vom 100m-Lauf bis zum Marathon für Männer und Frauen abdecken.
Der Zusammenhang zwischen der Körpergröße der Athleten und ihren Laufzeiten wurde mittels des Pearson-Koeffizienten analysiert.
Die Ergebnisse wurden nach Korrelationsstärke kategorisiert und gaben Einblicke, wie die Größe die Leistung in den einzelnen Events beeinflusst. Die gesamten Daten sind hier einzusehen.