Spätestens seit dem Fall Hoyzer ist Wettmanipulation sicher jedem ein geläufiger Begriff. Wurden in der Vergangenheit noch Spieler oder Schiedsrichter bestochen, so gibt es heute einen ganz neuen Trend. Bei unterschiedlichen Wettanbietern tauchen mittlerweile Fußballbegegnungen auf, die gar nicht stattgefunden haben. So boten Ihnen einige Sportwetten Anbieter am 03. Februar 2015 das Freundschaftsspiel zwischen den weißrussischen Klubs FC Slutsk und Schachtjor Soligorsk. Bei einigen asiatischen Branchenführern war es den Kunden sogar möglich Livewetten zu platzieren.
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Wetten auf Spiele, die nicht stattfinden
Das Hauptproblem bestand jedoch darin, dass dieses Spiel nie stattgefunden hat. Betrügern ist es gelungen, diese Ansetzung den Wettanbietern unterzujubeln. Darüber hinaus wurden sogar einzelne Spielereignisse auf die Websites hochgeladen. Gerüchten zufolge verlor einer der Buchmacher alleine weltweit mehr als 1,5 Millionen Euro. Diese sogenannten Geisterspiele stoßen natürlich bei den Wettanbietern böse auf. Hierbei handelt es sich um eine ganz neue Art der Wettmanipulation. Die Wettmafia versucht somit nicht mehr Klubs, Spieler oder Schiedsrichter zu kaufen, man zielt vielmehr darauf ab fiktive Spiele anzusetzen und diese zu verwenden, um satte Gewinne einzufahren. Somit haben die Betrüger ab sofort das Augenmerk auf die Datenscouts gelegt. Dessen Aufgabe besteht darin, die zum Spiel relevanten Informationen einzuspeisen. Sollte man natürlich solch einen Datenscout bestechen, steigen die Chancen auf den Abschluss einer sicheren Wette immens.
Laut Insiderinformationen soll es in den letzten sechs Monaten ca. 20 Geisterspiele gegeben haben. In der Regel sind diese Begegnungen Freundschaftsspiele. Aber auch das U21-Länderspiel zwischen Turkmenistan und den Malediven im Januar 2012 hat es nie gegeben. Zum Wetten wurde diese Begegnung dennoch zur Verfügung gestellt.
Wie das System mit Datenscouts funktioniert
Die Sportdatenunternehmen sind sich dieser Gefahr durchaus bewusst. Die Datenscouts agieren in der Regel als freie Mitarbeiter. Diese gehen für ein Handgeld von 40 bis 100€ ins Stadion, um die dortigen Aktionen ans Unternehmen zu melden. Vor Jahren wurden 150€ für eine Verzögerung der Lieferung der Daten an die Unternehmen von der Wettmafia geboten. Mittlerweile ist der Tarif auf bis zu 5.000€ gestiegen. Darüber hinaus haben Datenscouts teilweise keinen sicheren Job. Es sind sogar Fälle bekannt, in denen Sie mit einer Waffe bedroht wurden, um Verzögerungen zu bewerkstelligen. Um dieser Gefahr vorzubeugen, schicken die Datenfirmen oft mehrere Scouts zu den Spielen.
“Die Matchfixer probieren alles aus, was geht. Und wenn es nicht geht, kehren sie zum klassischen Modell zurück und kaufen sich Spieler.”
Damals wie heute – aber anders
Bereits in der Vergangenheit kam es zu Manipulationen. Diese wird es im Sportwetten Geschäft sicher auch immer geben. Dennoch stellen diese Geisterspiele ganz ohne Spielstatistiken eine neue Entwicklung da. Dennoch ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass diese Masche die allergrößte Bedrohung ist, so zumindest Friedrich Stickler (Europäische Staatslotterien): „Die Matchfixer probieren alles aus, was geht. Und wenn es nicht geht, kehren sie zum klassischen Modell zurück und kaufen sich Spieler.“
Eine Übersicht über alle bisherigen Entwicklungen rund um die Neuordnung der Glücksspielmarktes in Deutschland und die Sportwetten Lizenzvergabe finden Sie in unserem Artikel: Sportwetten Lizenzvergabe in Deutschland – Aktuelle News und Entwicklungen.