Die FIFA Weltrangliste ist ein Konstrukt, welches es erlauben soll die Nationalmannschaften zu klassifizieren. Denn während bei anderen Sportarten, wie zum Beispiel beim Tennis, die Frage nach der aktuellen Nummer 1 klar mit einem Blick auf die Weltrangliste zu beantworten ist, reicht es beim Fußball offensichtlich nicht aus den aktuellen Weltmeister als beste Mannschaft der Welt zu deklarieren. Da beide Superlative immer etwas differenziert betrachtet werden müssen, nehmen wir uns in diesem Artikel die FIFA Weltrangliste mit ihren Besonderheiten vor.
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Deutschland ist Fußballweltmeister, aber nur Dritter in der FIFA Weltrangliste, Chile scheint nach aktuellem Stand (Januar 2017) die WM 2018 in Russland zu verpassen, ist aber Vierter in der FIFA Weltrangliste und auch Argentinien zittert um die WM Teilnahme im nächsten Jahr, führt allerdings die FIFA Weltrangliste an. Darüber hinaus sind fünf der zehn südamerikanischen Ländern in den Top 10, während Topteams wie Spanien (10.), England (13.), Italien (16.) oder die Niederlande (23.) intuitiv viel zu schlecht eingestuft werden. Warum das so ist und welche Bedeutung die FIFA Weltrangliste für die Bewertung von Nationen und nicht zuletzt für das Wetten hat, werden wir in den folgenden Abschnitten erläutern.
Die FIFA Weltrangliste
Die FIFA Weltrangliste (auch als Coca Cola Weltrangliste bekannt) ist wie der Name schon vermuten lässt eine Klassifizierung für die Fußball Nationalmannschaften. Zum ersten Mal wurde die FIFA Weltrangliste im August 1993 berechnet. Dabei dient sie nicht selten zur Einteilung von Nationalmannschaften in Lostöpfe, weswegen ihr eine gewichtige Rolle zugeschrieben wird. Bei den Herren führten insgesamt acht Nationen die Weltrangliste an (Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Belgien, Niederlande, Argentinien, Brasilien). Vor allem die Platzierung von Belgien, die in den letzten Jahren weder ein WM noch ein EM Finale erreichten, verwundert sehr, sodass die Weltrangliste nicht nur, aber natürlich unter anderem auch deswegen, kritisch gewürdigt werden muss. Um dies zu bewerkstelligen, müssen wir uns erst einmal die Berechnungsgrundlage zu Gemüte führen.
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Das Bewertungssystem der Weltrangliste
Die Berechnungsgrundlage für die FIFA Weltrangliste ist etwas komplex, aber kein Teufelswerk. Für die Bewertung einer Partie gibt es die Formel P = M x I x T x C, wobei P für die Punktezahl für ein Match steht, welches in die Weltrangliste eingerechnet wird. Jedes offizielle Match liefert natürlich Punkte für die Liste. Diese ergibt sich aus der Multiplikation des Matchergebnis (M), der Wichtigkeit des Spiels (I), der Stärke des gegnerischen Teams (T) und nicht zuletzt aus einem Mittelwert der Stärke der Kontinentalverbände (C) der beiden Teams, die gegeneinander angetreten sind. Dabei werden nur offizielle Spiele der A-Nationalmannschaften der letzten 48 Monate berücksichtigt und dementsprechend gewichtet. Die einzelnen Parameter können natürlich unterschiedliche Ausprägungen haben. Selbstverständlich wird die FIFA Weltrangliste regelmäßig einmal im Monat aktualisiert.
Der Parameter M kann folgende Ausprägungen annehmen: 3 (für einen Sieg in der regulären Spielzeit oder nach Verlängerung), 2 (für einen Sieg im Elfmeterschießen),1 (für ein Unentschieden oder eine Niederlage im Elfmeterschießen) und natürlich 0 (für eine Niederlage in der regulären Spielzeit oder nach Verlängerung). Das Ergebnis ist also die erste Komponente und wird mit den anderen Parameter gewichtet. Für den Parameter I, welcher die Wichtigkeit des Matches unterstreicht gelten folgende Regelungen: I ist 4,0 bei Spiele einer WM-Endrunde, 3,0 bei Spiele kontinentaler Endrunden (wie die EM oder die Copa America, sowie den Confed Cup) oder des FIFA-Konföderationen-Pokals, 2,5 für Qualifikationsspiele zur WM oder zu einer Kontinentalmeisterschaft, sowie 1,0 für Freundschaftsspiele.
Die Variable T, welche für die Stärke des Gegners steht, wird aus dessen Position in der Rangliste abgeleitet und beträgt 200 für den Weltranglistenersten als Gegner, 50 für Gegner unter Position 150 der Weltrangliste und 200 minus die Weltranglistenposition des Gegners für alle anderen. Zuletzt wird der Koeffizient für die Konföderation (C) multipliziert. Derzeit gelten folgende “Stärken” der Kontinentalverbände: CONMEBOL: 1,00, UEFA: 0,99, CONCACAF: 0,85, CAF: 0,85, AFC: 0,85 und OFC: 0,85. Jedes absolvierte Spiel wird somit herangezogen, anschließend gibt es einen Durchschnittswert für einen Zeitrahmen von 12 Monaten, da die Spiele gewichtet werden und je weiter sie zurückliegen, noch einmal etwas abgestuft werden. Die Gewichtungsfaktoren sind folgende: 1,0 für Ergebnisse der letzten 12 Monate, 0,5 für Ergebnisse, die 12 bis 24 Monate alt sind, 0,3 für Ergebnisse, die 24 bis 36 Monate alt sind und 0,2 für Ergebnisse, die 36 bis 48 Monate alt sind. Spiele die mehr als vier Jahre zurückliegen werden demnach nicht mehr in die Berechnung mit eingebunden. Addiert man die vier gewichteten Durchschnittswerte zusammen, dann hat man die Ranglistenpunktzahl der einzelnen Mannschaften.
Gründe für die aktuelle Tabelle und Kritik
Jetzt nachdem wir geklärt haben wie die Weltrangliste zustande kommt, lassen sich einige Fragen aus der Einleitung durchaus beantworten. Argentinien ist klarer Weltranglistenerster, derzeit aber zittert das Team um die Teilnahme für die WM 2018. Da Argentinien 2014 Vizeweltmeister in Brasilien wurde und aufgrund des 100-jährigen Copa America Jubiläum zweimal hintereinander die Kontinentalmeisterschaft stattfand (in der Argentinien beide Male im Finale stand) und die südamerikanischen Meisterschaften wesentlich mehr Pflichtspiele (18) als die europäischen Teams (10) für die WM-Qualifikation austragen, haben sie gemäß der oben erläuterten Berechnungsgrundlage öfters einen höheren Faktor für den Parameter I. Deswegen ist auch Chile derzeit Weltranglistenvierter, weil die Chilenen zweimal die Copa America gewannen und dabei auch zweimal den Weltranglistenersten schlagen konnten. Deutschland als Weltmeister ist sogar nur Dritter, obwohl die Nationalmannschaft seit Jahren unangefochten nahezu jedes wichtige Spiel gewinnt. Hieran sieht man sehr deutlich, dass vor allem die Mannschaften aus Südamerika vom aktuellen Berechungsmodell profitieren. Von dem Faktor I profitieren auch Kolumbien (6.), die sogar vor Europameister Portugal (8.) sind und Uruguay (9.). Dass die Schweiz (11.) und Wales (12.) so weit vorne liegen, liegt zumindest am Beispiel von Wales auch am EM Halbfinale 2016, aber bei den Schweizern ist es so, dass sie weniger Freundschaftsspiele als beispielsweise Italien (16.) bestritten haben und somit der Durchschnittswert wegen des Faktors I weniger gedrückt wird.
Die wahren Schwächen der Weltrangliste offenbaren sich aber spätestens dann, wenn man bedenkt, dass Peru (19.) vor Mannschaften wie die Niederlande (22.), den USA (28.) oder Österreich (31.) eingeschätzt wird. Vor allem Gastgeber einer Endrunde haben einen schweren Stand bei der Weltrangliste. Da sie keine Qualifikationsspiele bestreiten und ausnahmslos auf Freundschaftsspiele bauen, fahren sie deutlich weniger Punkte ein als die Konkurrenz, weswegen sie in der Weltrangliste systematisch unterschätzt werden. Frankreich fiel so vor der EM 2016 von Platz 8 auf Platz 22, obwohl sie bei den Freundschaftsspielen zu überzeugen wussten und auch Brasilien fiel von Platz 6 auf Platz 18 während der WM Qualifikation 2012. Aktuell ist der Gastgeber der WM 2018 Russland aufgrund der fehlenden Qualifikationsspielen nur noch die Nr. 56 in der Weltrangliste und wird damit sogar schwächer eingestuft als Saudi Arabien (54.), Burkina Faso (50.) oder Kongo (48.). Das halten wir beispielsweise für einen totalen Fehlschluss. Die FIFA Weltrangliste ist deswegen nicht wirklich als eine gelungene Einstufung zu bezeichnen, auch wenn sie tendenziell natürlich einige interessante Tatbestände beinhaltet.
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Fazit – Sind die FIFA Weltranglisten für das Wetten wichtig?
Bei Wetten auf Fußballnationalmannschaft ist eine statistische Analyse genauso wichtig wie bei Wetten auf Vereinsmannschaften. Da Nationalmannschaften aber nicht regelmäßig gegeneinander antreten, ist es prinzipiell auch eine gute Idee sich an der FIFA Weltrangliste zu orientieren um beispielsweise bei Freundschaftsspielen zwischen Teams aus verschiedenen Verbänden einen Messwert zu haben. Allerdings ist zu beachten, dass die Weltranglistenpunkte einer komplizierten und durchaus kritisierbaren Berechnungsgrundlage unterworfen sind. Aus unserer Sicht bildet die Weltrangliste nur bedingt die Stärken der Mannschaften ab. Argentinien ist derzeit (Stand Januar 2017) sicherlich nicht die stärkste Mannschaft der Welt und Chile ist auch nicht deutlich besser als Italien, Frankreich, Spanien oder die Niederlanden einzuschätzen. Die Buchmacher wissen das natürlich und würden Chile wohl eher nicht als klaren Favoriten gegen eine dieser Mannschaften quotieren. Auch dürfte Russland weiterhin Favorit über beispielsweise Burkina Faso sein. Für das Wetten ist die FIFA Weltrangliste demnach mit Vorsicht zu genießen. Viel wichtiger für das Wetten sind andere Methoden, Daten und Statistiken.
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