Die wichtigsten Titel seiner Karriere feierte Youri Djorkaeff definitiv mit der französischen Nationalmannschaft, als er 1998 respektive 2000 Welt- und Europameister wurde. Auf Klubebene durfte er nur relativ wenige Titel feiern.
So wurde er bei keiner Mannschaft jemals Meister dafür konnte er mit Paris St. Germain 1996 (Pokal der Pokalsieger) und mit Inter Mailand (UEFA Cup) die Vorgänger der Europa League gewinnen. Neben Inter, hatte er seine persönlich beste Zeit bei der AS Monaco, mit der er immerhin Pokalsieger 1991 wurde. Vielen ist auch noch sein eher schwacher Ausflug beim 1. FC Kaiserslautern in Erinnerung.
Im Interview mit der Wettbasis blickt Youri Djorkaeff auf den Vergleich von Ligue 1 und Bundesliga und wieso diese keine “Farmers League” ist. Weiters lobt er die PSG-Fanszene für ihre Aktion gegen den BVB, vergleicht das Team mit Neymar-Mbappe-Messi und sich selbst mit Inter Calhanoglu, und analysiert die Franzosen in der Premier League.
Youri Djorkaeff über Calhanoglu: “Sind uns ähnlich”
Wettbasis: Hat Paris St. Germain die besten Fans in Frankreich? Die Aktion der PSG-Ultras für den verstorbenen BVB Ultra kam in Deutschland sehr gut an.
Youri Djorkaeff: “Die Stimmung im Prinzenpark ist dank der Ultras herausragend. Ich habe in diesem Stadion immer sehr gern gespielt, sei es als Gegner oder im PSG-Trikot.
Der BVB kann sich schon mal auf einen Hexenkessel vorbereiten. Am Dienstag wird es richtig laut. Ich fand auch die Aktion der PSG-Ultras im Signal-Iduna-Park hervorragend.”
War PSG besser mit Neymar-Messi-Mbappe, oder ist das aktuelle Team stärker?
Djorkaeff: “Die aktuelle Mannschaft tritt homogener und stabiler auf, die Fans können sich mit dieser Elf besser identifizieren, weil jeder für den anderen arbeitet.
Man spürt auch eine große Gier, weil man das Gefühl in den vergangenen Wochen gewinnen konnte, dass dieses Teams alles zuzutrauen ist, sogar ein historisches Quadrupel mit Meisterschaft (schon geschafft), französischen Pokal (Finale gegen Lyon am 25.05), Champion League und französischen Supercup (im Januar gewonnen). Diese Mannschaft kann in meinen Augen alles gewinnen.”
Die Bundesliga hat sich den 5. Champions-League-Platz gesichert, ist sie also doch keine “Farmers League”?
Djorkaeff: “Seit vielen Jahren gehört die Bundesliga zu den fünf besten Ligen der Welt. Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir ein rein deutsches Champions-League-Finale (2013 mit Bayern gegen Dortmund) und es kann am 1. Juni erneut der Fall sein.
Auch in der Europa League kommen die Bundesliga-Vertreter regelmäßig weit.”
Warum ist die Ligue 1 schlechter als die Bundesliga, obwohl die Struktur ähnlich ist?
Djorkaeff: “Für mich ist die Bundesliga nicht besser als die Ligue 1. Ich sehe sie auf demselben Level. In den letzten 11 Jahren gab es in Deutschland mit dem FC Bayern einen einzigen Meister, und in der Ligue 1 gleich vier Verschiedene (PSG, Montpellier, Monaco und Lille).
Ich will damit sagen, dass die Spannung in der Ligue 1 meistens gar größer ist.”
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Wie würden Sie sich selbst mit Hakan Calhanoglu vergleichen, nach dessen starken Leistungen bei Meister Inter? Erinnert er Sie an sich selbst, als sie bei Inter waren?
Djorkaeff: “Von der Spielweise her sind wir uns leicht ähnlich, da stimme ich zu. Er ist laufstark, wahnsinnig wichtig bei Standards, sowie die Tatsache, dass er über eine klasse Schusstechnik verfügt.
Seinen nicht unbedingt einfachen Wechsel vom AC Mailand zu Inter hat er ganz gut verkraftet. Er hat einen sehr guten Charakter.”
Christopher Nkunku hat bei Chelsea eine schwierige Saison mit vielen Verletzungen hinter sich, aber man hat sein Potenzial bei Leipzig und in der französischen Nationalmannschaft gesehen. Erwarten Sie, dass er in der nächsten Saison zurückkommt und sich in der Premier League etabliert?
Djorkaeff: “Ich hoffe sehr, dass ihn sein Körper demnächst endlich in Ruhe lässt. Er ist ein ausgezeichneter Spieler. Er hat es in der Bundesliga oft bewiesen und er ist 2021/2022 nicht zufällig zum besten Bundesliga-Spieler gewählt worden.
Nun muss er sich auf die kommende Saison fokussieren und alles daran setzen eine großartige Runde zu spielen.”
Ein weiterer Franzose, Badiashile, hat seit seinem Wechsel von Ihrem ehemaligen Verein Monaco ebenfalls viele Verletzungen erlitten. Glauben Sie, dass er immer noch das Zeug dazu hat, sich als Schlüsselspieler zu etablieren, und welche Qualitäten hat er Ihrer Meinung nach?
Djorkaeff: “Er muss einfach das volle Vertrauen des Trainers spüren, dann kann er sein Potenzial voll ausschöpfen. Dazu muss er natürlich auch top fit sein und bleiben.
Klar ist die Konkurrenz bei Chelsea auf jeder Position enorm, aber er hat das Zeug sich durchzusetzen, weil er über eine tolle Technik verfügt. Dazu hat er ein ausgezeichnetes Stellungsspiel, sowie ein gutes Timing in den Luftzweikämpfen.”
Trotz seiner vielen, vielen Verletzungen hat Michael Olise immer dann, wenn er fit war, hervorragend für Crystal Palace gespielt. Glauben Sie, dass er bereit ist, den nächsten Schritt zu machen, und wo könnte er Ihrer Meinung nach am besten eingesetzt werden?
Youri Djorkaeff: “Wo er seine Karriere fortsetzen könnte, liegt nicht in meinen Händen, aber er hat das Potenzial bei vielen europäischen Top-Klubs zu landen.
Er ist schnell, trickreich, dribbelstark und er wird vor dem gegnerischen Tor immer abgeklärter. Er befindet sich gerade auf einem sehr guten Weg.”
Endlich ein Chelsea-Spieler, der nicht verletzt ist: Axel Disasi. Seine Saison bei Chelsea war ein Auf und Ab, genau wie der Rest der Mannschaft. Wie hat er sich Ihrer Meinung nach seit seinem Wechsel von Monaco entwickelt?
Djorkaeff: “Trotz der ganzen Aufs und Abs bei Chelsea wird Axel aus dieser holprigen Saison viel mitnehmen und viel daraus lernen. Ich bin mir sicher, dass er in der kommenden Saison viel stabiler und reifer auftreten wird.”
Djorkaeff zur EM 2024: “…sind die heißesten Favoriten”
Sie selbst haben Ihre Karriere in den USA beendet, aber seitdem ist es noch populärer geworden, dorthin zu gehen. Wie hat sich Ihrer Meinung nach mit der Ankunft von Messi und all den anderen großen Stars die Aufmerksamkeit und das Niveau des amerikanischen Fußballs erhöht?
Djorkaeff: “Die Major League Soccer wird immer populärer, das ist definitiv der Fall. Wenn ich ins Stadion gehe [lebt in New York, Anm.], dann spürt man eine gewisse Euphorie.
Es ist auch kein Zufall, dass immer mehr große Namen dort anheuern. Das ist ein vielversprechendes Zeichen im Hinblick auf die WM 2026, die sicherlich für einen noch größeren Pusch für die MLS sorgen wird.”
<strongAbschließend zum Großevent in diesem Sommer: Wer gewinnt die EM? Wird Frankreich in der Gruppe Probleme bekommen in der Gruppe mit Österreich?
Djorkaeff: “Ich denke, dass Frankreich, Portugal und England die heißesten Favoriten werden. Mal sehen wer sich noch bis zum Auftakt gegen Österreich verletzt, aber Didier Deschamps verfügt über einen Weltklassen Kader auf allen Positionen.
Gegen Österreich ist es das erste Spiel, da sind die Favoriten meistens noch nicht ganz bei 100%. Dennoch bin ich überzeugt, dass Les Bleus diesen Auftakt meistern werden.”
Interview: Alexis Menuge
