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Da ich in der letzten Woche verreist war, musste ich wohl oder übel auch auf mein Gespräch mit Guido verzichten. Es gab also keine Diskussion über die Mainzer Auferstehung, mit der sie sich so einige Stempel aus dem Gesicht wischen konnten. Außerdem sprachen wir eben nicht über den Kölner Untergang in Hannover oder über hinkende Dortmunder. Auch die Probleme des Rekordmeisters kamen nicht zur Sprache. Warum auch?
Jetzt – eine Woche später – erkennt man, dass jegliche Diskussionen zu diesem Thema vollkommen absurd gewesen wären. Denn in dieser Woche hat sich alles – und die Betonnung liegt hier auf “alles” – geändert. Die Mainzer sind nicht mehr auferstanden, sondern doch recht menschlich und die Stempel aus der Vorwoche haben wir auch wieder rausgekramt. Die Kölner haben nicht nur sich verändert, sondern auch ihr Punktekonto. Dortmunder wie auch Münchener hinken entweder gar nicht mehr oder zumindest am anderen Bein.
Das kann man jetzt schnelllebiges Geschäft nennen. Taten wir aber nicht.
Guido hatte, so glaube ich, gar keinen Kommentar zu meinem kurzen Monolog zu Beginn unseres Gesprächs. Er genoß jeden Moment, den er über Fußball sprechen konnte. “Seit ich mit der dicken Hausfrau fahre”, so erzählte mir Guido, “ist alles anders.” Guidos Chef hatte ihm eine lernende Beifahrerin dazugesetzt, damit er ihr die teilweise äußerst komplizierten Rangierfahrten bei kleineren Kunden in der Pfalz zeigen konnte. Er war immer noch im Speditionsgeschäft oder anders gesagt: LKW-Fahrer. Scheinbar ein guter.
Ich sorgte mich zunächst ein wenig, als er seinem Job ungewöhnlich viel Gesprächszeit gab. Doch schnell legte sich dieser Ausrutscher und wir kamen auf den Lederball zu sprechen.
Warum er keinen Kommentar zu meinem Monolog hatte, erfuhr ich recht schnell: Wettgewinn. “Hab so ein System gespielt. Drei aus Vier, hatte irgendwie Lust drauf”, Guido erschien mir wie immer etwas unkoordiniert in seiner Erzählweise. “Tja, da Chemnitz in Madeburg 6:1, Dortmund in Mainz und Hoffeheim gegen Hannover sicher führte war das Ding schon früh durch. Am Ende hat sogar noch Liverpool gewonnen. Aus zehn Euro über 80 gemacht. So siehts aus.”
“Meinen Glückwunsch, antwortete ich und schob eine Frage hinterher, “wie kann man den in dieser Saison überhaupt auf die Bundesliga wetten? Da läuft doch alles drunter und drüber.”
Guido liebte es, wenn er auf sein Fußballwissen angesprochen wurde. Er antwortete auf solceh fragen im gleichen Tonfall wie es ein Superheld tut, der gerade die hilflose kleine Dame aus einer brenzlichen Lage gerettet hat. “Ich denke, die Bundesliga wird zum Ende der Hinrunde hin immer mehr in ihre alten Muster verfallen. Das mache ich mir zu Nutzen.”
“Wie meinst du das mit “in ihre alter Muster verfallen”?”, fragte ich.
“Nun ja, ich glaube nicht an Hannover, aber schon an Bremen und Stuttgart. Ich glaube auch an Wolfsburg und die Bayern, bei Schalke bin ich unsicher und bei Frankfurt kann ich auch kaum Tendenzen erkennen. Pauschal zu sagen, auf wen ich setzen werden, kann ich nicht. Aber diese Kleinigkeiten können eine Quote als sehr wertvoll dastehen lassen.”
“Glauben kann manchmal Bäume versetzen”, seufzte ich schmunzelnd.
Im Grunde genommen hatten wir eine angeregte Diskussion. Aber macht das alles Sinn?
Stehen wir in der nächsten Ausgabe nicht wieder vor den falschen Annahmen dieser Woche?
Bei Guidos Guide geht es jeden Dienstag um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.