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Zvjezdan Misimovic im Interview: Meister-Parties im Vergleich, Gerland, Magath & Neururers irrer Aberglaube

Philipp Stottan  20. November 2024
Zvjezdan Misimovic
Zvjezdan Misimovic hat im Interview einige Anekdoten parat. (© IMAGO / Aleksandar Djorovic)

84 Länderspiele für Bosnien, in der Bundesliga bei Bochum, Wolfsburg, Nürnberg und den Bayern erfolgreich gespielt. Zvjezdan “Zwetschge” Misimovic hat in seiner aktiven zeit einiges erlebt.

Doch nicht nur auf dem Platz, denn mit Trainern wie Felix Magath, Peter Neururer oder Hermann Gerland, sowie Mitspielern wie Effenberg, Kahn oder Dejagah, hat er auch abseits des Feldes einiges erlebt.

Im Interview gibt der 42-Jährige Einblick in die kuriosen Geschichten seiner Karriere. Warum er als Jugendspieler bei Bayern immer Runden laufen musste, wie er von den FCB-Topspielern ignoriert wurde, welche Meisterfeier – Bayern oder Wolfsburg – mehr Spaß gemacht hat, viel Lob für Magath und Gerland und wie unglaublich abergläubisch Peter Neururer war.

 

 

Zvjezdan Misimovic schwärmt von Magath: “Hat mich machen lassen”

 
Wettbasis: Zvjezdan “Zwetschge” Misimovic, Sie sind Deutscher Meister gewesen mit Bayern München und mit dem VfL Wolfsburg. Darüber hinaus hatten Sie ja auch eine besondere Beziehung zu Felix Magath. Sie haben sich irgendwie gemocht. Warum eigentlich?

Zvjezdan Misimovic: “Gute Frage, warum. Eigentlich hat er mich machen lassen.

Ich schätze mal, als ich vom Club zu Wolfsburg gekommen bin in der Vorbereitung, wollte er sehen, ob ich das Pensum mitgehen kann, die Vorbereitung aushalte und das war kein Problem.

Dann hat er mir freie Hand gelassen auf dem Platz und ich konnte meine Kreativität einbringen.”

 
Und dann sind sie zusammen Meister geworden. Wie kreativ war die Meisterfeier?

Misimovic: “Wir hatten schon eine Feier organisiert, obwohl es strikt verboten war. Also, alles war fertig, mit Bändchen. Ich muss leider sagen, weil ich die letzten drei Spiele fitgespritzt wurde, hat die Narkose dann nachgelassen.

Deshalb bin ich barfuß, schon nach einer Stunde, von der Party weg. Aber ich habe gehört, dass viele schon bis in die Morgenstunden gefeiert haben.”

 
Barfuß sind Sie von der Meisterfeier weg. Wohin und wie weit sind Sie gelaufen?

Misimovic: “Nur zum Auto. Weil ich an der Seite vom Fuß immer gespritzt wurde und dann auch den Schuh immer an der Seite aufschneiden musste, damit mein Fuß reinpasst und das nicht so drückt.

Aber es hat geholfen und wir wurden Deutscher Meister.”

 
So sind Sie dann barfuß von dannen geschritten, oder geschlichen?

Misimovic: “Geschlichen eher. Auch wegen der Uhrzeit und wegen den Schmerzen.”

 
Aber Felix Magath hat gut gefeiert, oder?

Misimovic: “Bestimmt. Also ich hab jetzt keine genaueren Details, aber ich schätze schon, dass er gut am Feiern war.”

 
Wer war Ihnen da am meisten aufgefallen, bei diesen Euphoriedarbietungen?

Misimovic: “Was ich so gehört hab, am meisten Gas gegeben hat der Ashkan Dejagah.”

 
Das heißt Ausdruckstanz, oder wie?

Misimovic: “Der hat natürlich seine Berliner Jungs dabei gehabt. Bis in die Morgenstunden war der da, ich glaube ist als Letzter gegangen und war gut drauf.”

 
Und die Meisterfeier mit den Bayern, wie war die im Vergleich? Da waren Sie ja noch jung.

Misimovic: “Das Lustige war, die haben wir auch in Wolfsburg gefeiert, weil wir da 2:1 gewonnen haben und ich auch auf der Bank war und dann sind wir zum Platz, zum Alfons Schuhbeck.

Aber bei Bayern war das schon ein bisschen mehr Routine, würde ich sagen. Da war der Wind aus den Segeln schon ein bisschen raus.”

 
Felix Magath war ja auch bei den Bayern Trainer. Wenn Sie jetzt mal so die Persönlichkeit von ihm beschreiben würden, was ist so seine hervorragendste Eigenschaft?

Misimovic: “Er ist ja ein bekennender Schachspieler. Ich denke, dass er ein sehr, sehr schlauer Mann ist, wie im Schach auch, viele Züge im Voraus sehen kann und sehr intelligent ist, sehr viel Erfahrung hat im Fußball.

Er weiß genau, wie die Spieler ticken und ich denke, dass das seine größte Stärke ist.”

 

“Wer bist du denn?” Misimovic über Effenberg, Kahn & Co.

 
Ein weiterer Bekannter, Hermann Gerland, der Tiger, hat Sie auch als Trainer-Figur geprägt. Was waren da so die kernigsten Erinnerungen, die Sie an ihn haben?

Misimovic: “Hermann Gerland ist sehr direkt, würde ich sagen. Ähnlich vom Arbeitseifer wie der Felix Magath. Aber der Hermann ist noch deutlich direkter und einer der frei Schnauze einem sofort das ins Gesicht sagt, was er denkt, was ich auch gut fand.

Die ganze Vorbereitung bei den Bayern Amateuren musste ich, während die anderen im Kreis gespielt haben, nur laufen. Eine halbe Stunde, ganze Vorbereitung.”

 
Warum?

Zvjezdan Misimovic: “Ja, weil er gesagt hat, dass ich noch ein bisschen abnehmen muss, unter 80 Kilo sein muss. Sonst werde ich nur laufen.”

 
Wie haben Sie das damals empfunden?

Misimovic: “Ich war so einer, ich habe es dann hingenommen, habe auch danach gelacht und dann haben wir uns auch wieder super verstanden. Das war natürlich nicht einfach, aber für so einen jungen Spieler, der gerade A-Jugend, B-Jugendmeister geworden ist, der denkt, der wäre schon der allergrößte, da holt der Hermann Gerland dich schön zurück auf den Boden der Tatsachen.”

 
Und Sie haben dann immer neidisch auf die Jungs geguckt, die den Ball haben durften.

Misimovic: “Genau. Aber er hat gesagt, wenn ich weiter so laufe, dann laufe ich das ganze Training. Gleich schneller, Vollgas.”

 
Stefan Effenberg haben Sie ja bei Wolfsburg nicht mehr erlebt, aber bei den Bayern. Wie war das? Wie war da so die die Kabinenstimmung?

Misimovic: “Da muss ich ehrlich sagen, als ich als junger Spieler hochkam, ob Effenberg, Kahn oder ein anderer, die waren nicht die kommunikativsten Mitspieler für junge Spieler. [lacht]

Außer Scholli [Mehmet], oder Giovane [Elber], die sind da anders gestrickt, war da jetzt keiner. Die haben einfach ihr Ding gemacht.”

 
Das war dann mehr so die Abteilung: Machst Du jetzt auch mit, oder wie?

Misimovic: “Genau. Wer bist Du denn? [lacht]”

 

 

Misimovic über abergläubischen Neururer: “Mussten am selben Platz sitzen”

 
Peter Neururer war ja auch Ihr Trainer. Hauen Sie mal einen raus. Das war doch auch einer, der die Mannschaft mit seiner Art einfach mitgenommen hat.

Misimovic: “Peter war Wahnsinn. Der war ja so abergläubisch. Wenn man ein Spiel gewonnen hat, hat komplett die erste Elf wieder gespielt. Der Kader war gleich, er hat die gleichen Sachen angezogen.”

 
Auch die Unterhose?

Misimovic: “Bestimmt. Bei der Besprechung musste jeder am selben Platz wieder sitzen, das war Wahnsinn. Dasselbe Training wie die Woche davor und man konnte machen was man wollte, man ist nicht in den Kader gekommen, wenn man nicht beim Spieltag davor schon drin war.”

 
Also keine Trainingsleistung, Ausrichtung auf den kommenden Gegner. Hatte er dann auch Angst vor schwarzen Katzen?

Misimovic: “Das weiß ich nicht, aber der ist eine Geschichte für sich. [lacht] Er hat ja auch von der Polizei ein Blaulicht gehabt, wenn er aus Essen oder so wo her kam?

Der hat doch so einen alten GL gehabt, dann wenn Stau war, Blaulicht oben drauf, angemacht, durchgefahren. Aber er hat einmal das Pech gehabt, dass die Zivilpolizei hinter ihm war und die gesagt haben: Ne, es gibt gar kein GL mit Zivil der Blaulicht hat. Da sind die hinterher und haben ihn natürlich hops genommen.

 
Und was ist dann passiert? Eine Nacht im Knast?

Misimovic: “Ich weiß nicht, was genau war. Aber der hatte irgendeinen Freund, der bei der Polizei oder sogar Polizeichef war und der hat ihm das gegeben.”

 
Auch im Nachhinein könnte das ja noch Schaden anrichten.

Zvjezdan Misimovic: “Ist verjährt. Wahrscheinlich.”

 

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Philipp Stottan

Philipp Stottan

Alter: 31 Nationalität: Österreich Lieblings-Wettanbieter: Bet-at-home, Bet365

Das Thema Sport und all seine Facetten begleiten Philipp seit er denken kann, zu Uni-Zeiten kamen dann auch die Sportwetten hinzu. Nach diversen Stationen im Journalismus entschied er sich dann dazu, seiner Wett-Leidenschaft auch beruflich nachzugehen. Vor allem in den Bereichen Fußball sowie US- und Kampfsport, kann man sich auf seine angesammelte Expertise verlassen.   Mehr lesen