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2. Bundesliga Wetten

Ex-Keeper Raphael Wolf über HSV-Goalie: “In seiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken”

Philipp Stottan  8. März 2024
Raphael Wolf
Raphael Wolf prophezeit einen Sieg der Fortuna gegen den HSV. (© IMAGO / Norbert Schmidt)

Obwohl Torhüter Raphael Wolf aus der Jugend des HSV kam, absolvierte er für die Rothosen kein Profi-Spiel. Stattdessen war er für Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf aktiv, vor allem aber beim SV Kapfenberg in Österreich.

Mit dem bevorstehenden Spiel der Hamburger in Düsseldorf, bietet sich Wolf ideal als Gast an. Weiß der HSV unter Steffen Baumgart endlich zu überzeugen, oder kommt F95 ihnen – und dem Aufstieg – einen gewaltigen Schritt näher?

Im Interview bei Beidfüßig analysiert er Düsseldorf – HSV im Detail, welche die tragenden Faktoren im Spiel sein werden, wer von beiden den Aufstieg schaffen könnte und wie die beiden Torhüter im Vergleich abschneiden.

 

Raphael Wolf über HSV: “Verstehe nicht, wieso Heuer-Fernandez nicht spielt”

 

Wettbasis: Ein wirklich richtungsweisendes Spiel in der 2. Liga findet bereits am Freitagabend statt, und zwar in Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf gegen den HSV. Der Blickt auf die Tabelle verrät, nur vier Punkte sind die beiden Teams auseinander und Fortuna Düsseldorf hat mit 50 Toren die beste Offensive der Liga. Als Experte ist Raphael Wolf zu Gast. Aufstiegs-Keeper in der Saison 2017/18 bei Fortuna Düsseldorf, unter der Trainer-Legende Friedhelm Funkel. Wo sind Sie gerade?

Raphael Wolf: “Ich bin gerade zu Hause, in Hamburg und genieß’ wahrscheinlich später noch das schöne Wetter. Heute scheint mal die Sonne hier in Hamburg. Von daher, mal gucken, was heute noch so geht.”

 
Soll heißen, Sie leben in Hamburg, haben auch sieben Jahre für den HSV gespielt, sechs Jahre für Fortuna Düsseldorf. Erklären Sie uns diese Begegnung.

Wolf: “Das wird eine sehr spannende Begegnung natürlich, mit einer enormen Wichtigkeit. Wenn man so will, ein Sechs-Punkte Spiel und die eine Mannschaft ist sehr eingespielt mit dem Trainerteam, das Trainerteam ist jetzt schon etwas länger da, Daniel Thioune macht einen sehr guten Job mit seinen Jungs.

Und dann steht natürlich auf der anderen Seite der große HSV, der mächtig Druck und einen neuen Trainer hat. Und so etwas spielt schon eine große Rolle.”

 
Also da haben wir zwei verschiedene Konstellationen. Sie haben es selber erlebt, wie gesagt, Aufstiegs-Keeper. Wie geht das Team da rein? Was glauben Sie?

Wolf: “Erstmal ist das ein sehr emotionales Spiel. Man bereitet sich natürlich auf eine große Kulisse vor, gerade in Düsseldorf, wo die Fans natürlich schon Emotionen mit ins Stadion bringen und auch ausleben können. Man hat dann bestimmt viele Begleiter des HSV dabei, die im Stadion sind.

Im Optimalfall, ist das so, dass eine Mannschaft mit einem frühen Tor startet, dann geht das natürlich richtig zur Sache und dann kann das ein richtiger Kessel werden, der dann überhitzt. Aber als Spieler muss man sich eigentlich auf seine Abläufe, die wesentlichen Dinge, konzentrieren. Man darf das Ganze, was von außen kommt, natürlich nicht auf einen wirken lassen. Man muss schauen, dass man im Fokus bleibt.

Ich kann jetzt auch nur von Daniel Thioune und seinem Team sprechen, ich weiß, dass sie einen ganz klaren Matchplan haben werden und eben versuchen werden, die Energie und das Spiel so schnell wie möglich auf ihre Seite zu bekommen, gerade weil sie Heimvorteil haben. Aber es ist natürlich ein Spiel mit vielen Gefahren, das weiß auch jeder Spieler.

Es gibt individuelle, starke Spieler auf beiden Seiten, ob das ein Christos Tzolis ist oder Ao Tanaka jetzt bei der Fortuna ist, die schon Spiele entscheiden können. Dann sehe ich auch die Torwart Position als enorm wichtig an.”

 
Wenn Sie einen Torwart-Vergleich machen, wer ist für Sie da besser?

Wolf: “Es gibt nicht mehr so richtig besser oder schlechter. Es gibt eher so Prioritäten, die ein Trainer sucht. Der eine sucht mehr den Torwart, der einen klaren Ball spielt, der andere will, dass der Torwart viel mehr mit aufbaut und ins Kurzpassspiel mit einbezogen wird und vielleicht der nächste möchte, dass er einfach einen Torwart hat, der auf der Linie und bei hohen Bällen überzeugt.

Das ist gar nicht mehr so einfach. Natürlich, im Gesamtpaket muss ich sagen, er spielt wahrscheinlich nicht, aber Daniel Heuer-Fernandez ist schon ein Torwart, wo ich sage, das ist einer der besten Zweitliga-Torhüter. Er hat sich ja über Jahre bewiesen und für mich auch zum Beispiel nicht verständlich, warum er nicht spielt beim HSV.

Aber das kann ich halt nur von außen so beurteilen, weil ich glaube, er hat der Mannschaft über Jahre sehr viel Sicherheit gegeben, hat sehr viel mitgemacht und ist für so ein Spiel eigentlich der richtige Mann, auch mit seiner Erfahrung. Aktuell hat man natürlich einen jungen Torwart [Matheo Raab, Anm.] drin, der noch nicht so viel Erfahrung hat.

In seinem Kopf und in seiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken, als so junger Kerl dann so ein wichtiges Spiel zu haben und so eine Wichtigkeit auch in der HSV Geschichte mitzutragen. Das macht auf jeden Fall etwas mit einem.

Aber gut, das muss der Trainer selbst entscheiden. Ich kann die Trainingsleistungen nicht bewerten, aber so rein objektiv, von außen betrachtet, mit dem Auge was ich habe, würde ich sagen, spielt der bessere Torwart leider nicht.”

 
Okay. Und der Fortuna-Keeper?

Raphael Wolf: “Ja gut, mit Florian Kastenmeier habe ich ja ein paar Jahre gearbeitet. Der kam ja damals aus Stuttgart und hatte da natürlich sehr viel Glück gehabt, dadurch dass Rensing sich verletzt hat, ich war verletzt. Zack Steffen damals, ausgeliehen von Manchester City, war auch verletzt.

Und dann hat Flo sich da rein gespielt und bringt natürlich zwei überragende Füße mit. Fußballerisch können ihm nur ganz wenige das Wasser reichen. Ich sage auch, dass das erstliga-reif ist, auch wenn es manchmal ein bisschen wild ist, aber er ist natürlich auch ein guter Torwart, das ist keine Frage.”

 

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Lassen Sie uns kurz noch mal zurückgehen, weil Sie gesagt haben, Daniel Thiouane, also der Fortuna Trainer, hat ganz sicher einen konkreten Matchplan. Jetzt kennen Sie den nicht dezidiert, aber Sie werden uns sagen können, worin der grundsätzlich besteht.

Wolf: “Man hat das ja auch in Hannover gesehen. Daniel spielt gerne von hinten einen guten Ball raus und möchte natürlich dann vorne, was ja sinnig ist, was jeder Trainer auch gerne macht, seine Stürmer dann bedienen.

Jetzt hat man, hatte ich vorhin ja auch gesagt, mit Ao Tanaka jemanden, der kann einen Ball aktuell mit seiner Qualität, dann auch mal so spielen, dass Tzolis alleine vom Torwart steht. Das Momentum passt, die sind gut abgestimmt.

Ich will da jetzt aber auch nicht zu viel sagen, denn das wäre ein bisschen unfair.”

 
Geben Sie uns nur einen Brocken, geben Sie uns nur ein bisschen was. Wir sind mit wenig zufrieden.

Wolf: “Also, ich drehe mal das Spiel um. Jede Mannschaft, die nicht schnell genug hinter den Ball kommt gegen die Fortuna und nicht aus der Mitte heraus verteidigen kann, die kriegt sehr viel Probleme. So kann man es eigentlich beschreiben.

Also man muss sehr geordnet stehen, man muss sehr wach sein und die Fortuna wartet schon auf die Umschalt-Momente. Die Qualität haben sie einfach. Sie haben Spieler, die Ballsicherheit haben, die einen guten Pass spielen können und natürlich auch Geschwindigkeit und gute Leute im Abschluss.

Es wurde ja eingangs gesagt, 50 Tore haben die geschossen, also das ist ja schon enorm.”

 

 
Es gibt einige Tendenzen für den HSV, manche sehen die Hamburger aber eher in Schwierigkeiten.

Wolf: “Ja, es ist ja auch bekannt, dass der HSV in der Rückrunde meist nicht mehr so punktet, wie in der Vorrunde und damit dann auch immer den Aufstieg versemmelt, wenn man so will. Ich glaube aber auch, dass eben dadurch, dass das jetzt ein Spiel auf Augenhöhe ist, dass quasi zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die Fußball spielen wollen, dass der HSV auf jeden Fall eine Chance hat.

Aber in der Kürze der Zeit, mit Steffen Baumgart jetzt da so schnell eine Linie zu finden, das ist natürlich enorm schwierig. Ich habe das erste Spiel gesehen, wo sie 1:0 gewonnen haben und mir danach das Interview angehört, wo er gesagt hat: ‘Na gut, ein paar Sachen gefallen mir einfach nicht.’ Und die sind wahrscheinlich dann elementar und die will er ändern. Er will wahrscheinlich Sachen abstellen, denke ich.

Er bekommt natürlich einen Herzinfarkt, wenn die da hinten rumspielen und teilweise im eigenen Sechzehner die Gegner ausspielen wollen. Das ist natürlich nicht seine Philosophie, sowas kann man aber auch schnell abstellen. Ich glaube aber, dass das richtig ist, gerade in dieser Phase, wo der HSV steckt. Wenn man sein Spiel nicht aufziehen kann, diese Dominanz, eben in der gegnerischen Hälfte im Ballbesitz zu sein und dann Druck aufs gegnerische Tor zu machen, dann macht das natürlich Sinn, wenn man dann sehr tief steht.

Und wenn man vielleicht teilweise und nicht rauskommt, dass man sich mit einem langen Ball befreit und dann nachrückt. Selbst da können die Spieler was kreieren. Die haben natürlich eine top Mannschaft. Hier fehlt mir vielleicht dann immer so ein bisschen ‘der Typ’ beim HSV auf dem Platz. Also ich sehe keine richtigen Typen. Auch ein Glatzel, der einen sehr guten Job macht, der ein sehr feiner Kerl ist, wie ich weiß, aber so ein Typ fehlt einfach. Vor ein paar Jahren hatte man noch einen Aaron Hunt oder eben andere Spieler noch, die vielleicht auch so ein bisschen dieses ganze Drumrum, diesen Fokus auf das Spiel, noch so ein bisschen tragen konnten.

Die man dann in die Medien-Abteilung immer geschickt hat, weil man wusste, wie er sowas managt. Das haben die jetzt derzeit nicht. Ich weiß jetzt gerade gar nicht, wie die damit umgehen. Aber es wird ein schönes Spiel werden. Also ich wäre am liebsten da, aber ich kann leider nicht, ich bin verhindert. 18:30 am Freitag, Wetter sollte auch passen und in der Altstadt, das kann ich auch so sagen, da erwarten die Leute natürlich dann, dass Fortuna gewinnt und dann geht es ja richtig los. Also eigentlich ist alles angerichtet.

Ich habe so ein bisschen die Tendenz, dass der HSV es nicht macht, sondern dass die Fortuna das Spiel für sich entscheiden wird. Gerade eben, weil die in den entscheidenden Momenten dann auch einfach treffen. Wenn wir das Spiel Hannover gegen Fortuna nehmen, dann sieht man, die können schnell zwei Tore schießen, das auch auswärts. Was sie natürlich abstellen müssen ist, dass sie dann in der 2. Halbzeit auf einmal einbrechen und dann auch zwei Tore kassieren.

Das ist dann teilweise auch ein bisschen zu einfach, aber wird ein sehr, sehr interessantes Spiel und ein Spiel auf Augenhöhe. Meine Meinung dazu ist, dass Fortuna tendenziell gewinnt.”

 
Noch kurz als abschließende Frage zu diesem Thema: Scheitert der HSV wieder beim Unternehmen Aufstieg?

Raphael Wolf: “Ich weiß es nicht. Man ist da so ein bisschen gespalten hier in Deutschland, was man über den großen Dino denken soll. Für mich persönlich, für die Stadt, für den Fußball, so ein toller, großer Verein. Da sind sich alle einig, aber es hilft ja nichts. Das ist Wunschdenken, das ist alles, was die Leute sich gerne ausmalen.

Aber die Macht des Faktischen hat ja gezeigt, die letzten fünf Jahre hat es nicht geklappt. Sie haben jetzt nochmal reagiert, weil sie auch wissen, sie müssen hoch. Auch die Verantwortlichen wissen, okay, wir hatten jetzt diese gewisse Zeit, jetzt scheint es wieder zu scheitern. Die müssen natürlich hoch. Jetzt hat man den Trainerwechsel vorgenommen, hat lange an Tim Walter festgehalten und das war auch ein sympathischer Weg vom HSV, anstatt immer den Trainer zu rotieren und dergleichen, sondern einfach mal was laufen zu lassen und zu gucken, wie sich was entwickeln kann.

Eine Entwicklung war ja ganz klar zu sehen, nur der Erfolg blieb aus. Jetzt hat man gemerkt, okay, funktioniert nicht. Wir machen einen Cut, holen einen ganz anderer Typ Trainer und ich glaube, mit dem Trainer kann man es schaffen. Weil das für einen Spieler auch wieder so ein Input ist. Es sind nur noch drei Monate und das macht auch was mit einem Spieler, wenn ein neuer Trainer da ist. Heißt, man ist natürlich aufmerksamer und dergleichen. Man kann sich nochmal neu beweisen.

Vielleicht kriegt man noch mal eine Chance, auch als Spieler, der vielleicht nicht so viel gespielt hat. Das war der richtige Schritt, das zu machen. Und ich glaube auch, dass sie die Möglichkeit haben bzw. dass sie es schaffen. Aber das Spiel jetzt ist natürlich entscheidend. Aber auch, wenn sie es jetzt verlieren sollten, ist immer noch nicht alles verloren, aber es wäre natürlich enorm wichtig.”

 
Vielen Dank für diese ausführliche Analyse zum Thema Fortuna Düsseldorf gegen HSV, Raphael Wolf.

Interview: Carsten Fuß

 

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Philipp Stottan

Philipp Stottan

Alter: 31 Nationalität: Österreich Lieblings-Wettanbieter: Bet-at-home, Bet365

Das Thema Sport und all seine Facetten begleiten Philipp seit er denken kann, zu Uni-Zeiten kamen dann auch die Sportwetten hinzu. Nach diversen Stationen im Journalismus entschied er sich dann dazu, seiner Wett-Leidenschaft auch beruflich nachzugehen. Vor allem in den Bereichen Fußball sowie US- und Kampfsport, kann man sich auf seine angesammelte Expertise verlassen.   Mehr lesen