In der WM 2022 Gruppe C Vorschau ist Argentinien klarer Favorit und Saudi-Arabien der krasse Außenseiter. Mexiko und Polen hoffen auf das Ticket fürs Achtelfinale.
Sergio Goycochea, bis 1994 Torwart der “Albiceleste”, ist guter Dinge, was die Rolle Argentiniens bei der WM anbelangt. Aber den Deutschen würde er gerne aus dem Weg gehen.
Schließt sich Guido Buchwald in der “Beidfüßig – Die WM Prognose” der Meinung von Sergio Goycochea an und wem trauen sie das Weiterkommen in Gruppe C zu? Alles dazu in der WM 2022 Gruppe C Vorschau.
WM 2022 Gruppe C Vorschau: Argentinien eine “eingeschworene Truppe”
In dieser Gruppe kann es für Argentinien nur um Platz eins gehen, schließlich gilt man als einer der WM Top-Favoriten. Da sind sich auch die Experten einig.
Sergio Goycochea glaubt, dass “Argentinien bei der WM in einer guten Verfassung antritt”.
Und weiter sagt er: “Im Vergleich zu anderen Weltmeisterschaften ist die Mannschaft gut drauf. Ein eingespieltes Team, eine eingeschworene Truppe und das ist sehr wichtig. Noch dazu mit einem Messi der ausgeruht ist, im Vergleich zu anderen Weltmeisterschaften.”
Das ist etwas, was allen Topstars zugutekommt: “Bei dieser WM, in Vergleich zu den anderen, haben die Spieler viel weniger Spiele in den Beinen.”
Der ehemalige Nationaltorwart zeigt sich zuversichtlich: “Argentinien ist immer Argentinien. Bei einer WM gibt es oft Überraschungen, aber ich denke, die argentinische Nationalmannschaft kann jedem Gegner auf Augenhöhe gegenübertreten.”
Gibt aber auch zu bedenken, dass “man ein Spiel immer verlieren oder gewinnen kann, aber wir haben eine Mannschaft, die ernsthaft mitspielen kann. Außer, wenn wir gegen Deutschland spielen müssen: 1990, 2006, 2010, 2014. Wir haben genug von Deutschland.”
Goycochea: “Messi in der guter Verfassung”
Die Rolle von “La Pulga” sieht er so: “Obwohl Messi schon etwas älter ist, wird er in einer sehr guten körperlichen Verfassung sein. Mittlerweile ist er besser an den Fußball in Frankreich gewöhnt. Er war seine ganze Karriere in Spanien und eine andere Spielweise gewohnt.
Sein erstes Jahr in Frankreich war nicht leicht, nicht nur wegen der unterschiedlichen Spielweise, auch aufgrund des neuen Umfelds.”
Neben der sportlichen, gibt es zudem eine private Komponente: “Auch die Familie musste sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Davor war das nie der Fall gewesen. Ich denke, deswegen hat er in seiner ersten Saison bei PSG nicht so gut gespielt.”
“Messi geht es gut, er ist extrem fokussiert. Ich denke, dass ihm bewusst ist – in seinem Inneren – dass es eventuell seine letzte WM sein könnte. Er ist sehr konzentriert und ich sehe ihn in einer sehr guten Verfassung.”
Zum Thema Trainer und Aufstellung führt Sergio Goycochera aus, dass “Lionel Scaloni durchaus ein paar Entscheidungen treffen muss. Beispielsweise Exequiel Palacios oder Enzo Fernandez, von Benfica Lissabon, der gerade in einem sehr guten Flow spielt.”
Grundsätzlich gilt: “Bei solchen Turnieren muss man auch auf solche Sachen achten. Enzo hat gerade einen riesigen Lauf und hat einen Vorsprung gegenüber Palacios, der nicht regelmäßig spielt.”
Die Verletzungen vor der WM machen aber doch Probleme: “Jetzt müssen wir nur abwarten, was die Mittelfeldspieler betrifft: Paredes, Di Maria, Lo Celso vor wenigen Tagen, Dybala, die arbeiten alle noch an ihren Verletzungen. Man muss noch ein wenig Geduld haben, um zu sehen, ob wir mit diesem Mittelfeld spielen werden: De Paul, Paredes, Lo Celso und Di Maria.”
Den Turnierverlauf sieht unser Experte allerdings als Vorteil: “Für mich ist das auf dem Papier eine gute Gruppe. Der Start ins Turnier ist leicht und dann werden die Gegner immer stärker. Vom Gefühl her starten wir gegen den schwächsten Gegner, dann Mexiko und am Ende Polen, die eine gute Mannschaft haben und dazu noch Lewandowski.
Aber ich denke, Argentinien kann Platz eins in der Gruppe erreichen. Sie haben eine gute Mannschaft und kommen in einer guten Form zum Turnier.” Und weiter: “Erster in der Gruppe zu werden, ist wichtig. Sonst muss man sehr früh gegen die starken Gegner spielen. Meiner Meinung nach haben wir gute Chancen.”
Gruppe C Vorschau: “Argentinien ähnlich wie Deutschland”
Aber: “Für eine WM etwas vorherzusagen, ist immer schwierig. Ich ziehe ab und zu diesen Vergleich, der es – glaube ich – gut trifft: Eine Fußball-WM ist ein Aufeinandertreffen, wie bei zwei Schwergewichts-Boxern. Man hat die Möglichkeit, dem Gegner einen Schlag zu versetzen und ihn K.O. zu schlagen, aber es kann auch sein, dass er dich erwischt und man geht am Ende selbst K.O.”
Für das Turnier überwiegt bei Goycochera die Zuversicht, allerdings mit einer Einschränkung: “Ich bin überzeugt, dass Argentinien gute Chancen hat. Das sage ich nicht als Fan, sondern weil ich es als Ex-WM-Teilnehmer glaube. Wir werden aber nur Weltmeister, wenn wir nicht gegen Deutschland spielen. Wenn es so kommen sollte, dann bitte nur im Finale.”
Grundsätzlich schließt sich auch Guido Buchwald dieser Einschätzung an: “Messi spielt sehr ordentlich in Paris und ist physisch wieder besser geworden. Für ihn wird es die letzte WM sein, das ist etwas ganz Großes.
Da könnte er seine Leistung, die er die letzten Jahrzehnte gebracht hat, krönen. Wahrscheinlich wird er nach der WM aufhören. Deswegen ist das für ihn ein sehr großes Ziel. Mit Messi und Argentinien ist auf jeden Fall zu rechnen.”
Und fügt hinzu, dass “Argentinien bei der WM gute Chancen hat.” Die Frage sei aber bei allen Nationen: “Wie können sie Katar bewältigen? Das bedeutet auch in Bezug auf das Klima, selbst wenn es im Stadion klimatisiert ist.”
Denn: “Argentinien ist eine ähnliche Mannschaft wie Deutschland. Beides sind keine Brasilianer, die nur über die Technik kommen. Sie haben auch immer eine körperliche Wucht. Sie haben eine komplette Mannschaft und einen Messi, der unbedingt noch einmal etwas erreichen möchte. Ich sehe Argentinien daher schon als Mitfavorit.”, resümiert Buchwald am Ende.
Das Viertelfinale sollte also auf jeden Fall drin sein.
Buchwald in WM 2022 Gruppe C Vorschau über Mexiko: “Gute Fußballer und kleines Defizit”
Einerseits ist “Mexiko eine Mannschaft, die immer für eine Überraschung gut ist, weil sie hervorragende Fußballer in ihren Reihen haben. Im Moment ist Hirving Lozano von Neapel besonders im Fokus.”
Andererseits haben “die Mexikaner aber ein kleines Defizit: Sie haben kaum Spieler in den europäischen Spitzenligen. In England, Deutschland, Frankreich oder Italien sehe ich sehr wenige.”
Das Problem damit sei, laut Experte Guido Buchwald: “In Anführungsstrichen sind sie hauptsächlich ‘nur’ in Nord- und Mittelamerika aktiv. Vielleicht fehlt denen im Wettbewerb, um nach der Vorrunde weiterzukommen, auch ein bisschen die körperliche Fitness.”
“Für einen WM-Titel reicht Lewandowski alleine nicht”
Der größte Widersacher im Kampf um Platz zwei in Gruppe C dürfte Polen sein. Aber Guido Buchwald weiß: “Für einen WM-Titel reich ein Lewandowski alleine nicht.”
Obwohl “er wahrscheinlich momentan, zusammen mit Benzema, der beste Mittelstürmer der Welt ist. Selbst in Barcelona macht er weiterhin, ohne Eingewöhnungszeit, seine Tore. Er macht dort weiter, wo er aufgehört hat, obwohl es ein anderes Spielsystem ist und er andere Mitspieler hat.”
Lewandowskis Stärke ist, dass “er ein Neuner ist, der weiß, wo das Tor steht, der eine hohe Qualität hat und auch weiß, ein Eins-gegen-Eins aufzulösen. Lewandowski hat immer den richtigen Weg zum Tor. Er ist einfach ein überragender Stürmer.”
Dennoch sagt Buchwald: “Er alleine reicht nicht. Die polnische Mannschaft ist für mich eine sehr junge Mannschaft, der für einen WM-Titel oder für eine sehr, sehr gute WM noch die Erfahrung fehlt.”
Ob es bei den Polen fürs Weiterkommen, im Hinblick auf die WM 2022 Gruppe C Vorschau, reicht, sei “eine gute Frage.”
“Von Mexiko habe ich im Vorfeld zu wenig Spiele gesehen. Aber ich bin schon überzeugt, dass Polen bei einer WM, aufgrund ihrer guten Fußballer, ihres Willens und ihrer Mentalität, ein bisschen vor Mexiko steht”, schließt ‘Diego’ Buchwald ab.
Polen sollte also den zweiten Platz hinter Argentinien erreichen können und damit ins Achtelfinale einziehen.
Buchwald: “Saudi-Arabien ist der krasse Außenseiter”
Zwar haben “die Saudis immer gute Fußballer, aber so gut wie keine internationale Erfahrung. Fast alle spielen im eigenen Land, oder höchstens in irgendeiner zweitklassigen Liga. Von daher ist Saudi-Arabien für mich der krasse Außenseiter.”
Der Grund dafür: “Sie haben eine erfahrene Mannschaft. Aber sie haben zu wenig Nachwuchs. Der Altersdurchschnitt ist sehr hoch. Es spielen die alten, etablierten Leute.”
Weiter: “Jeder kennt das: Je älter man wird, desto weniger wird kommen. Für mich der krasse Außenseiter und ich tippe auf den vierten Platz in der Gruppe.”