Die 2. Bundesliga machte den Anfang, eine Woche später zieht die 3. Liga nach. Auch sie gestaltet sich unglaublich spannend, weshalb wir Sascha Mölders um seine 3. Liga Vorschau gebeten.
Mölders absolvierte vier Spielzeiten mit 1860 München in der dritthöchsten Spielklasse, nun blickt er auf die Aufgabe seines Ex-Teams.
Wen sieht er als die größten Konkurrenz um den Aufstieg und schaffen es die Löwen endlich wieder nach oben? Und wer muss gar um den Abstieg bangen?
Sascha Mölders über 1860: “Man kennt ihre Erwartungshaltung”
Wettbasis: Ihre Heimat ist eigentlich das Ruhrgebiet, aber jetzt sind Sie ja in
Landsberg am Lech, in Bayern. Wo ist Ihre Heimat?
Sascha Mölders: “Meine Heimat ist tatsächlich mittlerweile in Süddeutschland. Ich bin jetzt seit zwölf Jahren hier, aber man darf nie vergessen, wo man herkommt.
Das tue ich nicht. Ich liebe das Ruhrgebiet, und deswegen habe ich zwei schöne Heimaten.”
Sie sind ja nach wie vor Spielertrainer in Landsberg. Zusammen mit Mike Hutterer sind Sie Trainer, nun noch Nico Karger geholt. Das ist ja schon auch eine Kultfigur von 1860 München.
Mölders: “Wir waren jetzt seit Oktober schon im Austausch. Nico kenne ich seit zig Jahren. Wir haben zusammen gespielt. Die Möglichkeit hat sich jetzt ergeben, dass er zu uns kommt.
Da haben wir natürlich gesagt, super. Da haben wir uns gefreut, jetzt ist er bei uns. Letztes Jahr sind wir Dritter geworden, und jetzt wollen wir natürlich mehr, das ist klar.”
Ihr habt 70 Tore geschossen, wie viel davon von Ihnen?
Mölders: “Ich habe 25 gemacht.”
Wir sprechen aber über die 3. Liga, und da gibt es natürlich einige Vereine, die hoch wollen. Also sprechen wir erst einmal über die Aufstiegskandidaten. Haben Sie einen erklärten Aufstiegsfavoriten?
Mölders: “Dieses Jahr ist die Liga sehr, sehr eng. Ich glaube schon, dass Dynamo Dresden – gerade auch weil sie es am vorletzten Spieltag selber in der Hand hatten und dann in Meppen so gepatzt haben – das denen nicht noch mal passieren wird.
Die werden oben ganz lange dabei sein und können das schaffen. Dann natürlich Bielefeld, die haben, weiß nicht, 16, 17 neue Spieler geholt…”
Den kompletten Kader ausgetauscht..
Mölders: “Vor allen Dingen haben die zwei Spieler geholt, die sehr interessant sind. Mit denen habe ich selber zusammengespielt. Biankadi und Belkahia. Für mich waren das zwei super Spieler.
Mit Fabian Klos haben sie natürlich einen erfahrenen Stürmer gehalten, der den Vereinen lebt und das ist immer gut. Bielefeld traue ich auch zu, dass sie zurückkommen können. Aber es ist brutal.
Ich kann auch zum Beispiel dieses Jahr nicht sagen, wo landet 1860 München, denn die haben auch einen brutalen Umbruch gehabt. Da sind 14, 15 Spieler gegangen. Jetzt haben sie glaube ich sieben oder acht geholt.
Ich weiß nicht, ich kann es nicht richtig einschätzen. Bei den Löwen dieses Jahr können alle gespannt drauf sein.”
Was ist denn schiefgelaufen in der letzten Saison?
Sascha Mölders: “Am Anfang sind wir auch zusammengesessen und haben gesagt: 1860 hat einen breiten, super Kader. Das haben sie auch gehabt. Am Ende haben sie ihre ersten fünf Spiele gewonnen, und wir kennen die Erwartungshaltung bei 1860 München.
Da waren sie mit einem Bein schon in der 2. Liga, und dann ging’s in die Richtung, die wir uns alle nicht erhofft haben. Sie waren ja trotzdem bis zum Winter knapp dran. Haben im letzten Spiel gegen Rot-Weiß Essen bis zur 90. Minute 1:0 geführt, dann kriegen sie wieder den Nackenschlag, und das zieht man dann mit in die Vorbereitung rein.
Tut weh. Danach sind sie überhaupt nicht reingekommen, in der Rückrunde. Dann haben sie, glaube ich, nach dem Winter ziemlich schnell mehr oder weniger alles verspielt, leider. Fußball, man kann sagen, man hat die beste Mannschaft und und und, aber man kann niemals sagen, ich steige auf.
Jeder will aufsteigen, aber es muss so viel dazukommen. Da gibt es Spielglück und viele andere Sachen, die da zusammenkommen müssen. Aufstieg ist sehr, sehr, sehr schwer. Das muss man wirklich sagen.”
Kennen Sie eigentlich Michael Liendl?
Mölders: “Mit dem Michael hab ich zusammengespielt, ja klar. Anderthalb Jahre bei 1860.”
Der Goldfuß hat Ihnen sicher einige Tore aufgelegt.
Mölders: “Da habe ich jetzt nicht so viele gemacht, aber ja, das eine oder andere war sicher dabei.” [3 Tore legte Liendl Mölders auf, in die andere Richtung waren es 2, Anm.d.Red.]
3. Liga Vorschau: “Sandhausen sicherer Aufstiegs-Kandidat”
Mit ihm haben wir vor kurzem gesprochen und haben ihn auch zu 1860 München befragt. Die Aufstiegskandidaten haben Sie benannt: Dresden und Bielefeld. Wie ist Ihre Einschätzung zum Thema Sandhausen?
Mölders: “Sandhausen hat eine Sache gut gemacht. Sie haben natürlich mit Dennis Diekmeier den Kapitän gehalten, der das ganze zusammengehalten hat. Und mit Rouwen Hennings haben sie einen Stürmer verpflichtet, der weiß, wo die Kiste steht.
Wenn Hennings fit bleibt, ist das schon ein potenzieller Torschützenkönig nächste Saison. Der hat schon Qualität, ist ein richtig guter Stürmer. Sandhausen habe ich gerade vergessen, aber absolut. Für mich auch ein sicherer Kandidat für den Aufstieg.
Ich glaube schon, dass sie die Mischung haben aus guten, erfahrenen Spielern und junge, heißen Spielern. Das ist immer wichtig. Wie gesagt, mit Dennis Diekmeier haben sie natürlich einen absoluten Topspieler, einen super Kapitän, wenn es bleibt. Aber ich gehe davon aus.
Ein Führungsspieler, der das da alles in die Hand nimmt. Das ist für einen jungen Trainer auch immer wichtig, wenn man solche Leute hat, wie ihn und Rouwen Hennings, die da tatkräftig unterstützen. Sandhausen ist auf jeden Fall ein heißer Kandidat, absolut!”
Bei Ingolstadt haben wir einen erfahrenen Sportdirektor: Ivica Grlic, der lange beim MSV Duisburg war. Außerdem Michael Köllner, den Ex-Trainer der Sechziger. Was ist Ihre Meinung zu Ingolstadt?
Sascha Mölders: “Wenn der FC Ingolstadt in der 3. Liga an den Start geht, abgesehen von der letzten Saison, waren sie immer oben dabei. Auch immer unangenehm, in Ingolstadt zu spielen.
Ivo Grlic kenne ich seit 2006 schon. Wir haben damals zusammengespielt in Duisburg, das ist super Typ und hat natürlich sehr, sehr viel Ahnung vom Geschäft. Michael Köllner war mein Trainer, zweieinhalb Jahre bei 1860 München. Er hat mit uns auch immer um den Aufstieg gespielt und wird das jetzt mit Ingolstadt auch versuchen.
Ingolstadt hat zudem die finanziellen Mittel, keine Frage. Und ich glaube, sie haben eine gute Mannschaft beieinander, wenngleich ich sage, dass der Abgang von Patrick Schmidt weh tun wird, der jetzt für Saarbrücken auf Torejagd geht. Ich habe immer sehr, sehr viel von ihm gehalten.
Wir haben ja damals die Relegation gegen Saarbrücken gespielt, und da war er auch schon gut. Für Saarbrücken ein top Transfer. Saarbrücken hat auch eine super Mannschaft beisammen dies Jahr, und deswegen können wir uns auf eine brutale Spitzengruppe freuen und dass es vielleicht wieder bis zum letzten Spieltag dauert, bis die Aufsteiger feststehen.”
Die Spatzen sind wieder dabei, also der SSV Ulm 1848. Aufsteiger Preußen Münster, Lübeck und Unterhaching. Unterhaching hat noch gar nichts gemacht, personell. Was ist denn da eigentlich los?
Mölders: “Ich glaube die sind so, und sagen: Wir gehen jetzt in die 3. Liga, wir hatten auch schon in der Regionalliga eine gute Mannschaft, und wir vertrauen unserer Mannschaft.
Ich glaube, da spielen auch finanzielle Mittel eine Rolle. Aber sie sagen: Okay, wir gehen den Weg, wir ziehen das durch. Ich finde es gar nicht so schlecht. Warum muss man immer gleich, wenn man aufsteigt, fünf, sechs, sieben Neue holen?
Ja, ich finde den Weg ganz gut, aber ich würde ganz gerne zu dem Thema mit der Regionalliga nochmal kommen.”
Sascha Mölders darf hier alles.
Mölders: “Aber das Thema mit der Regionalliga: Also ich sehe zum Beispiel die Regionalliga West am allerstärksten in Deutschland. Da sind Mannschaften wie Essen, Münster, Wuppertal, Aachen. Das ist eine Liga, die ist super und wenn wir bei Geheimtipps sind.
Ich sage Erzgebirge Aue kann eine Rolle spielen. Aber ich glaube, jetzt hat Dabrowski ein Jahr in Essen trainiert, hat sehr, sehr viel Kritik bekommen. Wirklich sehr, sehr viel. Jetzt glaube ich, dass Rot- Weiß Essen in die Spitzengruppe kommen kann. Mit diesen Zuschauern, die da im Hintergrund sind.
Klar ist es natürlich auch ein Wunschgedanke, keine Frage, aber ich glaube schon, dass es funktionieren könnte. Die sehe ich zum Beispiel deutlich eher als Ulm. Da wird es mehr um den Klassenerhalt gehen. Wenn sie gut in die Saison starten wie Elversberg, mit dem 5:1 in Essen, dann sind die nächsten Spiele erst mal Selbstläufer.
So hat sich das bis zum Winter getragen. Worauf wir alle gewartet haben, im Winter brechen sie ein oder nicht. Dann haben sie, glaube ich, eine Phase gab, wo sie ein paar Unentschieden hatten, haben sich dann wieder gefangen. Aber ich glaube nicht, dass das nochmal passiert und Ulm hat auch die Spieler nicht, dass das so passieren kann.
Möglich ist alles, aber ich glaube nicht, dass das so funktionieren kann.”
Sascha Mölders: Duisburg? “Zwischen Platz fünf und zehn”
Dann sprechen wir jetzt über den MSV Duisburg. Sie verkaufen für 500.000 Julian Hettwer, ein Supertalent. Aber ansonsten hat sich da nicht viel getan. Was sagen Sie zu ihrem Club, den Zebras?
Mölders: “Duisburg ist eine Wundertüte. Ich weiß gar nicht, was einen da erwartet. Die Mannschaft ist ja echt fast gleich, und da hat sich kaum was geändert.
Ich bin da echt gespannt, man hört auch nicht irgendwie mal was. Man hat das Gefühl, die Duisburger trainieren jetzt, aber die lassen das einfach mal so alles jetzt auf sich zukommen. Ich hab da gar keine Prognose.
Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, würde ich schätzen, zwischen Platz fünf und zehn, aber ich weiß es nicht.”
Dann müssen wir natürlich auch über die Abstiegskandidaten reden.
Sascha Mölders: “Letztes Jahr haben wir gesagt, Elversberg gehört zu den Abstiegskandidaten und die sind aufgestiegen!”
Ja, da haben wir Pech gehabt! Wir können natürlich die Runde jetzt nicht beschließen, ohne dass Sie Ihre Tipps abgeben. Sascha Mölders, Aufsteiger und Absteiger?
Mölders: “Meister wird Dynamo Dresden dieses Jahr, weil ich glaube, dass sie das durchziehen. Weil ich es mir wünsche, Zweiter wird 1860 München.
Dritter, Relegationsspiel, Rot Weiß Essen, weil ich es mir ebenfalls wünsche.”
Wen sehen Sie abrutschen?
Sascha Mölders: “Absteigen wird Unterhaching auf gar keinen Fall. Auch wenn jeder immer sagt, die Regionalliga Bayern ist schlecht. Ich habe jetzt in beiden Ligen gespielt, so viel schlechter als Süd-West ist die nicht, zum Beispiel.
Für mich steigt Lübeck ab, wenngleich ich es ihnen nicht wünsche, weil es auch ein Traditionsverein ist und die sich eigentlich wieder hochgekämpft haben.
Verl, weiß ich auch nicht. Das ist schon jetzt auch was anderes, wenn die einen anderen Trainer haben, der eine andere Philosophie hat. Ich sehe Ulm, dass die wieder runtergehen. Leider ist es ja so, dass in den letzten Jahren oft Aufsteiger wieder runter sind.
Münster wird es schaffen, da bin ich mir ziemlich sicher. Bei Dortmund 2 könnte es auch schwierig werden.”
Sascha Mölders, vielen Dank und viel Glück in Landsberg!
Mölders: “Ja, danke schön, hat mir wie letztes Jahr sehr viel Spaß gemacht.”