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Bevor ich von Guido erzähle, muss ich an dieser Stelle ein Lanze für alle Gladbach-Fans brechen. Mir ist keine Fangruppe bekannt, die so pessimistisch veranlagt ist wie Borussia Mönchengladbach. Dass Pessimisten im Volksmund schlichtweg besser informiert sind, trifft bei den Gladbachern scheinbar zu. Teilweise habe ich den Eindruck, dass die Gladbacher – teilweise geben sie es sogar offen zu – das Führungstor der eigenen Mannschaft als Anfang vom Ende sehen. Ich habe schon mehrfach versucht dagegen zu argumentieren, jedoch bestraft mich die Gladbacher Mannschaft zu häufig. Und ihre Fans sowieso.
In einem verhältnismässig kurzen Telefonat mit Guido diskutierte ich am Sonntagabend die Geschehnisse des 8. Spieltags. Eingentlich hätte man ohne es künstlich in die Länge ziehen zu müssen mit Fußball eine ganze Unterhaltungsshow zur besten Sendezeit füllen können, doch Guido wirkte nicht so dynamisch, nicht so fit wie gewohnt.
Zu gern hätte ich ausführlich über die Fehde zwischen Lukas Podolski und Nuri Sahin gesprochen, denn dieser emotionale Ausbruch Zweier, die ihr Geld in diesem Leben ausschließlich mit Fussball verdienen können werden, war amüsant und spannend zugleich. Podoski hatte zunächst unter der Woche seinen Klub kritisiert und der Führung mangelnde Perspektive vorgeworfen, um dann auf dem Feld mit einem sehenswerten Tor nachzulegen. Zwar machte Podolski kein gutes Spiel, durch seine Provokationen gegenüber Nuri Sahin gewann er tortzdem auch den letzten Funken der öffentlichen Aufmerksamkeit. Guido hätte vermutlich seinen Teil über den durchschnittlichen Interlekt eines Fussballers – ob in der Bundesliga oder in den Hobbyligen – ausgegraben, doch dazu kam es nicht.
Statt dessen waren die vielen freistehenden Freiburger in der letzten Minute der Begegnung zwischen Werder Bremen und eben dem SC Freiburg im Mittelpunkt des ersten fussballorientierten Themas gewesen. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie Guido versucht bei unseren Telefonaten zunächst eine dicke Portion Small-Talk zum Besten zu geben, um nachher schnurstracks und äußerst zielorientiert über die Bundesliga zu sprechen. Wie gesagt, waren die Freiburger unser erstes Thema. Die Freiburger, wie sie zu Dritt einköpfbereit am zweiten Pfosten eine perfekt getimte Flanke an den Fünfmeterraum nicht im Tor unterbringen konnten – in der 90. Minute beim Stand von 1:2 gegen sie.
"Den hätte wahrscheinlich Shannon Briggs auch noch am Samstagabend nach 12 Runden Prügel von Vitali Klitschko per Kopf versenkt." Guidos Spott für freistehende Stürmer, die kläglich ihre Chancen vergaben, war ungebrochen.
Gerade auf diesen Punkt sprach ich ihn im weiteren Verlauf unseres Gesprächs häufiger an. Ich hatte mir bereits während des Bayern-Sieges gegen Hannover überlegt, Guido auf jeden Fall am Sonntagabend festzunageln – und zwar mit Mario Gomez. Genaustens kann ich mich an die Parolen gegen den Neuzugang aus Stuttgart erinnern. Das begann schon Anfang der letzten Saison und wollte schier nicht enden. Nachdem er wiederholt meine Anspielungen gekonnt umschifft hatte, brachte ich das Thema konkret zur Sprache:
"Da hat der Gomez aber seinen Kritikern ordentlich die Leviten gelesen", begann ich.
"Naja, gegen Hannover trifft selbst der Blinde", wehrte sich Guido.
"Vor dem Spieltag war Hannover immerhin Dritter und…", sagte ich, doch Guido fiel mir ins Wort.
"…und hatte zu Hause gegen St. Pauli verloren. Es bleibt dabei, gegen Hannover trifft selbst der Blinde." Guido blieb standhaft. Mir war vorher klar gewesen, dass es nicht einfach für mich werden sollte. Doch glücklicherweise hatte Gomez nachgelegt und mir drei Argumente gegeben, um vor Gericht einen Teilerfolg zu landen.
"Hannover hat zuvor gerade auswärts ganz ansehnlich gespielt, beispielsweise in Bremen gewonnen – gegen die die Bayern nicht gewinnen konnten. Außerdem wurde Gomez nunmal nicht angeschossen. Sondern hat drei Mal eiskalt versenkt.", legte ich nach.
"Eiskalt versenkt? Ich nenne das drei Tore, ein Mal Abseits, ein Mal Hand.", verteidigte sich Guido und ich musste ihm insgehem Recht geben. Müller stand beim ersten Tor im Abseits und Gomez bereitete im Mittelfeld sein zweites Tor – deutlich – mit der Hand vor.
"Von der Bank zum internen Torschützenkönig ist doch eine brillante Leistung am 8. Spieltag", resümierte ich mit der letzten Waffe, die ich hatte. Diese Waffe sollte reichen. In einer langen Diskussion, die sich seit Beginn der letzten Saison hinzog, hatte ich einen wichtigen Teilerfolg geholt.
"Van Gaal muss ihm jetzt zumindest eine Chance geben, sich zu beweisen. Warten wir ab, was Dienstag passiert." Endlich hatte Guido nachgegeben.
"Warten wir ab, was Dienstag passiert", seuftzte ich und legte auf.
Bei Guidos Guide geht es jeden Dienstag um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.