Das DFB-Pokal Finale 2022/23 steht bevor, mit Eintracht Frankfurt und RB Leipzig treffen zwei Sieger der letzten fünf Jahre aufeinander. Dragoslav Stepi Stepanovic blickt mit Spannung auf die Partie.
Für Oliver Glasner wird es das letzte Spiel als SGE-Trainer sein, er hat also die Chance sich auf ewig in die Geschichtsbücher zu schreiben – noch mehr, als er es bislang getan hat.
Als Favorit gelten sie nicht unbedingt, doch das hält Stepi natürlich nicht davon ab, sie in seiner Analyse bei Beidfüßig als ko0mmenden Pokalsieger auszurufen.
Stepi Stepanovic: “Favoriten gewinnen nicht immer die Endspiele”
Wettbasis: Oliver Glasner also auf seiner letzten Mission. Derjenige, der die Europa League mit Eintracht Frankfurt gewonnen hat. Stepi, ist Ihre Meinung in dem Zusammenhang die, dass Oliver Glasner zu Recht Eintracht Frankfurt verlässt, oder haben Sie da andere Ansätze?
Dragoslav Stepanovic: “Ich wollte diese Woche mal zum Training gehen und mich verabschieden. Er ist ein toller Mensch, er hat eine tolle Arbeit gemacht, und ich sag’ mal so, sie wird vielleicht noch gekrönt, mit diesem Titel, mit dem Pokalsieg.
Oliver Glasner hatte schon ein Angebot bekommen im Dezember oder Januar, wo er gesagt hat, ja warte mal, ich will mal sehen wie die Situation mit der Eintracht ist. Er hat also nicht gleich Ja gesagt. Jetzt, nach diesen zehn Spielen, in denen man nicht gewonnen hat und der Rückrunde, die schlecht war, glaube ich schon, dass es das Präsidium als letzte Chance gesehen hat, um diese Entscheidung zu treffen.
Es tut mir leid für Oliver Glasner. Er hat gezeigt, dass er ein sehr guter Trainer ist. Wenn er diese zweiten Titel gewinnt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass er irgendwelche Probleme kriegt, einen neuen Verein zu finden.”
Nein, das sowieso nicht. Aber glauben Sie denn, es war die richtige Entscheidung, sich von ihm zu trennen?
Stepi Stepanovic: “Nach diesen zehn Spielen, wo man den Champions-League-Platz verloren hat, wo man den Europa-League-Platz verloren hat und eine kleine Chance hatte, diese Conference League zu gewinnen, da hat wahrscheinlich das Präsidium, durch diese Entscheidung, alles auf die Mannschaft übertragen.
Nach dem Motto: Jetzt müssen wir zusammenstehen, damit wir die Saison vielleicht noch so zu Ende bringen. Bei einem Trainer, der die Europa League gewonnen hat, der vor dem Pokalfinale steht, kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendwo jemand auf die Idee gekommen ist, den aus irgendwelchen Gründen zu feuern.
Aber der Situation entsprechend musste man das irgendwann machen, so dass man zumindest ins Pokalspiel reingeht, und sagen kann: Jetzt sind wir dran.”
Da haben wir natürlich gleich auch einen weiteren Namen, nämlich Kolo Muani, der Tore schießen kann und eventuell aber eben auch nur noch in diesem Spiel für Eintracht Frankfurt. Wissen Sie da Näheres? Geht er definitiv? Wird er den Verein verlassen?
Stepi: “Das weiß ich nicht. Ich bin nicht so involviert in die Planung für die nächste Saison. Aber eins will ich dazu sagen: Beide Mannschaften sind ziemlich gleich, was das Angriffs-Spiel betrifft. Beide sind gut besetzt, beide Mannschaften spielen bis zum bitteren Ende und gehen rein, um diese Spiele zu gewinnen.
Das hat die Eintracht gezeigt. Am letzten Spieltag hat man in der letzten Sekunde gegen Freiburg gewonnen. Leipzig hat gezeigt, dass sie selbst bei 2:0 bis zur letzten Minute gekämpft haben, und deshalb bin ich mir sicher, dass es ein interessantes Spiel wird.
Für die Eintracht spricht noch dazu, dass man nicht nur drei Mal in den letzten sieben Jahren im Finale war, sondern ich glaube sechs Mal auch schon den Pokal gewonnen hat. Ich erwarte ein wunderbares Spiel, und immer wieder: Eintracht vor, noch ein Tor!”
Das wissen wir, dass Ihr Herz für die Eintracht schlägt. Aber nochmal zu Kolo Muani: Ist er derjenige, der das Spiel entscheiden kann?
“Bei Kolo Muani war ich überrascht, dass so ein Spieler, mit 24 Jahren, überhaupt noch nicht Nationalspieler war. Erst, als er zur Eintracht kam, haben die gesehen, wie gut er ist. Wir erinnern uns an die Weltmeisterschaft, wo er in der letzten Sekunde das 3:2 für Frankreich schießen hätte müssen.
Dann wäre es so gewesen, dass er direkt das Flugzeug nach München genommen hätte. Aber ich würde ihm raten noch ein Jahr zu bleiben. Weil das, was er gezeigt hat, jetzt in diesem Jahr, ist noch nicht alles, was er zeigen kann. Ich möchte ihn auch erinnern an Haller, Rebic, Silva oder Jovic.
Sie sind alle weggegangen von Frankfurt, aber haben nicht so viel Glück gehabt, und deshalb denke ich mir, dass es noch ein Jährchen bleibt. Da spielen Sie natürlich auch auf 2018 an, als Frankfurt unter Kovac das Pokalfinale gegen die Bayern gewonnen hat. Ein ganz tolles Spiel!
Das war ja mit Sicherheit auch eines der Erweckungserlebnisse für die neue Eintracht, die ja nun wirklich in den letzten Jahren erfolgreich ist. Mit der Krönung in der Europa League.”
Christopher Nkunku hat gesagt, dass die Mannschaft für ihn gespielt hat, um ihn dahin zu bringen. Da muss man schon sagen, das Teamgefüge, der Teamspirit scheint richtig zu sein. Stepi, Sie sagen, die Mannschaften befinden sich auf Augenhöhe, aber RB Leipzig ist natürlich stabiler und kontinuierlicher gewesen in der letzten Saison.
“Also dazu muss ich sagen, der Rose war ja mein Spieler. Und jetzt sage ich auch nochmal, der Rose ist ein besserer Trainer, als er Spieler war.
Deshalb: Sie haben gezeigt, dass sie mit Recht einen Champions-League-Platz bekleiden, und darum gebe ich Ihnen Recht. Aber Sie wissen ja: In diesem einen Spiel spielt es keine Rolle, wer die bessere oder schlechtere Mannschaft ist. Sondern es ist immer wieder so, dass die Mannschaft gewinnt, die an dem Tag alles zeigt, und an dem Tag die beste Saisonleistung zeigt.
Deshalb denke ich mir, die Eintracht hat den Pokal schon ein paar Mal gewonnen. Man hat gesehen, wie sie bis zur letzten Minute gekämpft haben, gegen Freiburg. Trotzdem, dass RB Leipzig vielleicht einen kleinen, kleinen Vorteil hat, weil sie irgendwo stabiler spielt und schon alles erreicht hat, was sie erreichen wollten.”
Stepi Stepanovic: “2:1 für Frankfurt nach Verlängerung”
Was konnte Marco Rose gut? Was konnte er nicht gut?
“Er ist als Trainer besser, als er als Spieler war.”
Okay, dann müssen wir da sagen: Tendenz Holzfuß, ich habe verstanden.
“Ich muss noch etwas sagen. Für mich als Trainer waren immer wieder andere Dinge viel wichtiger. Wenn meine Mannschaft gegen Gegner gespielt hat, die gerade schlecht gespielt haben, dann hatten wir immer irgendwo Angst, dass sie gerade in diesem Pokalspiel zu einer Form kommen, die wir nicht erwarten.
Aber jetzt wissen wir, wie RB in der letzten Zeit gespielt hat. Da brauchen wir nicht über ihre Form zu spekulieren. Die sind Favorit, aber auch Favoriten gewinnen nicht immer die Endspiele.”
Sie haben ja ihr Pokalfinale gewonnen.
Stepi Stepanovic: “Genau. Nachdem ich ja damals gegen Leverkusen zu Hause verloren hab, haben sie mich nochmal engagiert, damit ich das letzte Spiel im Pokal betreue. Da habe ich mir gedacht, es gibt ja keinen Besseren, der das machen kann.
Aber Oliver Glasner ist der richtige Mann am richtigen Platz, und ich drücke ihm so sehr die Daumen, dass er dieses Spiel gewinnt. Weil: Lebbe geht weiter!”
Wie geht denn das Leben weiter bei Eintracht Frankfurt, mit welchem Trainer? Was glauben Sie, welche Kandidaten sind da die heißesten?
“Im Moment lese ich in den Zeitungen, dass der Topmöller Junior [Dino, Anm.] ein sehr, sehr heißer Kandidat ist.
Wenn ich an meine Zeit denke, als sie mich aus der 3. Liga von Trier geholt haben und direkt zur ersten Mannschaft gebracht haben, denke ich mir, dass Topmöller bei Nagelsmann und bei vielen Stationen gelernt hat und dass er irgendwo weiß, was er hier bei der Eintracht beherrschen muss. Also gut spielen und gewinnen und technisch gut sein.
Wir wollen immer wieder dieses kämpfen, kämpfen, kämpfen sehen. Aber technische Dinge, wie sie Götze, Kolo Muani oder Lindström zeigen, dann passt das hundertprozentig zu dieser Mannschaft.”
Eines ist aber klar, Adi Hütter wird nicht der neue Trainer.
“Ja, klar, aber wenn die Eintracht den Pokal gewinnt, dann ist da sehr, sehr, sehr viel Druck vorhanden. Weil Europa League gewonnen, dann Pokal gewonnen. Das wird für den neuen Trainer, wer das sein wird weiß ich nicht, sehr schwer. Aber ich helfe ihm.”
Als Berater sind Sie immer wieder gefragt. Haben Sie noch einen Ergebnis-Tipp? Schnell, kurz und schmerzlos, Stepi.
“Natürlich. Es wird ein Unentschieden und dann gewinnt am Ende Frankfurt.”
Elfmeterschießen oder nach Verlängerung?
“Nach Verlängerung, 2:1 für Frankfurt.”