Guidos Guide: Unheilbare Veranlagung
Die Bayern werden in dieser Saison international von Beginn an gefordert. Wenn es mit der positiven Entwicklung in der Gruppenphase so weiter geht, dann wird man rückblickend sicherlich von einem Glückslos sprechen. Schwere Gegner in der Gruppe bedeuten hohe Anforderungen an Qualität und Konzentration von Beginn an. Im Gegensatz zu allen anderen
Gruppen gibt es schließlich im Kreise von Neapel, Villarreal, Manchester City und den Bayern kein Fallobst. Umso erstaunlicher sind die ersten beiden Resultate, die der deutsche Rekordmeister erreicht hat: Sieg bei Villarreal (2:0) und Sieg gegen Manchester City (2:0).
“Wo sind sie denn, die ganzen Leute, die Manchester City favorisiert haben und die der Meinung waren, die Mannschaft von Mancini würde durch diese Gruppe durchrauschen?”, Guido genoß es sichtlich, kein Loblied auf Manchester City gesungen zu haben. Obwohl es dazu allen Grund gab: Zu Beginn der Saison legte City ordentlich los. Gegen Tottenham Everton und einige kleinere Mannschaften gelangen bis heute 16 Punkte in sechs Spielen. Damit teilt man sich in Manchester die Tabellenführung. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass die Bayern gegen ein starkes Team gewonnen haben.
“Und, obwohl ich von der bayrischen Überlegenheit beeindruckt war, muss man sich bei der Bewertung des Spiels bitte auch an die ersten 20, vielleicht ersten 30 Minuten erinnern”, bemerkte Guido. “Den Zweikampf in der 3. Minute mit Silva hätte ich nicht gepfiffen, ich hatte nicht den Eindruck, dass Boateng den Spanier ausreichend trifft. Ein Kontakt mag vorliegen, aber ich halte es für eine Berührung”, sagte Guido. “Was ist mit der zweiten Aktion?”, fragte ich. “Das ist eine interessante Szene. Über diese Szene könnte ich mich Stunden auslassen. Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass es ein klarer Elfmeter ist. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Der Angreifer legt sich den Ball vor und Boateng haut dazwischen. Foul, Elfer, Ende. Viel interessanter sind die Implikationen dieser Aktion. Denn es gibt immer noch den ein oder anderen Haken in der bayrischen Defensive.
Lass mich es so erklären: Es gibt zwei Arten von Spielern, die es in den Profibereich schaffen. Der erste Typ ist ein Spieler mit Spielintelligenz und manchmal, aber nicht zwingend vorhandenem Interlekt. Der zweite Typ ist ein Spieler, der es in die oberen Gefielde des Sports geschafft hat, weil er körperlich alles mitbringt und allgemein mit besten Anlagen gesegnet ist. Dieses Foul von Boateng bestätigt mal wieder die Vermutung, dass sich zwischen dem rechten und linken Ohr beim bayrischen Innenverteidiger nicht besonders viel abspielt. Der gegnerische Angreifer läuft nicht mal mehr genau aufs Tor zu, um ihn herum befinden sich mittlerweile, wenn ich mich recht erinnere, drei oder vier Verteidiger und kein Stürmer in gefährlicher Position. In dieser Situation planiert Boateng alles, was in Hell-Blau rumläuft und provoziert einen klaren Elfmeter. Ich möchte betonen, dass es sich hier nicht um Dummheit handelt, sondern um Veranlagung.”
Als Guido seine kurze Rede beendet hatte, waren auch meine Emotionen hinsichtlich dieses Fouls verschwunden. Die Bayern haben eine stärkere Abwehr als in letztem Jahr, doch Probleme gibt es immer noch. Ob diese in dieser Saison heilbar sind, darf man bezweifeln.
Bei Guidos Guide geht es in unregelmäßigen Abständen (Guido ist derzeit auf Weltreise) um den letzten Bundesliga-Spieltag, den internationalen Fußball, sowie um aktuelle Stammtischthemen, die sich mit dem Lederball beschäftigen. Und natürlich Guidos Meinung.
zum Nachlesen:
– (39) Guidos Guide: Hierarchien verstehen, Hierarchien nutzen
– (38) Guidos Guide: Lahms Langeweile
– (37) Guidos Guide: Europa League Flucht
– (36) Guidos Guide spezial: Spanischer Streik