Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad
In unserem Derby Guide finden sich viele traditionsreiche Duelle, die wir allesamt auch nach bestem Wissen und Gewissen überprüfen. Dabei haben Derbies eines gemeinsam und somit immer eine besondere Note, denn sie schaffen eine Ausnahmesituation in der Stadt. Anhänger unterschiedlicher Fanlager fiebern diesem Tag entgegen, denn es geht um Prestige und um die Vorherrschaft in der Stadt. Manchmal kommen aber auch soziokulturelle Elemente hinzu und Fußballderbies repräsentieren wesentlich mehr als „nur“ eine sportliche Komponente. In diesem Artikel wird es um ein Fußball Derby gehen, welches sicher viele Leser nicht auf dem Schirm haben, aber von allergrößter Bedeutung ist und deshalb auch zurecht „Das ewige Derby“ bezeichnet wird. Die Rede ist vom Duell zwischen Roter Stern Belgrad und Partizan Belgrad. Die beiden Topteams aus dem ehemaligen Jugoslawien sind auch aktuell in Serbien das Maß aller Dinge, die Rivalität hingegen hat ihren Ursprung schon weitaus früher als nach der serbischen Abspaltung aus dem jugoslawischen Staatenbund.
Inhaltsverzeichnis
Die Hauptstadtklubs sind selbstredend die beliebtesten Vereine der Stadt, wobei die Teams ihre Fans aus unterschiedlichen politischen und sozialen Lagern rekrutieren. Auch über die serbische Republik hinaus genießt man ein immens hohes Ansehen, so gibt es auch in Montenegro und Bosnien viele Anhänger beider Teams. Medial gesehen ist das ewige Derby das Topduell in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, aber auch außerhalb des Balkan verfolgt man jenes Duell natürlich. Sogar in Brasilien und Australien gibt es in Fußballkreisen den Hype um das ewige Derby! Das medial gepushte Derby ist aber leider auch für sein Gewaltpotenzial bekannt. Immer wieder kommt es zu negativen Berichterstattungen rund um das Belgrader Derby. Nach den Gründen suchen wir in der Analyse der Fanlager. Die Wettbasis wird natürlich auch dieses Derby nach historischen Wurzeln und seiner gesellschaftlichen Bedeutung untersuchen! Ring frei also für Roter Stern und Partizan Belgrad – das ewige Derby.
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Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad Geschichte
Das ewige Derby, auch „Veciti Derbi“ im serbischen genannt, ist wie der Name schon sagt eine Rivalität, die tief in den Beginn des 20. Jahrhunderts reicht. Ursprünglich war dieser Name für die Duelle zwischen dem BSK und dem SK Velika Srbija reserviert, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die Auflösung der Vereine durch die kommunistische Verwaltung und die damit verbundene Neugründung der Terminus auf Roter Stern und Partizan Belgrad übertragen. Roter Stern Belgrad übernahm dabei die Rolle von BSK. Der jugoslawische Rekordmeister schaffte bis 2016 ganze 26 Meisterschaften, womit man den nationalen Rekord mit Partizan gemeinsam hält. Hinzu kommen 24 Pokalsiege und der Titel des erfolgreichsten Fußballvereins von Jugoslawien bzw. Serbien. Roter Stern schaffte etwas, was für den osteuropäischen Fußball aktuell unmöglich und zu seiner Zeit zumindest einmalig war. 1991 gewann Roter Stern den Europapokal der Landesmeister, wobei man im Halbfinale die Bayern rauswarf (2-1, 2-2) und im Finale gegen Olympique Marseille nach torlosem Unentschieden das Elfmeterschießen gewann. Im Kader damals waren die Topspieler Vladimir Jugovic (später Juventus), Sinisa Mihajlovic (später Lazio Rom), Dejan Savicevic (später Milan) und Darko Pancev (später Inter Mailand). Im Anschluss gewann das Team auch noch den Weltpokal nach einem 3-0 über Colo Colo.
Roter Stern Belgrad wurde 1945 von antifaschistischen Bewegungen des damals zerstörten Jugoslawien gegründet, nachdem der zweite Weltkrieg deutliche Spuren der Zerstörung in der Stadt hinterlassen hat. Das Stadion des SK Jugoslavijas wurde genauso wie die Trainingsstätten dann dem Verein zugeordnet. Im Laufe der Geschichte mauserte man sich zu einem Topverein und einer wahren europäischen Fußballgröße, welche im Sieg des Europapokals der Landesmeiter gipfelte. Durch den darauffolgenden Aderlass der Spieler an die europäischen Spitzenteams (vor allem die Italiener bedienten sich) verlor man das Herzstück der Mannschaft und seit damals erreichte man auch nie wieder diesen Status. Weiterhin wurde durch die strukturellen Schwierigkeiten des Kosovo Krieges der Fokus in der Stadt auch weg vom Sport und hin zur Politik forciert, sodass der Fußballsport in Belgrad weiterhin an Bedeutung verlor. Aktuell ist Roter Stern selbst in Serbien nicht mehr die Nr. 1, auch wenn man im Jahr 2014 den 26. Titelgewinn feiern konnte.
Der ewige Gegenspieler von Roter Stern Belgrad ist Partizan Belgrad. Die Schwarz-Weißen konnten just im letzten Jahr (2015) den serbischen Meistertitel erringen und damit mit 26 Meisterschaften mit Roter Stern gleichziehen, wobei man mit 12 nationalen Pokalsiegen in dieser Kategorie noch Aufholbedarf hat. Gegründet wurde Partizan ebenfalls nach dem zweiten Weltkrieg 1945 und zwar von Offizieren und Militärleuten der jugoslawischen Armee. Partizan erreichte schon relativ früh, und zwar 1966, das Finale des Europapokals der Landesmeister, scheiterte damals aber knapp an Real Madrid. Um diesen Titel beneiden sie Roter Stern scheinbar auch noch heute.
Der Name Partizan leitet sich wie anzunehmen war von „Partisane“ ab, also einem staatenlosen Krieger. Durch die Einbindung vieler Generäle und Offiziere hatte man sehr schnell einen autoritären Ruf – damals ein Erfolgsgarant. Während man über die Jahre hinweg ebenfalls einen guten Ruf in Europa genossen hatte, war vor allem der Kosovo Krieg und die Balkan Krise auch für Partizan ein einschneidendes Erlebnis. Seit der serbischen Neugründung ist man aber klar vor Roter Stern anzusiedeln. Die Rivalität des ewigen Derbies spielt sich also nicht nur auf sportlicher Ebene ab, denn mit dem Balkan-Konflikt hat man sogar eine gemeinsame gesellschaftliche Krise überwunden. Aktuell ist man wie Roter Stern auf dem Weg der Besserung, doch zur Europäischen Creme de la Creme gehört man bei weitem nicht mehr.
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Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad Fans
„Für Partizan würde ich mein Leben geben.“
Die Fankulturen beider Mannschaften setzen sich aus verschiedenen Milieus zusammen. Partizan hat dabei eine sehr traditionelle Fangruppierung, die man Grobari nennt und eine weltoffene, die sich Juzni Front nennt. Über viele Jahre konkurrierten sich die beiden Fangruppen. Die Fans von Partizan haben eine sehr tiefe Freundschaft mit PAOK Saloniki, die sogar so weit geht, dass bei den Derbies sehr viele Unterstützer aus Griechenland anreisen.
“Roter Stern ist mein Leben, nichts anderes ist wichtiger.“
Roter Stern Belgrad ist im nationalen Vergleich auf alle Fälle der beliebtere Verein aus der Hauptstadt. Im Gegensatz zu Partizan rekrutiert man auch sehr viele Fans aus Bosnien und Montenegro und ist somit noch im gesamten Raum des ehemaligen Jugoslawiens beliebt. Während die Fans von Partizan in der Südkurve ihren Platz haben, so ist die Nordkurve unter der Herrschaft der Fangruppierungen von Roter Stern Belgrad. Auch Roter Stern unterhält eine intensive Freundschaft mit einem griechischen Verein und zwar mit Olympiakos Piräus. Demnach sind auch viele Griechen auf Seiten von Roter Stern beim Derby vorzufinden.
Gemäß der medialen Berichterstattung haben beide Teams Probleme mit ihren Hooligans, die teils unkontrollierbar sind. Der Kosovo Krieg hat wieder Öl ins Feuer geschüttet und die sozialen Verhältnisse in der Stadt zerrüttet. Viele Soldatenkinder oder sogar ehemalige Soldaten sind noch heute politisch gelenkt und leben einen Hass gegen die unterschiedlichen Ethnien in Jugoslawien, vor allem gegenüber den Kroaten aus. Nicht selten findet man brennende Kroatien- oder Albanien-Flaggen in den Fankurven. Der ethnische Hass erreichte beim EM Qualifikationsspiel zwischen Albanien und Serbien einen immens traurigen Höhepunkt, als Fans in Belgrad albanische Flaggen verbrannten und die Spieler Albaniens mit Münzen und Feuerzeugen beworfen wurden. Selbst ein Molotow Cocktail wurde gezündet.
Radikale Ansichten gehen einher mit einer höheren Bereitschaft zur Gewalt und so waren diese Derbies in den letzten Jahrzehnten auch verstärkt geprägt von Krawallen. Selbst beim Basketball hat sich die Rivalität zwischen Roter Stern Anhängern und Partizan extrem zugespitzt, was dazu führte, dass bei den jeweiligen Heimspielen der Mannschaften lediglich die Heimfans anwesend sein dürfen, damit es nicht zu Ausschreitungen kommt. Das ewige Duell zieht sich über alle Sportarten hinweg! Das ewige Derby hat zwar nicht mehr das Niveau vergangener Tage, aber an Brisanz mangelte es in den letzten Jahren leider nicht.
Beide Stadien werden von der serbischen Nationalmannschaft verwendet, wobei das Stadion von Roter Stern natürlich aufgrund seiner Größe bevorzugt wird und dort die wichtigsten Spiele ausgetragen werden. Überhaupt aber sind beide Stadien wunderschöne Spielstätten, die ein jeder Fan einmal gesehen haben muss. Die Stimmung bei den Derbies ist gigantisch (auch wenn leider mit Gewaltpotenzial), die Architektur beider Spielstätten könnten unterschiedlicher kaum sein und doch strahlen sie eine besondere Einheit der beiden Vereine aus.
Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad Stadionsituation
Die Stadien beider Teams sind nur wenige Meter voneinander entfernt und das sorgt für eine extra Portion Brisanz. Partizan Belgrad spielt dabei im Stadion Partizana, welches knapp 32.000 Sitzplätze umfasst und damit das zweitgrößte Stadion im Land ist. Brisant war zudem, dass man sich dieses Stadion in den 1960er Jahre vier Jahre lang mit dem Konkurrenten Roter Stern teilte. Durch die sehr flache Bauweise und der nahezu perfekten Sicht auf das Spielfeld wird es nicht nur von einheimischen Fans als „Fußballtempel“ verehrt. In der Neuzeit wurde der gesamte Stadionraum modernisiert. Im näheren Umkreis wurden unterirdische Einkaufszentren, Parkhäuser, Wohnungen und Hotels errichtet, um das Stadiongelände massiv aufzuwerten.
Architektonisch komplett anders verhält es sich beim Nachbarstadion Stadion Rajko Mitic von Roter Stern Belgrad. Es wird von europäischen Fußballfans auch als Marakana von Belgrad bezeichnet, was eine Anspielung auf die Architektur und die Stimmung des Stadions von Rio de Janeiro ist. Tatsächlich gehört die Spielstätte wohl zu den schönsten Stadien der Welt. Einst konnten bis zu 110.000 Zuschauer ins Stadion gelangen, um sich die Matches der Heimmannschaft anzuschauen. Mittlerweile wurde die Kapazität offiziell auf 55.000 Plätze halbiert. Im Gegensatz zum Stadion des Konkurrenten ist die Spielstätte von Roter Stern sehr veraltet. Damit huldigt man den sozialistischen Einflüssen der Stadt. Jenes Stadion war einst der Austragungsort des Champions League Finales von 1973 (Ajax gegen Juventus 1-0), des EM Finales von 1976 (welches als „Nacht von Belgrad“ in die Geschichte eingang) und der Heimspiele von Roter Stern beim Wettbewerb des Europapokals der Landesmeister 1990/91 unter anderem gegen Dynamo Dresden und FC Bayern München!
Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad Prägende Spieler
Prägende Spieler gibt es auf Seiten beider Vereine. Bei Partizan dürfte den meisten Fans sicherlich noch der Mittelfeldspieler Srecko Katanec bekannt sein. Auch der spätere Topstürmer von Real Madrid, Pedrag Mijatovic, hatte seine Wurzeln bei Partizan und schoss zu seiner Zeit immerhin 49 Tore in fünf Spielzeiten für den Traditionsverein, ehe er erst nach Valencia und dann nach Madrid wechselte. Ein weiterer Bomber, der mit Partizan zweimal Meister wurde und sogar Torschützenkönig der EM 2000 war, ist Savo Milosevic. Als Jugendspieler wurde er hochgezogen und mit 78 Toren in 98 Ligaspielen war er maßgeblich an der Vorreiterrolle von Partizan in Serbien Anfang der 1990er Jahre beteiligt.
Auch Roter Stern Belgrad hat einige Spieler in seinen Reihen gehabt, die Vereinsgeschichte geschrieben haben. Unter ihnen ist auf alle Fälle die jugoslawische Fußballlegende Dragan Stojkovic zu benennen. Der 84malige jugoslawische Nationalspieler wechselte ausgerechnet 1990 zu Marseille und stand ein Jahr darauf ausgerechnet gegen seinen Ex Verein im Finale des Europapokals der Landesmeister, sodass ausgerechnet der Klublegende der große Erfolg verwehrt blieb. Auch Vladimir Jugovic, der mit Juventus sowohl italienischer Meister, wie Champions League Sieger und Weltpokalsieger wurde, stand zu Anfangszeiten bei Roter Stern unter Vertrag. Sinisa Mihajlovic hingegen war wie Jugovic beim Erfolg 1990/91 dabei, zudem konnte er mit Lazio Rom und Inter Mailand in Italien Meister werden und zahlreiche Pokale abräumen. Für Lazio und Inter war auch Dejan Stankovic über die Jahre hinweg erfolgreich gewesen, nachdem er seine Karriere bei Roter Stern begonnen hat.
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Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad Rekorde
Das ewige Duell hat natürlich auch einige Zahlen anzubieten, die es auszuwerten gilt. Nach 235 Duellen führt Roter Stern die Gesamtbilanz mit 105-56-74 klar an bei 373-313 Toren. Mit 686 Toren in 235 Spielen erreicht man fast einen Torschnitt von 3 Tore pro Spiel. Die höchste je gezählte Zuschauerzahl war 1976 im Marakana von Belgrad, als es gar 108.000 Menschen ins Stadion schafften, teilweise natürlich ohne Eintrittskarte. Der höchste Sieg von Partizan war ein 7-1 in den 50er Jahre, Roter Stern gelang ein 6-1 Heimsieg einst in den 70er Jahren! Viele Tore waren hier also stets an der Tagesordnung!
Partizan Belgrad vs. Roter Stern Belgrad Wettmöglichkeiten
Das Belgrader Derby gilt als das emotional angespannteste Derby der Fußballwelt. So kann man bei diesem Duell auch getrost auf Karten wetten, wie beispielsweise auf eine bestimmte Anzahl an gelben Karten oder auch auf rote Karten. Viele Wettanbieter haben solche Kartenwetten im Angebot. Ansonsten waren die Derbies stets torreich und Over Wetten waren hier schon immer eine sehr gute Wahl. Auch wenn Roter Stern die Gesamtbilanz anführt, so ist man aktuell keinesfalls über Partizan Belgrad anzuordnen (Stand 2016). Es ist mehr und mehr ein Spiel auf Augenhöhe mit großen Problemen im sozialen Bereich. Spielabbrüche, Krawalle und Platzverweise prägten schon immer das ewige Derby. Wettmöglichkeiten sollten deswegen auch immer kurzfristig eingeholt werden, aber dafür haben wir bei Wettbasis ja auch eine geschulte Tippabteilung! Das ewige Derby besitzt nicht mehr die Spitzenklasse der früheren Zeit, aber die Tradition und die historische Verwurzelung machen dieses Ereignis immer noch zu einem Highlight des europäischen Fußballs, auch wenn die Gewaltpotenziale da sind und die radikalen Fangruppierungen immer wieder für Skandale sorgen.
Einen Überblick über alle Derby Guide-Beiträge findet ihr in unserem Artikel: Die wichtigsten Fußballderbys von A bis Z